Nettetal Und ewig grüßt der Bauhof

Nettetal · Die Stadt leistet sich seit Jahren eine unwirtschaftliche Industriebrache. Die Mitarbeiter haben nicht einmal eine Dusche. Allein die vorsorgliche Aufstellung eines Bebauungsplanes stößt dennoch auf Widerstand.

 Über das Prädikat "Bruchbude" kommt der Bauhof der Stadt nicht hinaus. Man darf übrigens sicher sein, dass kein Ratsmitglied an seinem Arbeitsplatz Zustände hinnähme, wie sie dort herrschen.

Über das Prädikat "Bruchbude" kommt der Bauhof der Stadt nicht hinaus. Man darf übrigens sicher sein, dass kein Ratsmitglied an seinem Arbeitsplatz Zustände hinnähme, wie sie dort herrschen.

Foto: Busch

Drei harte Winter in Folge haben die Mitarbeiter des Baubetriebshofs in Lobberich hinter sich. Das hieß, mitten in der Nacht ausrücken, Straßen von Eis und Schnee befreien, Überstunden en masse machen und in eisiger Kälte arbeiten. Bei ihrer Rückkehr in den Bauhof an der Breyeller Straße in Lobberich mussten sie sich damit begnügen, einigermaßen beheizte Räume, Toiletten und Waschbecken vorzufinden. Duschen? Fehlanzeige.

Seit Jahren schaut die Stadt tatenlos zu, wie der Baubetriebshof vergammelt und die Mitarbeiter Bedingungen vorfinden, die nicht einmal mehr am Rand der Zumutbarkeit sind. Dennoch tut sich die Politik weiterhin schwer, diesem unwürdigen Zustand zügig ein Ende zu bereiten. Anders als bei anderen Projekten, beispielsweise im Sportstättenbau, in Schulen und Kindergärten, wird hier um jedes Zugeständnis noch vor der Planung gefeilscht und gerungen. Am Ende schiebt man alles auf die lange Bank. Selbst die Aufstellung eines Bebauungsplanes führte in der Sitzung des Planungsausschusses zu ausführlichen Diskussionen.

Nichts zu verschenken

Die Stadt hat kein Geld zu verschenken. Das hatte sie nie. Die mangelhafte Unterbringung des Bauhofes in einem aufgelassenen Fabrikgebäude ist ein Uralt-Thema. Die Stadt hat systematisch dort den Personalbestand heruntergefahren, auch weil dies bei Arbeitern einfacher geht als bei Beamten und Angestellten. Die politische Lobby für die Mitarbeiter dort hielt sich immer in Grenzen — auch wenn Forderungen nach besseren Arbeitsleistungen in der Grünflächenpflege, bei der Straßenunterhaltung und der öffentlichen "Sauberkeit und Ordnung" ständig zunehmen. Unter welchen Bedingungen das alles zu leisten sein soll, wurde nie gefragt. Es geht ums Ergebnis. Am besten um eines, das sich dann wählerwirksam vermarkten ließe, ohne dass man sich um das Zustandekommen Gedanken machen müsste.

Mühsam hat die Stadt inzwischen den Kompromiss erzielt, dass demnächst auf dem Gelände ein Neubau errichtet wird. Ehrlicherweise muss man anfügen, dass die Stadt sich anders entschieden hätte, könnte sie die Industriebrache als Bauland versilbern. Aber im Untergrund lauern Altlasten. Die FDP stellte sich jetzt quer, als die Verwaltung vorsorglich die Aufstellung des Bebauungsplanes beschließen lassen wollte. Ihr geht es darum, in dem Augenblick handeln zu können, in dem die Finanzierung steht und nicht erst dann in ein langatmiges Verfahren eintreten zu müssen.

Es passt ins Bild der Fürsorglichkeit, mit der der Rat den Mitarbeitern im Bauhof begegnet, dass der Ausschuss mehr über den Kreisverkehr diskutierte als über den Plan, endlich menschenwürdige Bedingungen zu schaffen und ein höheres Maß an Wirtschaftlichkeit herzustellen. Kein Privatunternehmen würde sich nämlich das Gehuddel auf dem Gelände und in den Hallen beim Rangieren von Fahrzeugen und Gerät leisten. Es wäre längst pleite angesichts unwirtschaftlicher Leerstunden.

Vielleicht tagt der Rat einmal im Bauhof. Am besten in der letzten Sitzung vor Weihnachten. Es wäre für manchen in der Runde ein heilsames Erlebnis. FRAGE DES TAGES

(RP)
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