Kriminalität im Kreis Viersen Immer mehr Fälle sexuellen Missbrauchs

Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Sexualdelikte an Kindern und Kinderpornographie um fast 60 Prozent an. „Die Leute schauen nach Lügde weniger weg“, sagt Kriminaldirektor Uwe Fahlbusch. Das ist aber nur ein Grund.

 Die Zahl der Sexualdelikte an Kindern und Kinderpornographie stieg im vergangenen Jahr um fast 60 Prozent an.

Die Zahl der Sexualdelikte an Kindern und Kinderpornographie stieg im vergangenen Jahr um fast 60 Prozent an.

Foto: Quelle: Polizei Viersen | GRAFIK: FERL

 Im Kreis Viersen ist die Zahl der Straftaten im Bereich sexueller Missbrauch von Kindern und Kinderpornographie im vergangenen Jahr stark angestiegen. Nach 71 Fällen im Jahr 2018 ermittelten die Beamten im vergangenen Jahr 113 Straftaten – ein neuer Höchststand. Das geht aus der neuen Kriminalstatistik hervor, die am Montag vorgestellt wurde.

Kriminaldirektor Uwe Fahlbusch von der Kreispolizeibehörde Viersen macht zwei Gründe für den starken Anstieg verantwortlich: „Nach den Vorkommnissen in Lügde gucken weniger Leute weg, es werden mehr Straftaten angezeigt.“ Und: Bei der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte profitiere die deutsche Polizei von internationaler Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden in den USA und Kanada. „Wir erhalten Hinweise über das Bundeskriminalamt von den Kollegen aus Übersee und können denen nachgehen.“ Die Aufklärungsquote sei hoch: von 30 Fällen wurden 29 aufgeklärt.

Sechs Beamte sind im Kreis Viersen dafür abgestellt, doppelt so viele wie im Vorjahr. „Die Ermittlungsverfahren dauern lang, im Schnitt oft mehr als ein Vierteljahr“, so Fahlbusch. Und häufig stoßen die Ermittler am Ende auf überraschende Ergebnisse: dass zum Beispiel Nacktbilder von Kindern freiwillig in bestimmten Chaträumen im Internet verschickt wurden.

Was den Kriminaldirektor besorgt: „Kinderpornografisches Material wird auf den Schulhöfen ausgetauscht, als wäre es das Normalste der Welt.“ Um das in Zukunft zu verhindern, sei eine bessere Internet-Erziehung sehr wichtig. „Es ist vor allem die Aufgabe der Eltern, ihr Kind besser zu kontrollieren und auf mögliche  Gefahren im Internet aufmerksam zu machen“, sagte Fahlbusch.

Wie hat sich die Gesamtzahl an Straftaten entwickelt? Im Jahr 2019 ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent gesunken. Diese Angabe ist jedoch wenig aussagekräftig, da alle Straftaten  unabhängig vom jeweiligen Schweregrad zusammengefasst werden – vom Schwarzfahren bis zum Mord.

Wie sicher bin ich in NRW und im Kreis Viersen? Die Gefahr, im Kreis Viersen Opfer einer Straftat zu werden, ist erheblich geringer als im Landesdurchschnitt. Im Kreis Viersen kamen im vergangenen Jahr auf 100.000 Einwohner 5312 Straftaten (Vorjahr: 5666). In NRW kamen im Schnitt auf 100.000 Einwohner 6847 Straftaten (Vorjahr: 7160).

Wie viele Gewaltdelikte gab es im vergangenen Jahr? Insgesamt gab es mit 544 Gewaltdelikten in 2019 weniger Gewaltdelikte als im Jahr zuvor. Da waren es 579. Die Zahl an Mordfällen ist jedoch gestiegen von sieben auf zwölf. Mit 32 Vergewaltigungen und schweren sexuelle Nötigungen gab es im Jahr 2019 mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. 2018 wurden 15 Taten registriert. Von diesen Taten wurden 90 Prozent aufgeklärt. Auch die Raubdelikte sind im vergangenen Jahr um rund 15 Prozent gestiegen – von 104 auf 120. Auffällig: Die Aufklärungsquote stieg von 52,9 Prozent im Jahr 2018 deutlich an auf 58,3 Prozent. Das ist der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen entwickelte sich in 2019 rückläufig. Gab es im Jahr 2018 insgesamt 453 Fälle, waren es im vergangenen Jahr 382.


Wie hat sich die Internetkriminalität entwickelt? Im vergangenen Jahr sind die Delikte rund um das Internet um 14,6 Prozent angestiegen. Kriminaldirektor Fahlbusch ist sich sicher: „Hierbei handelt es sich vermutlich nur um einen Bruchteil.“ Häufig würden sich Opfer von Internetbetrügern schämen und die Tat nicht anzeigen. Den Hauptteil der Delikte rund ums Internet machten Warenbetrugsdelikte aus. Der Tipp des Polizisten: „Bei vermeintlichen Schnäppchen am besten zweimal hingucken und auf jeden Fall eine sichere Bezahlmethode wählen!“

Wie hat sich die Anzahl an Auto-Diebstählen entwickelt? Im vergangenen Jahr wurden weniger Autos im Kreis Viersen gestohlen als 2018. Insgesamt 143 Fahrzeuge entwendeten die Täter (2018: 151). Ist das Auto weg, ist die Chance gering, es wieder zu bekommen: Die Aufklärungsquote lag bei 9,1 Prozent. Häufig suchten die Täter hochwertige Autos, aber auch teure Baufahrzeuge, sagte Kriminaldirektor Uwe Fahlbusch. Er warnte vor den bequemen Keyless-Go-Systemen: „Den Sender am besten zu Hause in einer Aluminiumdose aufbewahren, sonst können die Signale vor der Haustür per Laptop abgefangen und genutzt werden.“

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