Premiere in Neuss Szenische Lesung mit Musik im Theater am Schlachthof

Neuss · Das TaS trägt zu den jüdischen Kulturtagen bei – mit einem eigens kreierten Theaterabend. Premiere ist heute.

 Wolfgang Wirringa, Marlene Zilias und Markus Andrae (v.l.) in einer Probe zu „Der lachende Hiob – Mynona anonym“.

Wolfgang Wirringa, Marlene Zilias und Markus Andrae (v.l.) in einer Probe zu „Der lachende Hiob – Mynona anonym“.

Foto: Anne Brückner

Auf diese Gelegenheit hatte Markus Andrae vom Theater am Schlachthof (TaS) schon lange gewartet: Die Jüdischen Kulturtage sind ein idealer Anlass, um das interessierte Publikum für den jüdischen Autor Salomo Friedlaender zu begeistern. Am heutigen Freitag präsentiert das Theater am Schlachthof eine szenische Lesung mit Musik über und mit Texten von Salomo Friedlaender, der auch unter dem Pseudonym Mynona veröffentlichte. Der Autor, Jahrgang 1871, starb 1946 in Paris.

„Als ich vor 30 Jahren per Zufall an Texte von Friedlaender gekommen bin, war ich sofort fasziniert – und erstaunt, dass so jemand in völlige Vergessenheit geraten konnte“, sagt Markus Andrae. Er beschreibt den Autor als „eine Geistesgröße, der damals auf einer Stufe stand wie Kurt Tucholsky“. Er habe Einfluss auf das Geistesleben gehabt, sei ein streitbarer Denker und ein Anhänger des sozialistischen Pazifismus gewesen – damit habe der Jude gleich doppelt auf der falschen Seite gestanden. Bestseller habe er keine geschrieben – er sei halt ein Intellektueller gewesen, der nicht wirklich in seine Zeit passte. Schon früh sollte er nach Paris emigrieren.

Die szenische Lesung trägt den Titel „Der lachende Hiob – Mynona anonym“. Auf ganz leichte Kost sollte man sich nicht einstellen, aber insgesamt könne man sich schon auf einen vergnüglichen Abend freuen. Andrae drückt es so aus: „Was Salomo Friedlaender schreibt, ist hoch komplex, aber auch unterhaltsam.“

Der Mitbegründer der literarischen Groteske habe zu Lebzeiten zwischen den Stühlen gesessen, sagt Markus Andrae: Den Philosophen war er zu satirisch und den Satirikern zu philosophisch. Der freie Schriftsteller, der auch in Zeitschriften publizierte, erkannte diesen Zwiespalt und bezeichnete sich gerne als Synthese aus Kant und Chaplin.

„Der lachende Hiob“ hatte er bereits im Exil geschrieben. „Es werden aber eine ganze Reihe von Geschichten gelesen“, verspricht Markus Andrae. Neben ihm werden Wolfgang Wirringa und Marlene Zilias die szenische Lesung gestalten. Die Auswahl humorvoller Texte wird eingebunden in zeitgenössische französische Chansons. Markus Andrae weiß, dass solch ein Programm nicht so populär ist wie beispielsweise eine Comedy-Veranstaltung. Aber er setzt vor allem auf eine Zielgruppe, das Bildungsbürgertum. „Denker wie Salomo Friedlaender waren und sind wichtig, damit wir nicht im Sumpf der Beliebigkeit versinken“, sagt der 55-Jährige.

Info Blücherstraße 31, heute, 20 Uhr, Karten unter 02131 277499

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