Ausstellung im Atelierhaus Neuss Multimediale Arbeiten aus Weißrussland

Neuss · Der 44 Jahre alte Künstler Anton SNT stellt im Atelierhaus aus und hat zudem drei Gastkünstler dazugeholt.

 Anton SNT vor der Plakatwand in der Ausstellung „Mysterious Radio Signal“ im Atelierhaus, die bei der Eröffnung von ihm mit Actionpainting verändert wird.

Anton SNT vor der Plakatwand in der Ausstellung „Mysterious Radio Signal“ im Atelierhaus, die bei der Eröffnung von ihm mit Actionpainting verändert wird.

Foto: Helga Bittner

Seine Kunst ist auf Instagram, Facebook, Flickr und Youtube zu finden – Anton SNT, so sein Name, ist eigentlich in Minsk zu Hause, aber gerade mit einer Ausstellung in Antwerpen zugange, so dass die Reise in den Westen Europas ohnehin anstand. Und damit kam auch der Stopp in Neuss zustande.

Dank der guten Kontakte einer Neusserin  hat auch Christian Weber vom Kulturamt den Künstler aus Weißrussland kennengelernt, war von dessen Arbeiten und auch seiner Position zu begeistert, dass er sofort beschloss, eine kurze Zeit der Pause im Atelierhaus an der Hansastraße für eine Ausstellung von Anton SNT zu nutzen.

Der 44-Jährige, der Design an der Kunsthochschule in Minsk und Kunstgeschichte in Warschau studiert hat, sieht sich selbst als multimedialer Künstler. Daher ist es nur folgerichtig, dass er zwei Gäste eingeladen hat: Anna Sokolova, die ihre raumgreifende Videoprojektion „Against the Landscape“ zeigt,  Zahar Kudin, ein Maler und Bildhauer aus Weißrussland, der mit einem Tableau abstrakter Malerei vertreten ist, und als Dritten im Bunde Gleb Choutov, der  bei der Eröffnung eine Klangperformance liefert. Er schafft eine eigene Musik  mit Hilfe von Axtschlägen auf Holzstämme, deren Schallwellen Anton SNT auf eine große Wand malt (ausschließlich in Weiß), die wiederum aus einer Plakat-Collage besteht.

Das Motiv hat SNT geschaffen. Zwei Figuren, Seite an Seite („Zwillinge könnten sie sein“, sagt der Künstler), die ein bisschen an die statischen Figuren eines frühen SF-Films erinnern. Was passt, denn über ihnen verkündet die Schrift ein „Mysterious Radio Signal“. Das ist auch der Titel der Ausstellung, denn für den Künstler ist das Radio-Signal jenes Moment, das einen neuen technischen Prozess bis zur heutigen Digitalisierung in Gang gesetzt hat. „Seither haben wir solche Signale um uns herum“, sagt er und verweist auf die Videoinstallation von Sokolova, die eine glitzernden Wasserfläche so bearbeitet hat, dass ein flimmeriges Durcheinander die Wand hoch-und runterströmt.

Die multimediale Ausrichtung von Anton SNT zeigt sich sowohl im Aufbau der Ausstellung wie auch in den Exponaten. Die Poster-Collage ist für ihn eine Art Reverenz  an die Street Art, die heute schon Museumsreife, aber eben als Wandmalerei auf den Straßen angefangen hat.  Andererseits ist der Weißrusse wieder zur Tradition zurückgekehrt – und malt. Mit Pinsel und Farbe, immer wieder die Eiger-Nordwand, die in der Ausstellung gleich drei Mal vertreten ist, und zeigt, wie meisterhaft er mit Licht und Schatten umgehen kann. „Deswegen“, so sagt er, „bevorzuge ich auch einen dunklen Raum für meine Kunst , habe es am liebsten, wenn meine Malerei nur vom Notausgang-Schild beleuchtet wird und von dem flimmernden Licht des Sokolova-Videos.“ Ohnehin muss man schon nahe an die Bilder herantreten, um zu erkennen, dass sie gemalt sind und kein fotografiertes Motiv zeigen: „Aber Fotos gab es vorher“, sagt Anton SNT und erzählt, dass er bei der Arbeit zwischen den Medien nicht trennt: Er zeichnet, scannt, fotografiert, verfremdet  als Video-DJ, macht davon Screenshots, die er dann wieder mit Pinsel und Farbe auf Leinwand bringt.  Vor 15 Jahren hat er damit angefangen, ob es dabei bleibt? Anton SNT zuckt mit den Schultern: Woher kann er das jetzt schon wissen.

Nicht nur er lebt in einer digitalen Welt, sondern sein Besucher auch. Was also liegt näher, als mit der Wahrnehmung zu spielen, mit der Sicht des Menschen durch ein Display  zu kalkulieren?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort