„Kaffeepausen“-Lesung im Schützenmuseum „Neuss liest ein Buch“ hat festen Zuhörerstamm

Neuss · Vor allem die fast täglichen „Kaffeepausen“-Lesungen sind ein Format, das eine Mini-Kolonne von Neussern mit sich zieht.

 Britta Spies ist die fünfte Vorleserin, die Monika Marons Buch „Endmoränen" präsentiert, dieses Mal im Gewölbekeller des Schützenmuseums.

Britta Spies ist die fünfte Vorleserin, die Monika Marons Buch „Endmoränen" präsentiert, dieses Mal im Gewölbekeller des Schützenmuseums.

Foto: Helga Bittner

Es ist kurz vor 15 Uhr. Noch gibt es viele freie Plätze an den Tischen im Gewölbekeller des Schützenmuseums, obwohl doch die Veranstaltung gleich beginnt. Aber Britta Spies und Claudia Büchel sind ganz gelassen. Sie rechnen mit dem bisher festen Stamm an Zuhörern, auch wenn Büchel skeptisch sagt: „Die Rollstuhlfahrerin wird heute wohl nicht dabei sein.“ Die Treppe runter in den stimmungsvollen Gewölbekeller mag so manchen abgeschreckt haben: Am Ende ist es nicht mal ein Dutzend, das Britta Spies beim Vorlesen aus Monika Marons Roman „Endmoränen“ zuhört.

„Neuss liest ein Buch“ heißt die Aktion der Stadtbibliothek, die den Roman eines Autors in Form von „Kaffeepausen-Lesungen“ vorstellt. Aber keiner geht hin? Nein, so ist das nicht. Büchel als Chefin der Stadtbibliothek fehlen zwar die Vergleiche mit den Vorjahren (sie hat die Leitung des Hauses erst in diesem Jahr übernommen), aber sie ist bei den Lesungen überwiegend dabei und stellt fest: „Es gibt einen festen Kern von Zuhörern, und auf jeden Fall ist die Aktion ein gesetztes Format.“

Und so geht auch Britta Spies fast fröhlich an die Lese-Aufgabe heran. Löscht das Licht, so dass nur die Kerzenstumpen auf den Tischen für Helligkeit sorgen (Spies hat natürlich eine Leselampe an ihrem Pult), zieht die Jacke aus und beginnt: „Wir erinnern uns“, sagt sie und fasst kurz den Inhalt der vier Vorgänger-Lesungen zusammen. Danach ist für eine gute halbe Stunde nur ihre Stimmer zu hören. Vielleicht mal unterbrochen vom Klappern einer Tasse, die auf den Unterteller gestellt wird, aber ansonsten wird mucksmäuschenstill zugehört.

Spies belässt es jedoch nicht bei einer Lesung, sondern regt die Zuhörer zum Reden an, will wissen, wie ihnen das Buch gefällt. Der einen ist der Ton zu jammernd, die andere findet es nicht so spannend, auch wenn ihr der Sprachstil von Monika Maron gefällt. So der so ist zu merken, dass jeder sich auf seine Weise mit dem Roman beschäftigt. Was allein schon gutes Ergebnis für eine Aktion ist, die Literatur zu den Menschen bringen will.

Auch heute gehen die „Kaffeepausen“-Lesungen aus „Endmoränen“ weiter (15 Uhr, Katholische Bücherei St. Quirin), und der Eintritt ist wie immer frei. Andere Veranstaltungen der Aktion „Neuss liest ein Buch“, die von Neussern für Neusser organisiert werden, stellen andere Romane von Monika Maron in den Fokus.

Heute Abend zum Beispiel laden Stadtbibliothek und Transition Town Neuss um 18 Uhr zur Lesung aus Marons Roman „Flugasche“ im (unbeheizten) Folienzelt der Urban Gardening-Gruppe im Botanischen Garten (Eingang Bergheimer Straße) ein. Der Roman durfte in der DDR nicht erscheinen, er kam 1981 beim S. Fischer Verlag in Frankfurt/Main heraus.

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