Kreativ in Neuss Künstlerpaar probiert in Corona-Zeit neue Technik aus

Neuss · Sich in der Corona-Zeit neu erfinden, daran arbeiten gerade die beiden Künstler Renate Linnemeier und HOLT. Sie drehen Filme und malen gemeinsam Bilder.

 Im Atelierhaus  an der Hansastrasse: das Künstlerpaar HOLT und Renate Linnemeier.

Im Atelierhaus  an der Hansastrasse: das Künstlerpaar HOLT und Renate Linnemeier.

Foto: Andreas Woitschützke

Vieles hat sich seit Corona verändert für das Neusser Künstlerehepaar Renate Linnemeier und HOLT, die im Atelierhaus an der Hansastraße am Hafenbecken 2 ihre künstlerische Heimat haben. „Fast alle Ausstellungen wurden abgesagt oder immer wieder verschoben. Die vielen Kurse im Kreativbereich sind fast komplett verschwunden,“ erzählt die Künstlerin.

Gemeinsam mit ihrem Mann, der unter dem Künstlernamen HOLT bekannt ist, nutze sie die Zeit aber für Projekte und für völlig neue Erfahrungen: „Wir haben einen Film über unsere Kunst gedreht. Dafür haben wir viel lernen müssen und uns auch mit neuen Kommunikationsmitteln vertraut gemacht. Die Musik dazu habe ich selber komponiert,“ erzählt der gebürtige Franzose. Zu sehen ist der Film bei YouTube.

Auch gemeinsame Bilder sind in dieser Zeit entstanden. Im Fokus steht dabei die Familie, denn „das ist das Wichtigste in dieser Zeit, wo alle zusammenrücken und Kontakte auf das Wesentliche beschränkt sein müssen. Und Familie ist Kommunikation: Jeder muss hören, dass ihn jemand liebt“, fasst HOLT die Gedanken zu den Gemälden zusammen. Und die sind echte Koproduktionen: Einer fängt an und malt den gemeinsamen Hintergrund und dann tourniert das Bild von Renates Atelier zu HOLTs Atelier und wieder zurück. Dabei entsteht eine Mischung an Ideen: Ein zweigeteiltes Werk, das den jeweiligen Pinselstrich erkennen lässt und auch die Unterschiede im Stil der beiden Künstler sichtbar macht, am Ende aber doch eine Einheit bildet. Mixed Media, also die Verwendung unterschiedlicher Medien bei der Erstellung eines Werkes, kommt auch dort zum Einsatz. Öl, Wachs, Kreide, Acryl sind nur einige der Materialien von denen das reisefreudige Paar sich inspirieren lässt. Unter dem Motto „The air that I breathe“ und mit Unterstützung der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss beschäftigt sich Renate Linnemeier in einer neuen Werkreihe mit der Luft zum Atmen. „Wenn mir etwas in letzter Zeit bewusst geworden ist, dann wie wichtig es ist, die Luft zu spüren, zu riechen, zu genießen – ungehindert!“

Die Aufarbeitung des Tragens der Gesichtsmasken stellt sie sphärisch dar. Malerisch, aber auch indem sie – im wahrsten Sinne – das Holz öffnet und mit Bohrungen Luftlöcher schafft, die die Strömungsdynamik der Luft spielerisch darstellen sollten. Zu dieser Serie gehören gemalte Ausdrücke des Formenspiels der Wolken, Schallwellen durch Musikinstrumente oder Gesang erzeugt sowie „alles was fliegt“: Vögel, Flugzeuge oder auch Seifenblasen.

Ihre Kurse bei der Volkshochschule in Neuss laufen inzwischen online und sie ist sehr dankbar, dass auf ihre langjährigen Teilnehmer Verlass ist. Zudem ist sie in dem Buch „FrauenPower in der Kunst“, in dem sieben Künstlerinnen ihren Stil vorstellen und so Hobbykünstlern zu einem eigenen Malstil verhelfen wollen, vertreten.

Das Buch erscheint in diesen Tagen im Christophorus Verlag. HOLT sieht die Pandemie auch als Chance: „Diese Zeit macht uns allen klar, dass sich immer alles verändert. Nur dass das im Moment schneller und nicht planbar geschieht.“

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