Neuss Dritte Gesamtschule als Lösung

Neuss · Bürgermeister Herbert Napp sieht durch den Koalitionsvertrag von Rot-Grün die Chance, mit Gründung einer dritten Gesamtschule die Schulprobleme in Neuss zu lösen. Die Gymnasien wären im Bestand gesichert.

 Mit dem rot-grünen Koalitionsvertrag für die neue Landesregierung wird ein großer Teil der schulpolitischen Diskussion auf die kommunale Ebene verlagert. Die Parteien in Neuss streiten vor allem um die Gründung einer dritten Gesamtschule.

Mit dem rot-grünen Koalitionsvertrag für die neue Landesregierung wird ein großer Teil der schulpolitischen Diskussion auf die kommunale Ebene verlagert. Die Parteien in Neuss streiten vor allem um die Gründung einer dritten Gesamtschule.

Foto: Andreas Endermann

Der rot-grüne Koalitionsvertrag ebnet aus Sicht von Bürgermeister Herbert Napp den Weg zur Gründung einer dritten Gesamtschule in Neuss. Dieses in Neuss hoch umstrittene Projekt würde seiner Auffassung nach die Forderungen der Minderheitsregierung in Düsseldorf nach einer größeren Durchlässigkeit des Schulsystems und des längeren gemeinsamen Lernens erfüllen.

"Spätzünder", so Napp, "die vielleicht erst mit zwölf Jahren ihre Begabungen entwickeln, können so differenziert gefördert werden, dass sie ohne Umweg über eine andere Schulform dort ihr Abitur oder einen anderen Abschluss machen. Mit einer dritten Gesamtschule wird die Durchlässigkeit per System erreicht". Den Bedarf sieht er in Neuss ohnehin gegeben. Napp begrüßt den grundlegenden Ansatz des rot-grünen Papiers, Themenfelder, "die für die Menschen vor Ort relevant sind, bei den Kommunen anzusiedeln". Gleichwohl hält er die Leitlinien zur "Schule der Zukunft" für "wenig konkret". In der Absicht von Rot-Grün nach einem gemeinsamen Unterricht bis Klasse 6 sieht er eine "gewaltige Aufgabe" für die Kommunen.

Obwohl Rot-Grün viele Entscheidungsmöglichkeiten in die Kommunen gibt (Schulbezirksgrenzen, Schulstruktur, Turbo-Abi), erwartet der Bürgermeister zwar eine lebhafte Debatte, aber keinen großen ideologischen Schulstreit zwischen den Fraktionen. Seine pragmatische Lösung lautet: dritte Gesamtschule. Die Grundschule bleibt bei vier Jahren, die Differenzierung erfolgt an der Gesamtschule während und am Ende der Sekundarstufe I, und eine Gefahr für die Gymnasien gibt es nicht.

Demgegenüber erwartet die schulpolitische Secherin der SPD, Gisela Hohlmann, dass in der Diskussion "die Fetzen fliegen". Inhaltlich ist sie auf einer Linie mit dem CDU-Bürgermeister und sieht nun auch große Chancen für die dritte Gesamtschule. Eine "Einheitsschule" könne man nicht so einfach einsetzen, "man muss überzeugen und die Eltern mitnehmen", so Hohlmann. Für sie ist klar, dass niemand in Neuss am Bestand der Gymnasien rütteln will. Neben dem klaren Ja zur Gesamtschule sieht die SPD auch die Möglichkeit, Haupt- und Realschule, die unter stark rückläufigen Schülerzahlen leiden, zusammenzulegen.

Eine Vorstellung, auf die die CDU defensiv reagiert: "Das mehrgliedrige Schulsystem hat sich bewährt", sagt Fraktions-Vize Anne Holt. Aus ihrer Sicht muss zunächst intern und dann im Schulausschuss darüber beraten werden, wie mit den neuen Freiheiten für die Kommunen umgegangen werden muss.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort