Familienbiwak auf dem Markt Jäger und Grenadiere feiern gemeinsam Geburtstag

Neuss · Jäger und Grenadiere haben mit einem Biwak für die ganze Familie auf dem Neusser Markt ihren runden Geburtstag gefeiert. Beide Korps wurden im Jahr 1823 gegründet und werden 200 Jahre alt.

Beim Familienbiwak der Jäger und Grenadiere auf dem Neusser Markt wurden auch Fahnen geschwenkt. Die beiden Korps feierten ihren 200. Geburtstag. 

Beim Familienbiwak der Jäger und Grenadiere auf dem Neusser Markt wurden auch Fahnen geschwenkt. Die beiden Korps feierten ihren 200. Geburtstag. 

Foto: Judith Michaelis (jumi)

Was kann man nicht alles machen, wenn man 200 Jahre alt wird und sich noch total fit fühlt? Das Grenadierkorps und das Jägerkorps – sie feiern diesen runden Geburtstag – hatten sich ein Familienbiwak auf dem Freithof einfallen lassen. Über mangelndes Interesse oder über schlechtes Wetter konnten sie sich am Sonntag nicht beklagen.

„Wir sind eine Schützenfamilie“, sagten Michael Gräff und Michael Panzer unisono. Gräff ist Hauptmann der Grenadiere, Panzer der der Jäger. Wenn Schützen ein Fest planen, darf es nicht an der typischen Schützenmusik mangeln. Obwohl gerade sehr viele Schützenfeste gefeiert werden, war es den Organisatoren des Familienbiwaks gelungen, genügend Musikzüge zu verpflichten. Insgesamt waren über 140 Musiker vor Ort. Viele Klangkörper brachen hastig auf, um auf einem Schützenfest aufzuspielen. Die Jäger und die Grenadiere hatten sich sehr viel für die Kinder einfallen lassen. Einer der Publikumsmagneten, sowohl für Jungs, aber auch für Mädchen, war das Bullenreiten. Die Kleineren wurden von Clown Wolfelino bespaßt. Eine besondere Attraktion: Das Nostalgie-Karussell, das Bernd Wiescholleck aus Holzbüttgen nachts auf dem Büttgener Rathausmarkt demontiert und schnell in Neuss aufgebaut hatte. Für die Größeren unter den Kleinen war eine kleine Minigolfanlage aufgebaut worden.

Am Nachmittag zeigte die Floristin Daria Kaminski vom „Blumenzauber“, wie ein Blumenhorn hergestellt wird. „Ich brauche dazu 30 bis 45 Minuten“, erklärte die Floristin. Sie hatte eine Auswahl von Blumen mitgebracht. Das Blumenhorn ohne Blumen sieht seltsam aus: Das sind Gitterstrukturen aus Kunststoff, die ein Material umfassen, die wie Schwämme aussehen und funktionieren. Wie teuer so ein Blumenhorn ist? „Es kostet ab 250 Euro“, erklärte Kaminski. Das Wichtigste bestehe darin, „möglichst schöne Blumen auszusuchen“. Nachmittags kam ein prominenter Besucher: Kein Geringerer als Martin Flecken, der Präsident des Neusser Bürgerschützenvereins, richtete ein launiges und recht langes Grußwort an die Besucher. Er hatte viele interessante Informationen mitgebracht: „Grenadiere und Jäger waren schon vor mehr als 200 Jahren bekannt“, erfuhr das Publikum. Damals war festgeschrieben, dass sich niemand berauschen durfte. Flecken sprach zum Teil Neusser Mundart – er erklärte, dass es damals noch keine Zugnamen gab und dass die Männer nach ihrer Körpergröße Zügen zugeordnet worden waren, immerhin nicht nach Bauchumfang.

 Sehr kühlend muss für die Musikkorps die Darbietung der Fahnenschwenker gewesen sein. Sie warfen ihre Fahnen mehrere Meter hoch und fingen sie sicher wieder auf. Das Schwenken der Fahnen sorgten für einen angenehmen Wind. Es ließ sich auf dem Biwak aushalten, das galt für die Erwachsenen ebenso wie für die Kinder. Auch Bürgermeister Reiner Breuer ließ sich das Event nicht entgehen und genoss seine Bratwurst. Die Jugendfeuerwehr war mit einem großen Löschfahrzeug vorgefahren – das interessierte die Kids, während sich die Eltern längere Zeit an einem der Getränkepavillons aufhielten. Sollte es ein kühles Bier sein oder lieber zur Feier des Tages ein Pfälzer Wein? Alles war möglich.

Auch die Jäger hatten etwas zu verkaufen: Die Jubiläumsabzeichen kosten drei Euro, einige wenige Exemplare wurden gratis abgegeben. Ein Spaß für die Kinder waren zwei Figuren in Lebensgröße, ein Jäger und ein Grenadier. Das Gesicht war ausgespart worden. Besucher, vor allem Kinder, stellten sich hinter die Figuren und gaben ihnen somit ihr Gesicht, die Mütter griffen zum Fotohandy. Wer weiß, vielleicht war das der Auslöser für den einen oder anderen Besucher, sich den Jägern und den Grenadieren eines Tages anzuschließen? Aktuell gibt es rund 800 Jäger und 1600 Grenadiere – um 1990 herum hatte es noch rund 800 Grenadiere und 1200 Jäger gegeben.

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