Workshop beim Volksverein Ein Sarg der Marke Eigenbau

Geistenbeck · Die Trauerseelsorge der Grabeskirche St. Elisabeth lud am Samstag zu einem ungewöhnlichen Workshop ein. Die Teilnehmer schreinerten zwei Särge – und befassten sich dabei ungezwungen mit dem Thema Tod.

 Ungewöhnlicher Workshop: In der Schreinerei des Volksvereins stellten die Teilnehmer zwei Särge her.

Ungewöhnlicher Workshop: In der Schreinerei des Volksvereins stellten die Teilnehmer zwei Särge her.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Ulrike Gresse ist Seelsorgerin an der Grabeskirche St. Elisabeth in Mönchengladbach. Sie ist außerdem diejenige, die den ungewöhnlichen Workshop initiierte und zum Volksverein Mönchengladbach brachte. „Ich habe gelesen, dass es Ähnliches bereits in anderen Bistümern gibt und fand die Vorstellung sehr schön“, erklärte Gresse. Insgesamt zwölf Personen kamen in der Betriebsstätte an der Geistenbecker Straße zusammen, um gemeinschaftlich zwei Särge zu bauen. „Geplant war eigentlich nur einer, da ich nicht mit einer so hohen Teilnehmerzahl gerechnet habe“, sagte die Seelsorgerin. „Wichtig ist mir, dass die beiden Särge auch tatsächlich für ein Ordnungsamtsbegräbnis verwendet werden.“

Die Stimmung in der Schreinerei des Volksvereins war keineswegs betrübt. Die Teilnehmer unterhielten sich über die verschiedensten Themen und lachten. Es wirkte, als würden sie einander schon lange kennen. „Bevor wir mit dem Bau der Särge begonnen haben, haben wir ein wenig diskutiert und einen Film angesehen. Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, wie wir persönlich damit umgehen, dass das Leben eben nicht endlich ist. Wie gehe ich mit dieser Einschränkung um, macht es mir Angst oder motiviert es mich?“, sagte Gresse.

Die Teilnehmer des Sargbauworkshops hatten alle eine ähnliche Meinung zu dem Thema: Der Tod gehört zum Leben dazu und sollte auch so angenommen werden. „Ich bin Sozialpädagogin und Trauerbegleiterin“, sagte Klaudia Schneider-Shell. „In meinem Beruf ist es natürlich wichtig, eine bestimmte Nähe zu dem Thema zu haben. Deshalb muss ich mich damit anfreunden. Für mich ist es auch ein lebendiges Thema – ich kann damit so gut umgehen, weil ich selbst gerne lebe. Ich habe viel Spaß und erfreue mich an vielem, das erleichtert mir den Umgang mit dem Tod.“

Christoph Sochart ist ehrenamtlicher Begräbnisleiter in Mönchengladbach. Trotz seiner Tätigkeit hat er nicht viele Berührungspunkte mit dem Tod. Mit seiner Teilnahme am Workshop wollte er das gerne ändern. „Tatsächlich stehe ich immer nur sehr kurz in Kontakt mit dem Tod. Ich leite das Begräbnis, sehe die Angehörigen ein oder zwei Mal und das war es. Ich erhoffe mir durch die Teilnahme, mein Ehrenamt besser ausführen zu können, indem ich die Menschen während der Schleusenzeit zwischen Tod und Begräbnis besser begleiten kann.“

Für den Sargbauworkshop war kein handwerkliches Talent erforderlich, im Vordergrund stand der Umgang mit der Endlichkeit des Lebens. „Hier gibt es keinen Zwang. Wir haben eine Imbissecke, jeder kann sich zurückziehen und etwas essen oder trinken, wenn es ihm zu viel wird“, sagte Gresse. „Es war interessant, verschiedene Blickwinkel erfahren zu dürfen. Mir liegt es am Herzen, dass die Teilnehmer, die sich vorher größtenteils fremd waren, jetzt nicht getrennte Wege gehen. Ich hoffe, dass ich einen Anstoß zum Vernetzen geben konnte.“ Die gefertigten Särge werden einem Bestatter in Mönchengladbach für ein Begräbnis zur Verfügung gestellt.

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