Grundschule Sonsbeck Erst harken, dann staunen im Blütenmeer

Sonsbeck · Die Klasse 3 b der Johann-Hinrich-Wichern-Schule in Sonsbeck hat zum Weltbienentag eine 350 Quadratmeter große Wildblumenwiese angelegt. Im Schulgarten können die Kinder viel über Schutz und Lebensraum der Nützlinge lernen.

 Lehrerin Bettina Winnekens zeigt den kleinen Gärtnern (v.l.) Mario Balsam, Noah Vensteelandt und Lena Vermöhlen, worauf es beim Unterharken der Saatmischung ankommt.

Lehrerin Bettina Winnekens zeigt den kleinen Gärtnern (v.l.) Mario Balsam, Noah Vensteelandt und Lena Vermöhlen, worauf es beim Unterharken der Saatmischung ankommt.

Foto: Norbert Prümen

Unterricht mal anders erlebten die Kinder der Klasse 3 b der Johann-Hinrich-Wichern-Schule zum Weltbienentag. Statt im Klassenraum das Einmaleins zu büffeln, ging’s raus in den Garten. Pünktlich zum großen Ehrentag der kleinen Nützlinge sollte eine Wildblumenwiese ausgesät werden. Aber nicht irgendeine, erklärte Schulleiter Martin Nenno: „Wir haben großen Wert auf eine qualitativ hochwertige Blumenmischung gelegt.“ Möglich wurde das durch Fördermittel aus dem Bildungsprojekt „Von klein auf“ der Gelsenwasser-Stiftung.

Dem Schulleiter geht es um weit mehr als um bunte Blütenpracht: „Die Schüler sollen lernen, dass unsere bedrohte Insekten- und Vogelwelt Lebensraum braucht“, sagte der Pädagoge. „Gerade Insekten spielen eine wichtige Rolle in der Natur. Sie sind Bestäuber für viele Pflanzen, aber auch Nahrung für viele Tiere wie Vögel, Igel und Fledermaus.“

Die 3 b musste Nenno nicht lange überreden. Sie war sofort begeistert, ihren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Ein ganzes Schuljahr lang dauerten die Vorbereitungen. „Im Sachunterricht haben die Kinder Wiesentiere und -blumen kennengelernt. Sie konnten so ein Bewusstsein über die Abhängigkeit zwischen Blumenwiese und Insektenvielfalt entwickeln“, erklärte Klassenlehrerin Bettina Winnekens, die mithilfe von Lernvideos den praktischen Part vermittelt hat.

Die Pädagogin hat sich das Wissen zuvor in ihrer Nachbarschaft angeeignet: „Wir haben eine Wildblumenwiese vor dem Haus und bekommen außerdem viel nützliche Tipps vom Labbecker Naturgartenverein.“ Die Wildblumenwiese allein genügte den Kindern der Klasse 3 b aber nicht, zusätzlich wurden zwölf Nist- und drei Fledermauskästen gebaut, farblich gestaltet und durch den Bauhof imUmfeld der Schule aufgehängt.

Darüber hinaus ist ein riesiges Insektenhotel mit einer Trockenmauer entstanden, das mitten auf der etwa 350 Quadratmeter großen Fläche zwischen Schulgebäude und Bolzplatz steht und bereits im vergangenen Herbst bezogen worden ist. Nebenher haben die Drittklässler Gartenpläne geschmiedet mit zum Teil verschlungenen Wegen. Ein wenig Sorge bereitete den kleinen Gärtnern der nahe Bolzplatz. „Sie hatten Angst, dass alles platt getreten wird. Deshalb haben sie Plakate entworfen und damit am Rand der Wiese auf die Bedeutung ihres Projektes hingewiesen“, sagte Winnekens.

Nach einem Jahr Vorarbeit war es nun endlich soweit: Voller Elan streuten die Schüler und Schülerinnen die Saat über den Boden, der vorher mit Sand vermischt worden war. „Wildblumen benötigen einen möglichst mageren Untergrund“, erläuterte Nenno. Damit die Blütenpracht gedeihen kann, muss das Saatgut vorsichtig eine Handbreit untergeharkt werden.

Patrice kennt sich damit aus: „Wir haben zu Hause viele unterschiedliche Blumen. Da habe ich meinem Opa schon oft geholfen.“ Im Anschluss daran zog die 3 b im Wechsel die Walze übers Feld. Das halbe, um genau zu sein. „Wir haben immer noch Wechselunterricht, und die andere Klassenhälfte möchte auch noch ihre Wildblumen aussäen. Das ist für sie ein Highlight zum Abschluss, darauf haben sie schließlich ein Jahr lang hingearbeitet“, erzählte Bettina Winnekens.

Sie hat ihre Schützlinge auch auf die Kehrseite des Gärtnerns aufmerksam gemacht: Unkraut zupfen. „Das machen wir in der Bewegungsstunde. Aber wenn ich mir die Wiese nebenan so ansehe, haben wir den Kampf gegen das Unkraut eigentlich von vornherein verloren“, so die Klassenlehrerin. Ihr Ziel ist es ohnehin, eine Wildwiese entstehen zu lassen und sich weitestgehend selbst zu überlassen. Schulleiter Martin Nenno denkt schon einen Schritt weiter: „Ich werde später den Bauhof fragen, ob er uns einen Weg freimähen kann, damit die Kinder Anschauungsunterricht aus nächster Nähe bekommen.“

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