Krankenhaus in Mönchengladbach Der intensivste Kontakt zu den Patienten

Mönchengladbach · In der Corona-Krise haben die Kliniken Maria Hilf ihre Intensivstationen erweitert. Wir sprachen mit Verantwortlichen über die Intensivpflege, Umstrukturierungen in den Betriebsabläufen und die Ausbildung.

 Ein Team um die leitende Pflegemanagerin Birgit Gillmann (Mitte) kümmert sich in den Kliniken Maria Hilf um die Intensivpflege.

Ein Team um die leitende Pflegemanagerin Birgit Gillmann (Mitte) kümmert sich in den Kliniken Maria Hilf um die Intensivpflege.

Foto: bauch, jana (jaba)

Dieser Informationsbesuch im Verwaltungsbau der Kliniken Maria Hilf ist eine Ausnahme. In Zeiten der Pandemie braucht jeder Besucher einen triftigen Grund. Medienberichte zeigen Bilder von Intensivstationen, in denen infizierte Corona-Patienten mit schwersten Krankheitsverläufen gezeigt werden. Die Leitende Pflegemanagerin Birgit Gillmann, der Arzt Hendrik Haake, Sektionsleiter der Intensivstation in der Kardiologie, und die ausgebildete Intensiv-Krankenschwester Christiane Schmiedel schildern die Lage im Maria-Hilf.

„Da wir bei steigenden Infizierten-Zahlen die Versorgung ausweiten mussten, haben wir die internen Betriebsabläufe umstrukturiert“, berichtet Birgit Gillmann. „Wir haben zur Intensivpflege auch die Anästhesie-Pflege organisatorisch unter ein gemeinsames Dach geholt“, erklärt sie. Im Normalbetrieb, ergänzt Sektionsleiter Haake, habe das Maria-Hilf 36 Betten für Intensivpatienten bereitgehalten. „Mit Ausblick auf ein mögliches Worst-Case-Szenario haben wir die Abteilung auf bis zu 52 Betten aufgestockt“, informiert der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. „Zeitweilig haben wir in der Spitze bis zu 45 Betten gebraucht“, sagt Haake, doch bisher seien Engpässe bei der Intensivversorgung nicht aufgetreten. Von den insgesamt rund 1000 Pflegekräften am Maria-Hilf, so Pflegemanagerin Gillmann, sind etwa 120 in der Intensivpflege eingesetzt. „Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist auch in diesem Bereich weiblich, doch der Anteil der Männer liegt hier deutlich höher im Vergleich zu Normalstationen“, stellt sie heraus.

Seit 25 Jahren arbeitet Christiane Schmiedel als Intensivkrankenschwester. „Der Ausbildungsgang dauert deutlich länger als die „Generalisierte Pflege-Ausbildung“ (GPA), betont sie. Nach dreijähriger Grundausbildung müssen Aspiranten auf den Intensivpflege-Einsatz eine zweijährige Fachweiterbildung für Intensiv- und Anästhesiepflege absolvieren. Die verbreitete Auffassung, wonach Pflegekräfte schlecht entlohnt werden, wollen Schmiedel und Gillmann in diesem Bereich nicht bestätigen. „Grundsätzlich finde ich zwar, dass Pflegetätigkeit zu gering bezahlt wird“, sagt Gillmann, „aber immerhin liegt die Intensivpflege in der Vergütung zwei Tarifgruppen über der von anderen Pflegekräften.“

„Wir bilden den Großteil der Intensivpflegekräfte im eigenen Haus aus“, teilt Sektionsleiter Haake mit. Bis zu fünfmal im Jahr besteht für Interessierte die Chance, an den Kliniken Maria Hilf die Ausbildung zum Pflegeberuf zu starten. Dafür ist die dem Krankenhaus angedockte kbs (Katholische Bildungsstätte) zuständig. Die kbs sorgt auch für die fachliche Erweiterung, die zweimal jährlich anläuft. „Wo gibt es sonst ein so engmaschiges Ausbildungssystem?“, fragt Kliniken-Sprecher Dückers. In Mönchengladbach herrsche kein Mangel an Intensivpflegerinnen und -pflegern, meint die Pflegemanagerin. „Wir würden sicher mehr einstellen, wenn es mehr Fachpflegekräfte gäbe. „Die sind rar, wir bekommen von außen kaum Bewerbungen, insofern ist es wichtig, selbst auszubilden“, betont Gillmann. Auch auf ärztlicher Seite, so Hendrik Haake, bestehe „gewisse Personalknappheit, aber kein eklatanter Mangel“.

Intensivpflegekräfte müssen mehr im Bereich Geräte-Überwachung und -Bedienung leisten als andere Pfleger und Krankenschwestern. Christiane Schmiedel: „Oft ist blitzschnelles Handeln vonnöten, veränderte Situationen von Messwerten machen unverzüglich Einschätzungen und Entscheidungen erforderlich.“

Im Zuge der Corona-Pandemie seien Hygiene-Vorschriften weiter verschärft worden, dazu gehört die Ausrüstung mit Schutzkleidung. „Man muss äußerst konzentriert arbeiten, und zwar im ganzen Team“, betont Schmiedel. Dabei sei, das bestätigt Haake, die in anderen Bereichen vorhandene Hierarchie-Denke ausgesetzt. „Im Team arbeiten wir auf Augenhöhe“, sagt Krankenschwester Schmiedel.

Speziell bei schwer erkrankten Patienten, die beatmet werden müssen, kommt es auf ständige Überwachung der Messwerte an. Haake nennt Herzfrequenz, Blutdruck, den „peripheren Sättigungsgrad des Blutsauerstoffs“. Haake: „Je kurzatmiger der Corona-Patient ist, desto größer die Sorge.“ Wenn in Rückenlage nicht ausreichend Sauerstoff in die Lunge transportiert werden kann, muss der Patient in Bauchlage beatmet werden. Bis zu 16 Stunden müssen manche Patienten so verharren, bis sie für weitere acht Stunden wieder in Rückenlage gedreht werden. Fazit: „Es ist ein sehr verantwortungsvoller Job, der zugleich viel Motivation verschafft“, fasst Christiane Schmiedel zusammen.

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