Zirkus Flic Flac in Mönchengladbach Der Koch der Holy Warriors

Mönchengladbach · Kong Feng sorgt bei den chinesischen Reifenspringern von Flic Flac jeden Tag dafür, dass ein Gericht aus der Heimat der Artisten auf den Tisch kommt. Viele seiner Speisen sind scharf. Gewürze und Pasten hat er aus China mitgebracht.

 Kong Feng kocht in seinem kleinen Wohncontainer jeden Tag für die chinesischen Artisten im Zirkus Flic Flac. Früher stand der 32-Jährige selbst als Artist in der Manege. Dafür ist er inzwischen zu alt.

Kong Feng kocht in seinem kleinen Wohncontainer jeden Tag für die chinesischen Artisten im Zirkus Flic Flac. Früher stand der 32-Jährige selbst als Artist in der Manege. Dafür ist er inzwischen zu alt.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Viel Platz hat Kong Feng nicht in seinem Heim. Doch es reicht, um jeden Tag ein aromatisch duftendes Gericht für die Holy Warriors im Zirkus Flic Flac zuzubereiten. Die neun chinesischen Artisten springen in der Show durch Ringe, die bis zu 60 Zentimeter klein im Durchmesser sind und bis zu vier Meter hoch hängen. Als zehntes Mitglied steht Trainer Wang Chen mit auf der runden Bühne. Was sie da zeigen, das ist Höchstleistung und Präzision vom Feinsten. Seit Beginn der aktuellen Show im April gehören sie für zwei Jahre zu Flic Flac. Für heimatliche Gefühle sorgt Kong Feng, das elfte Mitglied der Truppe, das die Zuschauer im Zelt nicht zu sehen bekommen. Er war früher selbst Artist. Heute ist er der Koch der chinesischen Akrobaten.

Begonnen haben sie bei der China National Acrobatic Troupe. Dort lernen Kinder ab vier Jahren in einer Art Internat gleichzeitig das Artistenleben und die schulische Ausbildung. „Sie zu bekommen, hat lange gedauert. Normalerweise machen die Artisten von dort nur kurze Gastspiele. Zwei Jahre sind für sie eine lange Zeit“, sagt Melissa Goll von Flic Flac. Das größte Problem stellten die Visa dar, da sie bei der Truppe länger gelten müssen als normale Touristenvisa. Kong Feng ist 32 Jahre alt. Und damit zu alt. Jedenfalls für das Artistenleben in der Manege. Die Mitglieder der Holy Warriors sind zwischen 18 und 23 Jahren alt. Kong Feng hat dennoch seinen Spaß. Er liebt es, für seine Landsmänner zu kochen. „Wenn man an seinem Container vorbeigeht, dann riecht es immer total lecker“, schwärmt Melissa Goll.

Und damit hat sie vollkommen recht. Die Gewürze und einige Pasten haben die Jungs aus China mitgebracht. Deutsches Maggi und eine Flasche Ketchup dürfen aber trotzdem mit in den Topf. „Am liebsten mag ich den Hot Pot“, erzählt Wang Chen. In Deutschland kennt man das Gericht als Feuertopf. Dazu gehören unter anderem verschiedene Gemüsesorten, Fleisch und Soßen. Eines haben viele Gerichte der Truppe gemein: Sie sind scharf. Weil ihre Show anstrengend ist, gibt es abends nach den Vorstellungen noch eine Speise. Gegen Mitternacht geht es dann ins Bett. Oft kommen andere Flic Flac Artisten zu Kong Feng, doch er kocht ausschließlich für die Holy Warriors. Für sie sind seine Gerichte ein Stück Heimat in der Fremde.

 Wang Chen ist der Trainer der Truppe. Er lässt es sich schmecken.

Wang Chen ist der Trainer der Truppe. Er lässt es sich schmecken.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Weil es die Zutaten für die Speisen nicht in jedem Supermarkt gibt, kaufen die Artisten gerne in China-Shops ein. Wichtig ist ihnen, dass die Zutaten gesund und frisch sind. Deutsches Essen mögen sie aber auch. „Bei unserer letzten Station habe ich Hähnchen mit Sauerkraut und Kartoffelpüree gegessen“, erzählt Wang Chen. Einen eigenen Koch zu haben, das ist Luxus für die chinesischen Artisten. Sie wissen, wann Kong Feng die Speisen fertig zubereitet hat und kommen dann mit kleinen Schalen, um sich eine Portion abzuholen. Neuerdings geht das per Elektroroller. „Sie haben sich die Roller vor ein paar Wochen gekauft“, erzählt Melissa Goll.

 Die Holy Warriors bei der Arbeit. Sie springen durch Ringe, die bis zu vier Meter hoch hängen und bis zu 60 Zentimeter klein im Durchmesser sind.

Die Holy Warriors bei der Arbeit. Sie springen durch Ringe, die bis zu vier Meter hoch hängen und bis zu 60 Zentimeter klein im Durchmesser sind.

Foto: Flic Flac

Wenn Kong Feng irgendwann einmal nicht mehr mit einem Zirkus reisen möchte, kann er sich vorstellen, als Techniker zu arbeiten. Als Koch später einmal ein Restaurant eröffnen, möchte er nicht. Denn eine Kochausbildung hat der ehemalige Artist nicht. „Ich habe das Kochen aus Büchern und Internetvideos gelernt“, verrät er.

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