Kandidatenporträt Dr. Ulrich Krüger Der die Schlappe wettmachen will

Moers · Dr. Ulrich Krüger ist Bundestagskandidat der SPD für den Wahlkreis 113 Wesel I. Den hatte er schon zweimal gewonnen, war aber 2009 hauchdünn seiner Konkurrentin Sabine Weiss (CDU) unterlegen. Nun will Krüger zurück nach Berlin.

 Die Partei holt extra viele Minister und den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück nach Wesel, damit Dr. Ulrich Krüger am 22. September den Wahlkreis zurückerobert.

Die Partei holt extra viele Minister und den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück nach Wesel, damit Dr. Ulrich Krüger am 22. September den Wahlkreis zurückerobert.

Foto: Koster, Karin (kost)

Dr. Hans-Ulrich Krüger geht zum vierten Mal für die SPD ins Rennen um einen Sitz im Bundestag. Besser gesagt Dr. Ulrich Krüger, denn den Hans-Ulrich mag er nicht so. "So steht es in meinem Personalausweis. Aber genannt hat mich so nur meine Mutter, wenn sie streng sein wollte", sagt der 61-jährige Vater dreier Töchter und lacht. Ernster schaut der promovierte Jurist aus Voerde drein, wenn er an den September 2009 denkt. "Das war ein Schlag", sagt Krüger, der damals knapp seiner Konkurrentin Sabine Weiss (CDU) aus Dinslaken unterlag, auf der Landesliste nicht abgesichert war und sich von Berlin verabschieden musste. 2002 als unmittelbarer Nachfolger von Prof. Dr. Uwe Jens sowie 2005 hatte er den Wahlkreis direkt für die SPD geholt. So eng wie 2009 kann es auch jetzt beim Urnengang zugehen. Krüger weiß, dass er den Wahlkreis gewinnen muss. Platz 21 belegt er auf der Landesliste der SPD. "Da ist von einer Absicherung nicht zu reden", sagt er. Er muss kämpfen, braucht den Sieg und tut alles dafür.

Krüger, geboren in Lemgo, kommt vom Land, ist aktuell Staatssekretär im NRW-Innenministerium und hat trotz sieben Jahren im Parlament die Nöte kleiner Kommunen nicht vergessen. Er wirbt für eine neue Art von Drei-Klang: Bund, Land und Kommunen müssten die Bedingungen gemeinsam in den Griff kriegen, sagt er. Damit meint er zum Beispiel die Zukunft der Pflege alter Menschen. Da müsse jetzt gehandelt, das ganze System der sozialen Aufgaben nachhaltig stabilisiert werden. Das Verständnis Krügers für kommunale Belange hat eine einleuchtende Vorgeschichte: Er studierte Rechtswissenschaften, promovierte zum Dr. jur., war einige Monate als Rechtsanwalt tätig, arbeitete dann als Richter am Landgericht Osnabrück und danach als städtischer Oberrechtsrat in seiner Geburtsstadt Lemgo.

1991 kam Dr. Ulrich Krüger an den Niederrhein, wurde Stadtdirektor in Voerde und 1997 vom Voerder Rat zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Hier kam er nicht nur mit der Betuwelinie und ihren Folgen hautnah in Kontakt. Hier hatte er es mit Kindergartenplätzen ebenso zu tun wie mit der Versorgung von Senioren. Und mit der Leitung einer Behörde. Deshalb hat er als Staatssekretär und somit als Vize des NRW-Innenministers auch keine Probleme mit der Aufgabenstellung. Das Spektrum reicht bis zum Verfassungsschutz. "Es passt zu meinem Vorleben, denn die Juristerei spielt überall rein." Mit Geld kennt er sich auch auf Bundesebene aus. Ab März 2008 war Krüger finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Einen Namen machte er sich als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses, der Vorgänge rund um den Münchener Immobilienfinanzkonzern Hypo Real Estate unter die Lupe nahm.

Wer ihm zum ersten Mal in offizieller Mission begegnet, der kann sich Krüger im Bundestags-, Rechts- und Finanzambiente auch gut vorstellen: korrekte Kleidung, zurückhaltendes, freundlich-höfliches Auftreten. Aber ist er ein Anzugmensch? Krüger verneint es nicht, sagt, dass die Kluft zum Beruf gehört. Den weiß er vom Privatleben zu trennen und ist dann oft in Jeans, Polohemd und Turnschuhen zu sehen. Apropos Sport: Bewegung, so bedauert er, ist in jüngster Zeit bei ihm zu kurz gekommen. Nach der Wahl will er Sport aber wieder "verstärkt in Angriff" nehmen.

Bis dahin ist Stimmenfang angesagt. Kaum eine Entscheidung in der Republik dürfte so knapp sein wie die im Wahlkreis 113 Wesel I.

(RP)
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