Neuss Rainer Halm ist neuer Schützenkönig

Neuss · Nur drei Schüsse brauchte Rainer Halm, Hauptmann der Grenadiere, um am Dienstag den Vogel abzuschießen. Einen Mitbewerber hatte er nicht. Der 52-Jährige aus Grimlinghausen ist damit der neue Neusser Schützenkönig.

Bürger-Schützenfest: Neuss kürt seine Sieger
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Im dritten Anlauf hat es der gebürtige Neusser Rainer Halm jetzt geschafft. 1990 und 1991 hatte es nicht geklappt, da musste sich der Grenadier erst dem heutigen Schützenpräsidenten Thomas Nickel, dann seinem Onkel Jakob Matheisen geschlagen geben. Zwanzig lange Jahre wartete er bis zum neuen Versuch. Dieses Jahr passt alles: Sein Grenadierzug "Fetzige Nüsser" feiert 25-Jähriges, und Halm wird das Amt als Hauptmann der Grenadiere, das er seit 1996 bekleidet, abgeben.

Mit einem Volltreffer holte er den Vogel am Dienstag von der Stange. Die ersten beiden Schüsse streichelten noch den Holzvogel, der in Wahrheit nur ein weißer Holzklotz ist. Schuss Nummer drei ging in die Vollen: Der Vogel zersplitterte, fiel krachend zu Boden und ein ungläubig schauender Rainer Halm wandt sich um: Um 18.25 Uhr war er der neue Schützenkönig.

Regimentschef Dr. Heiner Sandmann war der erste Gratulant, nahm den Grenadier-Hauptmann herzlich in den Arm. Halms Ehefrau Petra, die neue Schützenkönigin, musste sich mühsam den Weg durch die Gratulantenschar bahnen. Bürgermeister Herbert Napp hatte das Karree an der Vogelstange noch gar nicht erreicht, "da sah ich den Vogel schon fallen", erzählte er anschließend - und kommentierte: "Meisterlich".

Auch die Zuschauer, die dicht gedrängt an der Absperrung standen, trauten ihren Augen nicht, auf ein Dutzend Schüsse oder mehr waren sie eigentlich eingestellt. Vor allem nach der vorherigen Selbsteinschätzung von Rainer Halm: "Ich bin kein guter Schütze. Ich bin froh, wenn der Vogel überhaupt runterkommt", hatte er gesagt.

Oberschützenmeister Martin Flecken versichert, dass keine stärkere Munition verwendet wurde, "vielleicht war das Holz härter", mutmaßt er. Vielleicht war es einfach nur ein Glückstreffer, vielleicht lag es aber auch an einem hoch konzentrierten Schützen. Denn Halm stand schon lange vor Beginn des Wettbewerbes im Kreise seiner Kameraden des künftigen Königszugs "Fetzige Nüsser" und wirkte in sich gekehrt. Inmitten des Trubels sammelte er offenbar die nötige Energie für das, was da kommen sollte. Ganz anders Ehefrau Petra, die quirlig unterwegs war. Sohn Marc (22), ein Zwei-Meter-Mann, gab derweil die Devise an seinen Vater aus: "Einfach volle Pulle."

Schützenkönig Rainer Halm wurde noch auf der Festwiese von Schützenpräsident Thomas Nickel proklamiert, Vorgänger Werner Kuhnert mit sehr viel Beifall verabschiedet. Dann trugen Kameraden ihren König auf die Bühne im Festzelt. Dort sprach Halm sein ganz persönliches Motto für das Königsjahr ins Mikrofon: "Denn ich liebe das Leben", ein Lied von Vicky Leandros.

Auch sie sind jetzt Sieger:

Der erste König des Abends war am Dienstag Maximilian Schoth. Der Zwölfjährige ist der neue Edelknabenkönig. Der 84. Schuss mit dem Luftgewehr war sein Siegtreffer, da hatte er das letzte der 40. Plättchen abgeräumt.

"Als noch einer vor mir war, hab ich gedacht: Hoffentlich räumt er das vorletzte ab — und ich das letzte", erzählte er anschließend strahlend.

Schnellster Reiter war Christian Schlangen (25), der als neuer Artillerie-Sieger gekürt wurde. Beim sogenannten Flachrennen über 400 Meter hatte der Koch mit seinem Friesenpferd die Nase vorn - mehr noch: Schlangen war sogar vor seinem Pferd im Ziel, weil er kurz davor stürzte, aber glücklicherweise unverletzt blieb. Für das Rennen hatte er sich ganz spontan erst am Vortag bei seinem Chef Jörg Heckhausen gemeldet.

Die letzte Entscheidung des Tages fiel bei den Reitern: Im elften Durchgang siegte Stephan Kuhs beim Ringstechen. Der 45-jährige Elektromeister und seine Frau Angela tragen nun den Titel Hohes Reitersiegerpaar. Beim Krönungsball für Rainer II. am Samstag, 3. September, werden sie proklamiert.

(dhk)
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