Stadtplanung in Moers „Handlungskonzept Wohnen“ für Moers

Moers · Analyse soll Grundlage für künftige Planungen liefern. Quartierforum und Bund deutscher Baumeister fordern Strategie zur Behebung des Mangels an preiswerten Wohnungen.

 Ein positives Beispiel: Im alten Rathaus Utfort (unten die Fassade in früheren Jahren, links Arbeiten im Treppenhaus) hat die Immobiliengruppe Zumwinkel preiswerte, öffentlich geförderte Wohnungen geschaffen. Die Stadt verkaufte dem Investor das Areal und unterstützte ihn bei seinem Vorhaben.

Ein positives Beispiel: Im alten Rathaus Utfort (unten die Fassade in früheren Jahren, links Arbeiten im Treppenhaus) hat die Immobiliengruppe Zumwinkel preiswerte, öffentlich geförderte Wohnungen geschaffen. Die Stadt verkaufte dem Investor das Areal und unterstützte ihn bei seinem Vorhaben.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Rund 2400 günstige Wohnungen fehlen in Moers, hat die Hans-Böckler-Stiftung ermittelt. Im Vergleich mit vielen anderen Städten schneidet die Grafenstadt damit sehr gut ab. Aber das ist kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen, schon gar nicht im Jahr vor der Kommunalwahl. So will die Moerser Politik jetzt ein „Handlungskonzept Wohnen“ auf den Weg bringen, wie es viele andere Städte schon haben. Es wird zunächst im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts für Meerbeck entwickelt, dann für das ganze Stadtgebiet.

 Ehemaliges Bergamt Moers im alten Rathaus Utfort

Ehemaliges Bergamt Moers im alten Rathaus Utfort

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

„Das strategische Arbeiten in diesem Bereich kann noch verbessert werden“, sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. Ein Planungsbüro soll die Situation auf dem Wohnungsmarkt analysieren, Entwicklungen darstellen und Maßnahmen zur Umsetzung vorschlagen. Gibt es einen „Wohnungs-Notstand“? Wie viele Wohnungen fehlen und wo? Welche Wohnformen zum Beispiel für Familien oder Senioren sind gefragt? Wo gibt es Bauflächen oder Baulücken? Um solche und ähnliche Fragen geht es.

 Karl-Heinz Theußen, Michael Donath, Claudia Dintinger, Freidhelm Giesen, Klaus Vinschen, Christine Steiner und Frauke Thies präsentieren das Positinospapier von Quartierforum und Bund Deutscher Baumeister.

Karl-Heinz Theußen, Michael Donath, Claudia Dintinger, Freidhelm Giesen, Klaus Vinschen, Christine Steiner und Frauke Thies präsentieren das Positinospapier von Quartierforum und Bund Deutscher Baumeister.

Foto: Josef Pogorzalek

Mehr strategisches Denken in Sachen Wohnraumentwicklung haben auch das Quartierforum Innenstadt – ein Kreis engagierter Moerser – und die Bezirksgruppe des Bunds Deutscher Baumeister (BDB) bei der Moerser Politik und Verwaltung angemahnt. In einem Bürgerantrag fordern sie ein Konzept zur Wohnraumentwicklung und eine Moerser „Wohnungsbauoffensive“. Dass Politik und Verwaltung jetzt aktiv werden, rechnen sich die Antragsteller als Verdienst an. „Unser Antrag war eine Initialzündung“, sagt Claudia Dintinger vom BDB. Quartierforum und BDB haben vor allem den Mangel an „bezahlbarem Wohnraum“ im Blick. „Im Innenstadtbereich gibt es aktuell so gut wie keine Sozialwohnungen“, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier. Diese seien aber dringend notwendig. „Dabei muss die Stadt dem demografischen Wandel und den Bedürfnissen von Familien gerecht werden. Es bedarf zunehmend auch studentischer Wohnungen und es fehlt an Kleinraumwohnungen und gemeinschaftlichen Wohn- und Trägerformen.“

Im Masterplan für die Innenstadt komme das Thema Wohnen nur am Rande vor, bedauert Karl-Heinz Theußen von Quartierforum. Und: Konzepte müssten frühzeitig entwickelt werden zum Beispiel für die Nachnutzung der innerstädtischen Areale von Hermann-Gmeiner- und Mercator-Berufskolleg, die in absehbarer Zeit zum neuen Berufsschul-Campus Moers umziehen werden. Dass die Stadt konzeptionell vorgehen könne, habe sie zum Beispiel 1980 mit dem Erwerb und der Sanierung der Zechensiedlung Meerbeck/Hochstraß gezeigt. „Es gab viel Kritik, aber die Stadt wollte preiswerten Wohnraum erhalten.“ Auch die Gründung der Projektgesellschaft Schulsanierung im Jahr 2008 sei ein Muster strategischen Planens gewesen.

Quartierforum und BDB möchten, dass die Stadt auch auf private Investoren zugeht, um ihnen die Schaffung preiswerten Wohnraums schmackhaft zu machen. „Man muss Anreize schaffen“, sagt Michael Donath. Vorsitzender des BDB im Bezirk Moers. Er kritisiert zudem, dass die Stadt ihre Flächen lieber zu Höchstpreisen anstatt „konzeptbezogen“ am Investoren verkaufe. Hier gibt es aber auch gute Gegenbeispiele. Stadtsprecher Thorsten Schröder nennt die alte Justus-von-Liebig-Schule, wo ein Investor nach entsprechenden Vorgaben der Stadt ein „grünes“ Wohnquartier mit Wohnraum für „alle“ schafft: „junge Alte“, Besserverdiener, Singles, Auszubildende, Familien, pflegebedürftige und behinderte Menschen.

Thorsten Schröder geht davon aus, dass die ersten Maßnahmen aus dem Handlungskonzept Wohnen, bezogen auf Meerbeck, schon im nächsten Jahr beschlossen werden können. Für das gesamtstädtische Konzept wird wohl ein längerer Atem notwendig sein. Quartierforum und BDB wollen der Stadt allerdings Dampf machen. „Wenn wir hier vom üblichen Moerser Tempo ausgehen, dann wollen wir der Beschleuniger sein“, kündigte Karl-Heinz-Theußen an.

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