Moers 111 Künstlerporträts und ein Weltkulturerbe als Objekt

Moers · Die Galerie Bourceau zeigt ab Sonntag die Arbeiten der Maler Jürgen G. Bartsch und Ulrich Endrun.

 Die beiden Künstler Jürgen G. Bartsch und Ulrich Endrun präsentieren in der Galerie Bourceau ihre Arbeiten.

Die beiden Künstler Jürgen G. Bartsch und Ulrich Endrun präsentieren in der Galerie Bourceau ihre Arbeiten.

Foto: Klaus Dieker

Hermann Hesse, Picasso, Joseph Beuys, Siegmund Freund und Camille Claudel hängen gleich einer Ahnengalerie in Schwarz-Weiß an den Wänden der Galerie Bourceau an der Rheinberger Straße in Moers. Die Gesichter der Porträtierten wirken ausdrucksstark, lebendig, manche sind von tiefen Falten zerfurcht. Ulrich Endrun aus Essen hat die fotorealistischen Arbeiten geschaffen, die ab Sonntag, 27. Januar, in der Moerser Galerie zu sehen sind.

Endrun ließ sich durch die Arbeiten von Künstlern wie Gerhard Richter und Gottfried Helnwein zu dieser Porträtreihe animieren. Entstanden ist ein Zyklus mit 111 Bildern. Es handelt sich um Persönlichkeiten, die Endrun als "Teile seiner Biografie" versteht. "Sie haben mich durch ihre Lebensart und ihre Werke beeinflusst", sagt der Künstler in einem Vorgespräch zur Ausstellung. Und deshalb gehört auch ein Porträt seines Großvaters in den Zyklus, der ebenfalls Maler war. "Die Erstellung von Künstlerbildnissen ist keine Erfindung der Neuzeit, obwohl Richter mit seinen 48 Porträts die heute wohl bekannteste Serie geschaffen hat", erläutert Endrun, der nach einer Ausbildung als Schildermaler von 1977 bis 1983 Kunst an der Universität Duisburg studierte: Aus dem Jahr 1572 stamme eine Reihe von 23 gestochenen Bildnissen von Domenicus Lampsonius und Hieronymus Cock. "Ich wollte die Serie eigentlich nie ausstellen, um nicht als Nachahmer zu gelten, aber ich befinde mich ja in guter Gesellschaft", sagt der Künstler. Bis 1987 habe er in der Technik der "Alten Meister" und des französischen Impressionismus gearbeitet, erzählt Endrun. Danach habe er sich anderen Techniken und Materialien zugewendet. Ausgangspunkt für seine Bilder, die er in Moers zeigt, ist in den meisten Fällen ein Foto, das er durch Details bewusst verändert und verfremdet. Das gelingt zum Beispiel durch eine Unschärfe, die er den Bildern gibt. Die Porträtreihe, die Ulrich Endrun nach Moers mitgebracht hat, steht in einem direkten Spannungsverhältnis mit den Arbeiten von Jürgen G. Bartsch. Er präsentiert in der Galerie Foto-Objekte in Kästchen.

Lange, bevor die Zeche Zollverein Weltkulturerbe wurde, nutzte Bartsch die Chance, mit der Kamera das Gelände zu erforschen. Entstanden sind um die 1000 Fotografien, die den robusten Charme von Industriekultur einfangen. Die Aufnahmen sind von 2006 bis 2007 während des Ausbaus der Kohlenwäsche entstanden. Die Fotos hat er auf Folien übertragen, die er in einen Rahmen einspannt. Oft bannt er nur ein, zwei Details des Fotos auf die Folie. So entsteht ein neues Bild auf zwei Ebenen. Es bekommt eine Tiefe, deren Wirkung sich gerade dann entfaltet, wenn das Objekt gegen Licht gehalten wird. Bartsch bezeichnet sich selbst als Pluralistischen Künstler". Pluralistisch, weil er nach immer neuen künstlerischen Ansätzen sucht und seine Ideen nicht in einem festgelegten Stil oder Muster zum Ausdruck bringen will: Installationen, Objekte, Druckgrafiken und Zeichnungen sind seine Tätigkeitsfelder.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 27. Januar, 16 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 23. März zu sehen. www.galerie-bourceau.de

(RP/ac)
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