Komödie in der Alten Post Neuss Witzig inszenierte und gut gespielte Komödie

Das Erwachsenenensemble der Alten Post hat unter der Regie von Sven Post die Komödie „Der nackte Wahnsinn“ einstudiert. Die (vorläufig) letzte Aufführung des Stücks geht heute um 20 Uhr über die Bühne.

 Die Inszenierung „Der nackte Wahnsinn“ ist auch in der Version der Alten Post ein Vergnügen für die Zuschauer. Dabei ist die Komödie von Michael Frayn schon mehr als 30 Jahre alt.

Die Inszenierung „Der nackte Wahnsinn“ ist auch in der Version der Alten Post ein Vergnügen für die Zuschauer. Dabei ist die Komödie von Michael Frayn schon mehr als 30 Jahre alt.

Foto: Alte Post

Neuss Dieses Stück ist der Liebling aller Schauspieler. Seit seiner Uraufführung vor über 30 Jahren hat Michael Frayns Komödie „Der nackte Wahnsinn“ einen Stammplatz auf den Bühnen der Welt. Frayn weiß genau, wie Theater funktioniert, vor allem das En-Suite-Geschehen. Ein Stück wird fertig inszeniert, dann zunächst auf der Heimatbühne ewig abgenudelt, um schließlich mit einer nicht enden wollenden Tournee vollends auf den Hund gebracht zu werden. Bis dahin hat das wahre Leben der Darsteller, also ihre Psychokrisen und Konflikte, längst die Regie des Spiels übernommen. In seinen drei Akten wird das Geschehen mit Höchsttempo vor den Augen des Publikums abgerollt, und für die Ohren gibt es eine irrsinnig witzige Eskalationsspirale, wie sie nur englischen Autoren einfällt. Jede Sekunde eine neue Pointe.

Keine geringe Herausforderung also für den Regisseur Sven Post und das Erwachsenenensemble der Alten Post. Zumal das RLT vor zwei Jahren eine „Profi-Version“ vorspielte. Was aber jetzt auf der Bühne im Kulturforum zu erleben ist, muss den Vergleich nicht scheuen. Mit kleinen, unwichtigen Abstrichen haben Post, sein Bühnenbildner Klaus Richter, zusammen mit Kostüm und Maske von Sergio Abajar, die Laiendarsteller zu einer beeindruckenden Leistung animiert.

Es geht in der Komödie um ein Stück im Stück. Sieben Türen führen von der Bühne in Räume, die mit Zetteln markiert sind: also ins Bad, ins Büro und vor allem ins Schlafzimmer. Davor ein paar olle Möbelstücke plus Fernseher und Telefon aus den 1970er Jahren. Und links, natürlich auf einem Regiestuhl, der Mann, der an seiner Gurkentruppe verzweifelt. Monatelang hat er „Nackte Tatsachen“ geprobt um einen Tag vor der Premiere festzustellen, dass seine Arbeit keine Früchte trägt: „Und Gott sprach, dass es schrecklich war“ lautet so auch seine den Himmel anrufende Anspielung auf das Buch Genesis. Alles läuft schief: Textpatzer, fehlende Requisiten, aus den Augen flutschende Kontaktlinsen.

Unglaublich aber, mit welcher Präzision die neun Darsteller dieses Chaos abwickeln. Christine Jansen als Hausdame Mrs. Clackett macht bereits in der Eingangsszene klar, dass ständiges Versagen auch eine Leistung ist. Holger Glasmacher als Regisseur Lloyd sowie Carina Meurer als seine Assistentin Poppy zeigen wahre Verzweiflung angesichts des in die Binsen gehenden Bühnengeschehens. Die junge Carina Meurer hat eine tolle darstellerische Präsenz. Auch die weiteren, Rollen sind ausgezeichnet besetzt und werden von Felix Bronkalla, Manuela Furlani, Kerstin Gierse, Falk Merlin Grossmann und Martin Wolters auf die Bühne gebracht. Eine wahre Erscheinungsbombe ist jedoch Monika Bautze als Einbrecherin Selma. Für ihr  lustig-streifiges  Outfit stand wohl die Panzerknacker-Bande Modell.

Keine Überraschung also, dass auch bei der vierten Vorstellung der Applaus nicht enden wollte. Sie soll die vorletzte gewesen sein. Das wäre richtig schade.

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