Auftaktveranstaltung im RLT Monika Maron eröffnet „Neuss liest ein Buch“

Neuss · Lothar Schröder, Kulturchef der Rheinischen Post, sprach mit der Autorin beim Auftakt im RLT über ihr aktuelles Werk und den umstrittenen Inhalt von „Munin oder Chaos im Kopf“.

 Auftaktveranstaltung von „Neuss liest ein Buch“ im Rheinischen Landestheater Neuss: Monika Maron im Gespräch mit Lothar Schroeder.

Auftaktveranstaltung von „Neuss liest ein Buch“ im Rheinischen Landestheater Neuss: Monika Maron im Gespräch mit Lothar Schroeder.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Das müsste den Neussern gefallen haben. Lothar Schröder, Kulturchef der Rheinischen Post, lobte die literarische Ausdauer von Düsseldorfs Nachbarstadt: „Bereits zum neunten Mal heißt es ‚Neuss liest ein Buch‘. In Düsseldorf hat man das gleiche Projekt bereits nach drei Mal aufgegeben.“ In diesem Jahr geht es um die Berliner Autorin Monika Maron. In zwölf Kaffeepausen-Lesungen wird ihr Roman „Endmoränen“ von Bürgern vollständig vorgelesen. Und dies an den unterschiedlichsten Orten, also den Neusser Museen, Büchereien, aber auch etwa in der Frauenberatungsstelle am Markt oder dem Theater am Schlachthof.

Der renommierte Kulturjournalist Lothar Schröder, im vergangenen Jahr Mitglied der Jury für den Deutschen Buchpreis, begrüßte Monika Maron bei der Auftaktveranstaltung im Foyer des Rheinischen Landestheaters. Die 1941 geborene, in der DDR aufgewachsene Schriftstellerin fühlte sich von dem Neusser Lesemarathon „sehr geehrt“. Marons erster Roman „Flugasche“ durfte in ihrem Heimatstaat nicht erscheinen, weil er dessen Umweltsünden zum Thema machte. In der Bundesrepublik hingegen wurde das Werk zum Bestseller und machte die Autorin schlagartig bekannt. Mit Schröder sprach sie indes über ihr aktuelles Buch „Munin oder Chaos im Kopf“. Wie bereits in früheren Büchern, auch in „Endmoränen“ könnte man sich die Hauptfigur als Alter Ego der Autorin vorstellen, ergänzt um eine einbeinige Krähe, die auf einem Berliner Balkon ständig Lebensklugheiten von sich gibt. Also nicht gerade das, was man einen mitreißenden Plot nennt. Dennoch war Marons Roman das Buch, über das im Frühjahr am heftigsten diskutiert und gestritten wurde.

Der Vorwurf lautete, Maron, die auch als Journalistin publiziert, verstecke in der Handlung ihre politischen Zeitdiagnosen. Eingebettet in eine Studie über den Dreißigjährigen Krieg finde man unheilvolle Bestandsaufnahmen der Jetztzeit. Vor allem der Verzicht auf „säkulare Selbstverständlichkeiten“ zugunsten der „muslimischen Mitbürger“ werde dort beklagt. In Neuss nahm die Autorin hierzu Stellung: Bereits in der DDR habe man ihr vorgeworfen, erzählte Dinge „falsch erlebt“ zu haben. Dies geschehe jetzt wieder. Weil sie sich in Zeitungsartikeln ein paar Mal kritisch zum Islam geäußert habe, durchforste man jetzt auch ihr literarisches Schaffen nach Beweisen für Islamophobie.

Dann las sie selbst aus ihrem Roman, mit schöner Stimme und nur Auszüge, die beim schlechtesten Willen nichts Verwerfliches enthielten. Zusammen mit der Gitarrenmusik von Iñaki Ochoa Moreno ergab das einen wunderbaren Eröffnungsabend. „Endmoränen“, der Roman des Lesemarathons erschien im Jahr 2002. Die Protagonistin Johanna war lange Zeit als Biografin tätig gewesen. Sie hatte sich dabei insofern spezialisiert, als sie Regimekritisches in ihren Texten gut verstecken konnte. Nach der Wiedervereinigung ist diese Fähigkeit überflüssig geworden, und Johanna befindet sich in einer Schreibkrise. In ihrem Sommerhaus inmitten einer Endmoränen-Landschaft, fern der Berliner Wohnung, reflektiert sie über ihr Leben, ihre Ehe, ihre Freundschaften und über das Älterwerden. Einer Endmöräne gleich hat sich der Lebensschutt von Jahrzehnten vor ihr aufgetürmt, all die Hoffnungen und Sehnsüchte von einem glücklichen Leben. „Ein leises Buch, aber von bedrängender, suggestiver Kraft“, urteilte ein Rezensent.

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