Kolumne: Mensch Gladbach Jackpot

Meinung | Mönchengladbach · Warum 25.000 Gladbacher einen sehr kleinen Lottogewinn im Briefkasten hatten, was die NEW damit zu tun hat und wie die Stadt ihre Politiker laut BUND angeblich manipuliert.

Mönchengladbach: Jackpot
Foto: obs/Lotto Rheinland-Pfalz GmbH

Ziemlich viele Mönchengladbacher sind in dieser Woche von unverhofftem wie plötzlichem Reichtum überrascht worden. Sie fischten einen Lottogewinn aus dem Briefkasten. Jedenfalls handelt es sich bei dem Inhalt des Schreibens der NEW um einen Nennbetrag, der in etwa dem durchschnittlichen Lottogewinn mit zwei Richtigen entspricht: 25.000 Gaskunden erhielten eine Erstattung von etwa fünf bis zwölf Euro. Bei mir waren es 9,72 Euro, ungefähr. Bevor wir nun alle zum nächsten Geldinstitut rennen und uns nach den rentabelsten Anlageformen unseres possierlichen Neu-Vermögens erkundigen (ich würde angesichts des aktuellen Zinses auf Pfandflaschen statt auf Sparverträge tippen), rate ich dazu: Hauen Sie die Kohle dieses Wochenende auf den Kopp und gönnen sich mal eine amtliche Portion Fritten oder so etwas. Und während Sie auf Ihrem Jackpot herumkauen, können Sie darüber nachdenken, was da eigentlich passiert ist.

Vom Netzbetreiber falsch übermittelte Brennwerte für die Gaslieferung sorgten dafür, dass Kunden zu viel im monatlichen Abschlag gezahlt oder besser: zu wenig zurückbekommen haben. Diese Korrektur wurde dann auch noch so irreführend erklärt, dass kaum ein Kunde mehr durchblickte. Auf dem Papier mag es sich um einen Kleckerbetrag handeln, aber in Wahrheit geht es um das Vertrauen der Kunden in dieser Stadt, die ihre Energie lieber beim örtlichen Versorger als bei irgendwelchen vermeintlichen Billig-Anbietern und ihren windigen Angeboten beziehen und dafür auch bereit sind, etwas mehr als woanders zu bezahlen. Dieses Vertrauen ist für die NEW ein ganz wichtiges Kapital, die Basis dafür, dass der Konzern für das vergangene Jahr mehr als 70 Millionen Euro Gewinn ausweisen wird. Das darf die NEW auf keinen Fall leichtfertig hinnehmen. Fehler gehören dazu, man sagt gerne „Shit happens“, umso wichtiger ist, wie man damit umgeht. Verspätet in die Öffentlichkeit gehen, häppchenweise und unverständlich erklären – so sollte es jedenfalls nicht sein.

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat seit geraumer Zeit allerhand mit Mönchengladbach zu tun. Neu ist für die Kommunalaufsicht jetzt eine Beschwerde des Naturschutzbundes BUND über den Umgang der Stadtverwaltung mit einem Bürgerantrag, der ein Verbot von Schottergärten forderte. Der BUND beschwert sich darüber, dass die Stadt den Ratsmitgliedern empfohlen hat, diesen Antrag abzulehnen, der Empfehlungstext der Stadt sei manipulativ gewesen.

Keine Frage: Schottergärten sind scheußlich. Aber dass eine Stadt in einer Beschlussvorlage eine Empfehlung an die Politiker abgibt, ist ein so normaler Vorgang wie ein richtiger Einser im Lotto. Diese Politiker im Rat wiederum sind dazu fähig, sich eine alternative Meinung zu dem zu bilden als das, was die Stadt vorschlägt. Und wenn diese dann eben nicht derjenigen entspricht, die man sich gewünscht hat, dann muss man das trotzdem akzeptieren und auf die nächste Wahl warten. Die gute Nachricht: Bis dahin sind es nur noch 32 Samstags-Lottoziehungen. Fröhlichen Jackpot!

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