Moers Schaephuysens Storch bekommt ein Nest

Moers · In einer konzertierten Aktion wollen RWE und örtliche Firmen einen Nistbaum aufstellen, um den Vogel dauerhaft im Dorf zu halten.

Bislang war sie nur ein Gast auf der Durchreise, doch nun soll sie eine echte Schaephuysenerin werden. Die Rede ist von "Adele" oder "Luzie" oder "Grete" – die Storchendame, die am 31. Januar plötzlich im Ort auftauchte, hat bereits viele schöne Namen von den Bewohnern erhalten. Alle hoffen, dass Schaephuysen bald nicht nur als Gold-, sondern auch als Storchendorf glänzen kann.

Damit das wahr wird, soll der geflügelte Gast nun ein Heim bekommen. "Es ist geplant, einen Nistbaum aufzustellen", sagt Rheurdts Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen. "Das wird eine konzertierte Aktion von mehreren Beteiligten." Der genaue Termin steht noch nicht fest. Für den Mast will die RWE AG sorgen, die Aufstellung soll durch die Firma Horlemann durchgeführt werden. Den Nistkorb steuert die Firma Tönnies bei. Die Lineg, der das Gelände gehört, wo der Storch sich derzeit aufhält, ist mit der Idee einverstanden.

Damit alles artgerecht verläuft, sei ein "Storchen-Papst" in Zyfflich um Rat gefragt worden, erzählt Klaus Kleinenkuhnen. Die Chancen, dass die Storchendame dauerhaft bleibt, stünden "fünfzig zu fünfzig", meint der Bürgermeister. Das Tier sei angefüttert worden und habe sich einen Standort am Ortsrand von Schaephuysen, nicht weit vom Gewerbegebiet, ausgesucht. Wenn die Störchin das Nest bezogen hat, braucht sie eigentlich nur noch einen geeigneten Partner.

In den vergangenen Wochen habe sich ein förmlicher "Storchen-Tourismus" vor Ort entwickelt, berichtet Kleinenkuhnen. RP-Leserin Ingrid Osterloh hatte sich daher schon besorgt gezeigt und Hundehalter gebeten, ihre Tiere angeleint zu lassen.

Der Naturschutzbund Nabu wundert sich über das Verhalten des Vogels. Das sei "sehr ungewöhnlich für ein Wildtier", meint Hermann-Josef Windeln vom Nabu-Ortsverband Issum-Geldern auf Anfrage des Grafschafters. Allerdings sei dieser Storch von Menschen aufgezogen worden und habe daher wenig Scheu vor ihnen. "Merkwürdigerweise zog er auch nicht auf dem Ostzugweg nach Afrika – was für ostdeutsche Störche normal ist – , sondern den Süd-West-Weg der Störche aus Westdeutschland. Er zieht regelmäßig in die Schweiz und nicht nach Afrika", schreibt Windeln weiter.

Es sei aber durchaus nicht ungewöhnlich, dass von Hand aufgezogene Störche ihr Zugverhalten ganz aufgäben. Auch das Erscheinen von "Adele" oder "Luzie" oder "Grete" zu dieser Zeit in Schaephuysen sei diesem nicht mehr natürlichen Zugverhalten zuzuordnen.

Dass der Vogel sich anfüttern lässt, meint Hermann-Josef Windeln, sei ebenfalls erstaunlich. Storche ließen sich normalerweise nicht füttern, das entspreche nicht ihrem natürlichen Verhalten. "Ähnlich unnatürliches Verhalten zeigen in den Niederlanden ausgewilderte Weißstörche der spanischen Rasse, die nicht ziehen, bei uns am Niederrhein. Sie tauchen hier und dort am Niederrhein auf und kommen zum Beispiel mit selbst gefangenen Mäusen über den Winter." Beim Nabu hält man wenig von Wildfütterung. Aber in diesem Fall, wenn kein ungesundes Futter angeboten werde, sei nichts dagegen zu sagen.

(RP)
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