Jagdgesetz in Neuss Neuer Streit um die Wildgänse in der Nordstadt

Nordstadt · Nächste Runde im politischen Streit um die Wildgans-Population am Jröne Meerke. Durch das neue Jagdgesetz dürfen die Eier der Tiere unfruchtbar gemacht werden. Das bestätigt der Rhein-Kreis – der Stadt ist die Änderung neu.

 Die Schneegänse sind seit Anfang der 1980er Jahre in Neuss heimisch und bilden die einzig freie Brutpopulation dieser Art in Westeuropa.

Die Schneegänse sind seit Anfang der 1980er Jahre in Neuss heimisch und bilden die einzig freie Brutpopulation dieser Art in Westeuropa.

Foto: Linda Hammer/Hammer, Linda (lh)

Wenn diese tapsigen, gefiederten Zeitgenossen nur wüssten, für wie viel Aufregung sie sorgen. Seit wenigen Wochen sind die Wildgänse wieder am Jröne Meerke zu bestaunen (so würden es Vogelkundler formulieren) beziehungsweise treiben dort ihr Unwesen (so würden es Kritiker ausdrücken). Die unliebsamen Hinterlassenschaften der Tiere fungieren bereits seit Jahren als Dünger für politischen Zündstoff – nun wurde sozusagen die nächste „Runde“ eingeleitet. Diesmal unter dem Motto „juristisches Verwirrspiel“.

Die SPD nutzte im Nachgang eines Bürgerdialogs am Jröne Meerke die Gelegenheit, eine „Attacke“ in Richtung CDU zu starten. Tenor: Die Christdemokraten hatten im Juni vergangenen Jahres „vollmundig“ angekündigt, dass die Landesregierung das Landesjagdgesetz ändern wolle. Die Konsequenz: Die Gelege brütender Schneegänse dürften wieder unfruchtbar gemacht werden. Diese Ankündigung bezeichnet der SPD-Vorsitzende Sascha Karbowiak als „Luftnummer“. Zu der Einschätzung, dass die Gesetzesänderung nichts bringe, komme auch der Rhein-Kreis Neuss.

Der Rhein-Kreis kann das auf Nachfrage unserer Redaktion allerdings nicht bestätigen. Durch die Gesetzesänderungen ergäben sich durchaus Möglichkeiten, die Wildgans-Population am Jröne Meerke einzudämmen, sagt Kreissprecher Benjamin Josephs. Zwar dürften nach der neuen Landesjagdzeitenverordnung lediglich Grau-, Kanada- und Nilgänse vom 16. Juli bis zum 31. Januar gejagt werden – und keine Schneegänse, die am Jröne Meerke den größten Teil ausmachen. Allerdings bestehe nun durch das neue Jagdgesetz die Möglichkeit, dass die Untere Jagdbehörde im Einzelfall gestatten kann, dass die Gelege von Schneegänsen unfruchbar gemacht werden. Dazu müsse die jeweilige Kommune jedoch einen Antrag stellen. Dies habe die Stadt Neuss bislang aber noch nicht gemacht.

Auf Nachfrage bei der Stadt wird schnell klar, warum das noch nicht geschehen ist: „Eine Änderung des Jagdgesetzes in Hinsicht auf eine Unfruchtbarmachung der Schneeganseier wäre uns neu“, so Stadtsprecher Peter Fischer, der ausführt: „Wenn das tatsächlich so ist, werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen und gegebenenfalls ausschöpfen.“

Allerdings gebe es inzwischen auch fachliche Einschätzungen, die diese Maßnahme für nicht nachhaltig effektiv ansehen. Die Stadt werde weiterhin das „bewährte Reinigungskonzept“ beibehalten. Die Reinigung erfolgt nach Bedarf auf Wegen und Wiesen maschinell und händisch. Der Bedarf werde durch die täglichen Kontrollgänge der Parkaufsicht festgestellt. Eine weitere Maßnahme, um die Population einzudämmen, ist noch in der „Verlosung“: Die Vergrämung der Tiere durch den Einsatz eines Falken.

 Der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings bezeichnet die Stellungnahme der SPD und die Unwissenheit der Stadt über die neuen Möglichkeiten durch das geänderte Jagdgesetz als „peinlich“ – und fügt hinzu: „Sie hätten sich vorher lieber mal informieren sollen.“

Die Schneegänse sind seit Anfang der 1980er Jahre in Neuss heimisch und bilden die einzig freie Brutpopulation dieser Art in Westeuropa.

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