Tradition in Moers Kumpel erzählen im Film vom Wir-Gefühl

Moers · 2018 feierte der Film „Was wird bleiben? – Bergbau am Niederrhein“ Premiere. Jetzt gibt es die Dokumentation als DVD.

 Das Geleucht auf der Halde Rheinpreu  ssen.

Das Geleucht auf der Halde Rheinpreu ssen.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Johann Bongers erzählt, wie er vor 75 Jahren unter Tage mit einem russischen Kriegsgefangenen sein Butterbrot und sein Wasser teilte. „Er hatte ja nichts“, sagt der einstige Bergmann, der in wenigen Tagen seinen 90. Geburtstag feiert. Helmut Ey kennt dieses Wir-Gefühl der Kumpel unter Tage ebenfalls. „Die Kameradschaft muss man erlebt haben“, erzählt der einstige Bergmann. „Sie lässt sich nicht beschreiben.“ Auch Jörg Filges, der einst unter Tage arbeitete, und Monika Klömpken, die über Tage in der Bergwerksverwaltung tätig war, erzählen vom Zusammenhalt, der sich kaum in Worte fassen lässt.

Regisseur Frederik Göke gelingt es, dieses Wir-Gefühl spürbar werden zu lassen, es mit Bildern, Sprache und Musik in seinem Dokumentarfilm „Was wird bleiben? – Bergbau am Niederrhein“ miterlebbar zu machen. Am 21. Dezember 2018 feierte dieser Film Premiere im Fördermaschinenhaus am Schacht IV, eingeladen vom Grafschafter Museum- und Geschichtsverein Moers. Es war der Tag, an dem auf dem Bottroper Bergwerk Prosper-Haniel offiziell das Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland gefeiert wurde, nachdem bereits im August die Zechen Anthrazit Ibbenbüren in Westfalen und im Oktober Prosper-Haniel im Ruhrgebiet ihre Förderung eingestellt hatten.

Anders als in Bottrop herrschte an diesem Tag in Moers kein Getöse, weil 100 Besucher in Ruhe den Streifen sahen, der die Welt des Bergbaus, der Kumpel und ihrer Familien auf vier Personen herunterbricht. Aus vier Perspektiven erzählen sie ungeschminkt und authentisch vom Bergbau, ohne das Positive zu überhöhen oder das Negative zu ignorieren. Er empfinde „Ekel, Abscheu“, sagt zum Beispiel Helmut Ey, wenn im Hintergrund Bilder von rauchenden Schloten und verpesteter Luft zu sehen sind, später aber auch schöne, wie das Geleucht von Otte Piene auf der Rheinpreußenhalde.

„Einige hatten Tränen in den Augen, als sie den Film gesehen haben“, berichtet Frank Heinrich als Schatzmeister des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins. „Alle waren vom Film begeistert. Deshalb haben wir am 21. Dezember versprochen, den Film auf DVD zu veröffentlichen.“ Das erwies sich als gar nicht so einfach, etwa wenn Andrei Turcan, der für Kamera, Schnitt und Ton verantwortlich war, und Frederik Göke auf Filmmusik zurückgriffen. „Wir mussten in Hollywood anfragen, ob das rechtlich erlaubt ist“, schmunzelt Frank Heinrich.

Außerdem war das Projekt mit 1000 DVD zu finanzieren, in das neben dem Grafschafter Geschichts- und Museumsverein der Verein 100 Jahre Kolonie Meerbeck, die Ruhr Tourismus GmbH sowie die Stiftung Industriedenkmalpflege eingebunden sind.

Die Volksbank Niederrhein übernahm die finanzielle Unterstützung. „Der Film ist sehr nah bei den Menschen“, begründet Volksbank-Vorstand Guido Lohmann das Sponsoring. „Das Wir-Gefühl ist ein Wert des Bergbaus. Es sollte weiterleben in einem Zeitalter, das immer individualistischer wird.“

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