Mönchengladbach blüht Neue Blumenwiesen machen Stadt bunt

Mönchengladbach · Nach den erfolgreichen Tests geht’s weiter: Eine Fläche von 90.000 Quadratmetern verwandelt die Stadttochter Mags in Blumenwiesen. Umweltexperten und Politiker loben dies. Es gibt aber auch Kritik an Einzelprojekten.

 Im kommenden Jahr soll es an vielen Stellen in der Stadt blühen: Die Mags will an 160 Standorten Stauden- und Blumenwiesen anlegen.

Im kommenden Jahr soll es an vielen Stellen in der Stadt blühen: Die Mags will an 160 Standorten Stauden- und Blumenwiesen anlegen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Wenn die städtische Umweltexpertin Barbara Weinthal einen Wunsch frei hätte, würde sie womöglich sagen: „Mehr Wildblumen. Ich wünsche mir, dass viele Privatleute ihre Vorgärten nicht pflastern oder mit Steinen schottern, sondern Stauden pflanzen und Wildblumensamen säen.“ Ähnlich werden die BUND-Aktivisten Harald Görner und Heinz Rütten argumentieren, die in ihrem „Stadtökologischen Konzept“ blütenreiche Pflanzen nicht nur in Vorgärten, sondern für viele öffentlichen Flächen fordern. Und Irma Kurtsiefer hat in einem Schreiben an Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners sogar einen Wettbewerb für ein Mönchengladbacher „Bienen-Blüten-Reich“ ins Spiel gebracht, für den sich Privatleute, Landwirte und öffentliche Einrichtungen bewerben könnten: Die Stadttochter Mags solle ihnen helfen, triste und öde Flächen zu beseitigen und für bunte Tupfer zu sorgen.

Dass dies gelingen kann, ist an mehreren Stellen in der Stadt zu sehen: Gegenüber der GEM-Zentrale am Nordpark blüht es auf einer Wildblumenwiese immer noch. Auch am Wilhelm-Schiffer-Ring recken auf gut 1700 Quadratmeter Mittelstreifen vom Rheydter Bahnhof bis zur Mühlenstraße noch zahlreiche Wildblumen und Kräuter wenige Wochen vor Weihnachten ihre Blütenköpfe in die Höhe.

Mönchengladbach blüht – und ab kommenden Jahr sogar im großen Stil. Denn die Mags weitet nach der erfolgreichen Testphase ihr Stauden- und Blumenwiesenprogramm erheblich aus. Insgesamt 90.000 Quadratmeter sogenanntes Straßenbegleitgrün sollen in bunt blühende Flächen verwandelt werden. Rund 160 verschiedene Standorte werden umgewandelt. Derzeit lässt die Mags die vorbereitenden Arbeiten machen: Die Böden werden teilweise ausgetauscht, um den Stauden optimale Wuchsbedingungen zu bieten. Beim Testversuch in diesem Jahr haben die Stadtgärtner auch ermittelt, was sie pflanzen müssen, damit es nicht nur von Frühjahr bis Herbst blüht, sondern auch viele Insekten die bunten Areale ansteuern.

Es gibt aber auch kritische Stimmen. So wundert sich Werner Eisenblätter, warum auf einer Grünanlage zwischen Vorster Straße und Gartenkamp eine Rasenfläche von rund 150 Quadratmetern verschwindet. „Das war ein idealer natürlicher Spielplatz für Kinder. Es gibt keinen Autoverkehr, nur Radfahrer und Fußgänger kommen hier vorbei“, sagte er, als Mags-Fahrzeuge anrückten und das Rasenareal ausbaggerten. Eisenblätter weiter: „Dass hier eine Wildblumenwiese entstehen soll, war in der Nachbarschaft nicht bekannt. Warum informiert uns die Mags nicht?“ Er sei nicht gegen Wildblumenwiesen etwa an Straßenrändern und an Parkplatz-Randstreifen: „Aber in reinen Wohngebieten? Auf Rasenflächen, auf denen Kinder spielen können?“ Dass auch diese Flächen umgewandelt werden, hat finanzielle Gründe: Denn Rasenflächen sind sehr pflegeintensiv. „Blumenwiesen verringern die Pflegekosten erheblich. Wir gehen davon aus, dass sich der finanzielle Aufwand um mindestens ein Drittel verringert“, sagt Mags-Sprecherin Yvonne Tillmanns.

Von Politikern bekommt die Mags volle Unterstützung. Ein stadtökologisches Konzept, das neben den Blumenwiesen auch Dachbegrünung, naturnahe Gestaltung von Firmengeländen, Nachbarschaftsgärten in Zentren und Neupflanzung von Bäumen vorsieht, ist in Vorbereitung. „Wenn wir Mönchengladbachs Charakter als grüne Großstadt am Niederrhein stärken wollen, müssen wir breit ansetzen“, sagt der Vorsitzende des Umwelt- und Feuerwehrausschusses, Martin Heinen (CDU). SPD-Fraktionsvorsitzender Felix Heinrichs kündigt an, dass Vorschläge aus dem BUND-Konzept übernommen werden sollen: „Wir können uns sowohl Förderansätze vorstellen als auch eine Grünsatzung wie sie Aachen, Dortmund und Essen haben.“ Auch die Grünen fordern mehr Investitionen: Es solle einen Fonds Ökologie und einen Grünordnungsplan für die Innenstädte geben. Wie CDU und SPD wollen sie, dass Mönchengladbach dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ beitritt. Das unterstützt Städte und Gemeinden dabei, gegen die Verschlechterung des innerstädtischen Klimas vorzugehen. Geschotterte Vorgärten und kahle Flachdächer sind da Reizthemen.

(web-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort