Nettetal Neue Wege in der Schulseelsorge gehen

Das Werner-Jaeger-Gymnasium hat kreisweit die ersten Schulseelsorger. Elisabeth Kranz und Marcus Marosz, beide Lehrer für evangelische Religion, haben sich ein Jahr lang fortbilden lassen. Der Bedarf für Gespräche ist groß.

 Die beiden Schulseelsorger Marcus Marosz und Elisabeth Kranz am Werner-Jaeger-Gymnasium zeigen ihren Gottesdienst-Koffer.

Die beiden Schulseelsorger Marcus Marosz und Elisabeth Kranz am Werner-Jaeger-Gymnasium zeigen ihren Gottesdienst-Koffer.

Foto: Heribert Brinkmann

Am Werner-Jaeger-Gymnasium gibt es wie an jeder Schule natürlich auch Beratungslehrer, und die wird es auch weiter geben. Neu und kreisweit bisher einmalig sind zwei Schulseelsorger, die bei Problemen gesprächsbereit sind. Elisabeth Kranz und Marcus Marosz haben ein Jahr lang am Wochenende eine Fortbildung am Pädagogisch-theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bonn besucht und im Januar mit einer Prüfung abgeschlossen.

Elisabeth Kranz (32), Lehrerin für Latein, evangelische Religion und Geschichte, und Marcus Marosz (33), Lehrer für evangelische Religion und Geschichte, haben im Schulalltag die Erfahrung gemacht, dass es einen Bedarf nach Seelsorge gibt. Viele Schüler suchten das Gespräch oder nähmen das Gesprächsangebot gerne an.

Die Probleme sind höchst unterschiedlich. Als Beispiele nennen die Schulseelsorger Mobbing, Leistungsängste, Probleme mit Mitschülern bei Cliquenbildung, aber auch generell Zukunftsfragen oder psychische Probleme bei Schülern oder in deren Familien.

Marcus Marosz, seit sieben Jahren am Werner-Jaeger-Gymnasium, war als Stufenlehrer bereits nah dran an den Problemen von Schülern. Beide haben ebenso als Religionslehrer die Erfahrung gemacht, dass die Themen im Unterricht oft sehr ins Persönliche reichen, etwa wenn über Tod und Trauer gesprochen wird.

Zwar werde Religionslehrern per se bei Krisenlagen eine gewisse Kompetenz zugeschrieben, aber Kranz und Marosz gaben sich damit nicht zufrieden, sondern wollten sich professionalisieren lassen. Als Lehrer für Religion sei man sowieso im Boot, wenn ein Schüler verunglückt oder sich etwas antut, wenn einem Lehrer etwas passiert oder ein Elternteil stirbt. In einer einjährigen Ausbildung, die von Freitag bis Sonntag neben dem Schulalltag absolviert wurde, ging es um solche Themen. Beide empfanden diese Wochenenden als sehr intensiv, aber auch als durchaus belastend. Profis aus der Telefonseelsorge oder aus Beratungsstellen, die sich mit Suizid und sexuellem Missbrauch befassten, berichteten über ihre Arbeit. Das seien Themen gewesen, die an die Substanz gingen. Trotzdem sei die Fortbildung insgesamt bereichernd gewesen. Es gab dabei auch viele Tipps und Adressen, um bei Themen wie etwa Magersucht professionelle Unterstützung zu erhalten. Schon während der Weiterbildung veränderte sich ihre Arbeit an der Schule: Sie bekamen einen besseren Blick für Probleme, ein feineres Gespür und mehr Sicherheit. Man frage auch häufiger mal nach und begnüge sich nicht gleich mit einer ausweichenden Antwort. Alles, was besprochen werde, bleibe wie beim Beichten geheim. Ansprechbar sind beide nach dem Unterricht, auf dem Flur, im Lehrerzimmer oder mit Terminvereinbarung.

Mit Mitteln der Evangelischen Landeskirche wurde ein Gottesdienst-Koffer angeschafft, der Hilfsmittel bereit stellt, damit Schüler den Schulgottesdienst oder religiöse Orientierungstage vorbereiten können. Einmal im Monat wird ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert.

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