Kommunalwahl 2020 in Neuss Breuer bittet SPD-Spitze um Unterstützung

Neuss · Beim Besuch der Bundesvorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ging es um Projekte und Geld. Ohne Hilfe vom Bund seien die Mobilitätswende und die Entwicklung am Wendersplatz nicht finanzierbar .

 Mit Norbert Walter-Borjans (l.) und Saskia Esken konnte die  SPD in der Stadt und im Kreis endlich wieder die Parteiführung in Neuss begrüßen.

Mit Norbert Walter-Borjans (l.) und Saskia Esken konnte die  SPD in der Stadt und im Kreis endlich wieder die Parteiführung in Neuss begrüßen.

Foto: Andreas Woitschützke

Gerhard Schröder war der letzte amtierende Bundesvorsitzende der SPD, der Neuss besuchte. Das war 2002 – und er kam allein. Am Mittwoch nun stellte sich die seit einigen Monaten amtierende Doppelspitze mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans auf den Markt und an die Seite von Bürgermeister Reiner und Landratskandidat Andreas Behncke – und wurde von beiden kräftig „angepumpt“. Denn ihre Pläne für Stadt und Kreis, die diese vor den Bundespolitikern dort und bei einem Rundgang über Wendersplatz und Rennbahn vorstellten, bleiben unerfüllbar, wenn nicht Hilfe vom Bund kommt. „Um es klar zu sagen: Es geht um Cash“, sagte Breuer.

Um Punkt 9.45 Uhr hielt der Bus mit Esken und Walter-Borjans vor dem Haus am Pegel. Die örtliche SPD hatte vorher noch ein paar Breuer-Plakate mehr aufgehängt oder zurecht gezupft, denn im Schlepp hatten die Bundespolitiker etliche Mitglieder der Bundespressekonferenz. „Sommertour“ steht über der zweitägigen Pressereise, und für die gab es schöne Bilder mit St. Quirin im Hintergrund. Denn Neuss war die einzige Stadt, die beide zugleich besuchten.

Walter-Borjans entpuppte sich als Neuss-Kenner und Breuer-Fan. „Was du in Sachen Klimaschutz, Verkehr und Wohnen machst, ist bemerkenswert“, sagte der in Meerbusch aufgewachsene ehemalige Landesminister bei der Begrüßung am Pegel. Und weil das so gut klang und ja auch Teil seiner Mission war, sagte er es später auf dem Markt vor etlichen Zuhörern gleich noch einmal: „Was du machst, ist modellhaft.“

Breuer stellte den prominenten Gästen seine Heimatstadt als prosperierendes Gemeinwesen vor. Danach noch ein bisschen Ortshistorie („Hier am Wendersplatz hat am 10. September 1848 Ferdinand Lasalle vor 10.000 Menschen gesprochen.“), und er kam auf den Punkt. Aus dem „historischen Ort der Arbeiterbewegung“, als Parkplatz derzeit unter Wert behandelt, soll „das Wohnzimmer der Stadt werden.“ Und auf der  Hessentorkreuzung wolle man einen Verkehrsversuch nach dem Prinzip „Shared Space“ machen. Dazu seien Städtebaufördermitteln von Bund und Land die Voraussetzung.

Nachdem Breuer seine Ideen zur Rennbahn vorgestellt  („Wir wollen einen echten Bürgerpark schaffen.“) und seine Absicht bekräftigt hatte, mit diesen 40 Hektar Grünfläche als Zentrum 2026 eine Landesgartenschau ausrichten zu wollen, holte er noch einmal eine virtuelle „Sammeldose“ heraus, um Bundeshilfe für die Einleitung einer Mobilitätswende in Neuss zu bitten. Wer diese Wende will, „muss Alternativen anbieten“, sagte er mit Blick auf den ÖPNV. Doch alleine könne das die Kommune nicht bezahlen.

Landratskandidat Behncke setzte danach auf dem Markt andere Schwerpunkte: Bezahlbaren Wohnraum, Arbeit – und Ausbildung. „Wir müssen aufpassen“, pflichtete ihm Walter-Borjans bei, „dass aus der Krise eines Jahres nicht die Krise einer Generation wird.“ Und Eskens unterstützte Behnckes Wohnungsbau-Politik. „Daseinsvorsorge muss für alle da sein“, sagte sie, bezahlbarer Wohnraum gehöre dazu.

Zum Schluss gab es noch etwas Folklore: Radiesen essen. Denn man war schließlich in Neuss – und irgendwie auch noch „op die Dag“.

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