Fußballverbände diskutieren über Saison-Fortsetzung Niederrhein und Mittelrhein gehen unterschiedliche Wege

Mönchengladbach · Während im FVN ein Abbruch klar befürwortet wird, möchte der FVM ab September die Saison weiterspielen. Eine Abstimmung endete quasi mit Patt, es gab eine minimale Mehrheit für eine Fortsetzung.

Fußballverbände Niederrhein (FVN) und Mittelrhein (FVM) gehen verschiedene Wege
Foto: dpa/Tobias Hase

Am Dienstagabend bat Thomas Klingen, Vorsitzender des Kreisfußball-Ausschusses Mönchengladbach-Viersen, seine Vereine zu einer Videokonferenz. Thema: die zurzeit überall heftig diskutierte Frage, wie es mit der laufenden und seit Mitte März wegen Corona ruhenden Spielzeit weitergehen soll. Das Meinungsbild fiel mehr als deutlich aus: Alle Vereine votierten am Ende für einen Abbruch der laufenden Saison – eine 100-Prozent-Quote also.

„Es herrschte wirklich Einigkeit. Ohnehin geht am gesamten Niederrhein die Tendenz zum Abbruch der Saison – und nicht zu einer Fortsetzung eventuell ab September“, sagt Klingen. Das gilt auch für die Verbandsklassen des Fußball-Verbands Niederrhein (FVN) – also Oberliga, Landes- und Bezirksligen. Dort ist Klingen in einer Landes- und einer Bezirksliga auch Staffel-Leiter. „Da hat sich weitgehend das selbe Meinungsbild ergeben“, sagt der umtriebige Funktionär, der zudem auch noch Geschäftsführer des Mittelrheinliga-Tabellenführers und designierten Regionalliga-Aufsteigers FC Wegberg-Beeck ist.

Ein besonderes Lob zollt Klingen Markus Brock, dem Geschäftsführer von Fortuna Mönchengladbach, die in der A-Liga nur drei Punkte hinter Spitzenreiter SC Hardt rangiert: „Obwohl die Fortuna also noch aussichtsreich im Aufstiegsrennen liegt, erklärte ere in der Konferenz, dass sein Verein jede Entscheidung des Verbands in dieser Sache akzeptieren würde – egal, wie sie ausfällt. Davor ziehe ich meinen Hut“, bekräftigt Klingen.

In fast allen der 13 Kreise des FVN sind Videokonferenzen wie in Mönchengladbach zur Ermittlung eines Meinungsbildes in dieser Frage zudem auch schon abgehalten worden – die letzte folgt am Donnerstag in Solingen. Eine andere mehrheitliche Meinung ist auch dort nicht zu erwarten. „Einigkeit herrscht weitgehend auch bei der Auf- und Abstiegsregelung: Fast alle plädieren für Aufsteiger, aber gegen Absteiger“, fasst Klingen das Meinungsbild zusammen. Unklar sei eigentlich nur noch, welches Kriterium bei der Aufstiegsfrage angewendet werden soll: die aktuelle Tabelle, die Hinrundentabelle oder die Koeffizientenregelung.

Auch in der verbandsübergreifenden Regionalliga West, die unter Regie des Westdeutschen Fußball-Verbandes steht, stehen die Zeichen deutlich auf Abbruch: Bis auf zwei Vereine plädierten bei einer dortigen Umfrage alle für ein vorzeitiges Saisonende. Für eine Fortführung votierte nur RW Essen, und Borussia Mönchengladbach, die mit ihrer U 23 dort spielt, enthielt sich.

Ganz anders sieht es im benachbarten Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) aus: Dort hat sich die Verbandsspitze um den seit Ende Juni 2019 amtierenden Präsidenten Bernd Neuendorf für eine Fortsetzung der laufenden Saison frühestens ab September ausgesprochen. „Rechtssicherheit wäre damit gewährleistet, und vor allem würde die Saison auf dem Platz im sportlichen Wettbewerb und nicht am grünen Tisch entschieden. Das wäre die fairste Lösung“, betont Neuendorf.

In sechs Videokonferenzen mit den Vereinen warb der FVM für diesen Schritt – und weitere Vereine, die an diesen Konferenzen nicht teilgenommen hatten, wurden von Neuendorf und weiteren Verbandsfunktionären telefonisch unterrichtet.

Vergangene Woche konnten die Vereine dann online darüber abstimmen. Mit 349:347 Stimmen pro Fortsetzung der Saison fiel das Votum sehr knapp aus – 50,14 Prozent stimmten für die vom Verband favorisierte Lösung, 49,86 Prozent aber eben auch dagegen. Stimmberechtigt waren die insgesamt 843 Vereine im FVM, die auch am Spielbetrieb teilnehmen – 147 von diesen stimmten also nicht mit ab. Wie die neun FVM-Kreise im Einzelnen abgestimmt haben, ist bislang nicht bekannt. „Auch mir liegen keine Zahlen für unseren Kreis vor“, erklärt Josef Küppers, Vorsitzender des Spielausschusses des Fußballkreises Heinsberg. Die Entscheidung über die Fortsetzung der Saison ist mit diesem äußerst knappen Votum aber nicht gefallen – das diente vielmehr der Gewinnung eines Meinungsbildes. Präsidium und Beirat des FVM beraten zurzeit über das weitere Vorgehen – und werden dann eine Entscheidung treffen.

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