Moers Betriebsleiterin arbeitet im Turmzimmer

Moers · Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museums, ist Erste Betriebsleiterin der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung "Bildung".

Diana Finkeles Büro befindet sich nach wie vor oben im Turmzimmer des Moerser Schlosses. Der Aufgabenbereich der Museumsleiterin ist aber deutlich erweitert: Am 1. Januar trat die gebürtige Karlsruherin die Nachfolge von Kulturdezernent Hans-Gerhard Rötters als Erste Betriebsleiterin der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung "Bildung" an, die seit 2010 vier Moerser Institute unter einem Dach bündelt: Bibliothek, Musikschule, Museum und Volkshochschule. Diana Finkele, die 2004 beruflich in die Grafenstadt wechselte, schätzt die kollegiale Zusammenarbeit im "Bildungsbetrieb". "Wir haben uns alle demselben Ziel verschrieben: Wir wollen den Stellenwert, den Bildung in unserer Stadt hat, hochhalten und möglichst viele Menschen mit unserem Angebot erreichen", sagt Diana Finkele und ist überzeugt, dass die eigenbetriebsähnliche Einrichtung ein Gewinn für alle ist: "Der Eigenbetrieb bietet viele Vorteile. Die Institute profitieren von den gemeinsamen Strukturen wie Buchhaltung und Organisation", betont die Betriebsleiterin.

Diana Finkele betritt mit der neuen Position kein Neuland. Sie hat den Kulturentwicklungsprozess, den die Stadt Moers im Jahr 2004 angestoßen hatte, von Anfang an begleitet. Bis 2006 prüfte eine Gruppe, die sich aus Vertretern von Kultur, Verwaltung und Politik zusammensetzte, die Moerser Kultur auf Möglichkeiten zur Verbesserung der Organisationsstrukturen. Der Prozess wurde vom Beratungsinstitut ICG Culturplan begleitet. Für das Grafschafter Museum war kurzzeitig angedacht, eine Stiftungs- GmbH zu gründen. Die Idee stammte von der Forschungsgruppe "Regional Governance im Kulturbereich" der Fachhochschule Potsdam. Dieses Gutachten hatte der LVR finanziert.

"Es gab damals die Befürchtung, das Museum könne in einem Eigenbetrieb untergehen. Das hat sich jedoch nicht bewahrheitet", betont Finkele. 2007 wurden zunächst Museum und Musikschule in einer eigenbetriebsähnlichen Einrichtung zusammengeführt, drei Jahre später kamen VHS und Bibliothek hinzu. "Hans-Gerhard Rötters hat als erster Betriebsleiter die Weichen gestellt. Es war spannend, an der Satzung und dem ersten Wirtschaftsplan mitzuwirken. Ich finde es schön, wie positiv sich alles entwickelt hat", sagt Diana Finkele und verweist auf die hohe Kostentransparenz im Betrieb. Für ihren Vorgänger im Amt des Betriebsleiters hat sie viel Lob übrig: "Er hat die Realisierung des Eigenbetriebs vorangetrieben. Das Bildungszentrum wurde in dieser Zeit gebaut und das Martinstift saniert", sagt Diana Finkele und fügt hinzu: "Hans-Gerhard Rötters ist mein Lehrmeister."

Die Historikerin hat sich vorgenommen, die inhaltliche Zusammenarbeit der angegliederten Institute noch weiter auszubauen. "Wir könnten es uns gut vorstellen, mit der VHS übergreifende Bildungsveranstaltungen im Schloss anzubieten." Zwischen Bibliothek und Volkshochschule gebe es bereits die inhaltliche Verzahnung. Ein Thema, mit dem sich Diana Finkele nach wie vor befasst, ist das Alte Landratsamt. Der Eigenbetrieb Bildung gab das historische Gebäude am Kastellplatz 2012 zwar an die Stadt zurück: "Wir erarbeiten aber weiterhin ein Konzept, wie das Haus betrieben werden könnte — als Entscheidungsgrundlage für die Politik", sagt sie. Die neue Aufgabe bietet Finkele aber auch reizvolle Einblicke in die Strukturen der drei anderen Geschäftsbereiche — in den Betrieb der Bibliothek zum Beispiel. "Dadurch habe ich erfahren, welche engagierte Arbeit beispielsweise in den Bibliothekszweigstellen geleistet wird." In erster Linie ist sie jedoch für die Bereiche Personal und Finanzen zuständig. Im Eigenbetrieb gibt es 86 Stellen, verteilt auf 150 Köpfe. Der Gesamtzuschussbedarf beläuft sich auf 7,4 Millionen Euro, haushaltspaktrelevant sind rund 5,8 Millionen Euro.

(RP/ac)
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