Moers FDP: Realschule soll Berufskolleg werden

Moers · Die Moerser FDP lehnt die von SPD und CDU favorisierte, 72 Millionen teure Campus-Lösung für die drei Moerser Berufsschulen ab. Die Liberalen sehen noch Chancen für eine bislang noch nicht diskutierte Variante.

Die Tochter des Moerser FDP-Vorsitzenden ist möglicherweise verantwortlich dafür, dass die Diskussion um die Zukunft der drei Moerser Berufsschulen jetzt noch einmal auflebt. Die Schülerin des Mercator-Berufs-Kollegs hatte ihrem Vater nämlich vorgeworfen, sich mit der beabsichtigten Verlagerung der Schule auf das Gelände des von SPD und CDU favorisierten Berufsschul-Campus an der Repelener Straße nicht genügend auseinandergesetzt zu haben. Das ist inzwischen nachgeholt worden. Das Ergebnis: Die FDP lehnt sowohl in der Stadt Moers als auch auf Kreisebene den Bau eines Berufsschul-Campus für mehr als 4000 Schüler ab.

Wie berichtet, hatten sich SPD und Grüne im Kreis eindeutig für den mit 72 Millionen Euro veranschlagten Neubau ausgesprochen. Die CDU war nach kontroverser Diskussion und knapper Abstimmung ebenfalls auf diese Linie eingeschwenkt. Die Abstimmung im Weseler Kreishaus soll am 14. März über die Bühne gegen. Bis dahin, so Maas und der Moerser FDP-Fraktionsvorsitzende Otto Laakmann, sei durchaus Zeit, neue Mehrheiten zu organisieren. Da die VWG sich ebenfalls gegen die Campus-Lösung ausgesprochen hatte, so das Kalkül, könnte es bei einem Umschwenken der CDU gelingen, das Projekt erneut auf den Prüfstand zu stellen.

Für die FDP sind nämlich die veranschlagten Baukosten von 72 Millionen Euro viel zu niedrig angesetzt. "Hinter verschlossenen Türen wird schon von 100 Millionen Euro gesprochen", sagt Maas. So seien in den Baukosten die Abschreibungen für die Gebäude des Hermann-Gmeiner-Berufskollegs, des Mercator-Kollegs und der Berufsschulen für Technik in Höhe von 20 Millionen Euro nicht enthalten. Besonders die Technische Berufsschule sei noch in einem sehr guten Bauzustand. Ein Abriss sei daher unsinnig. Maas: "Hier wird Geld verschleudert und Kapital vernichtet."

Die Stadt Moers habe, so die beiden FDP-Politiker, ein Eigeninteresse an einer anderen Lösung. So sei absehbar, dass die neue Realschule in Rheinkamp demnächst nicht mehr benötigt werde. Zudem stünde dort direkt nebenan das Gebäude der ehemaligen Hauptschule zur Verfügung. Dort könnte doch, so der Vorschlag der FDP, das Hermann-Gmeiner-Kolleg einziehen. Zumindest müsse die Verwaltung die Möglichkeit prüfen. Maas und Laakmann äußerten ihr Unverständnis darüber, dass die Kollegen aus der Ampel-Kooperation sich unter Hinweis auf die Zuständigkeit des Kreises aus der Diskussion weitgehend heraushielten. Laakmann: "Wir sind als Stadt immerhin mit einem Viertel an den Kosten beteiligt."

Dagegen seien noch vor 2009 die Kosten für eine Sanierung des Mercator-Kollegs mit lediglich 2,54 Millionen Euro veranschlagt worden. Schon jetzt reichten zudem die Parkplätze am Berufskolleg für Technik nicht aus. Kämen noch zwei Schulen hinzu, werde sich die Situation weiter verschlimmern.

Allerdings ist der FDP klar, dass es schwierig sein wird, die in den Fraktionen bereits gefallenen Vorentscheidungen noch einmal zu kippen. Maas: "Dazu brauchen wir auch den Druck der Straße." Gemeint sind vor allem Lehrer, Schüler und Eltern des Mercator-Kollegs. Schulleiter Herbert Beck will in der Tat aktiv werden: "Wir bereiten was vor." Was, will er nicht sagen: "Wir müssen uns Pulver trocken halten."

(RP/rl)
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