Kultur in Mönchengladbach Medizinischer Blick auf den Menschen

Mönchengladbach · Der Gladbacher Künstler Ingo Wegerl zeigt derzeit im Projektraum EA 71 eine kleine Auswahl seiner Bilder. Sie zeigen den medizinisch-wissenschaftlichen Blick des Künstlers auf den Menschen.

 Ingo Wegerl in seinem Wohnzimmer.

Ingo Wegerl in seinem Wohnzimmer.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

„Eine kleine Retrospektive“ zeigt der Mönchengladbacher Künstler Ingo Wegerl im Projektraum EA 71. Ein Dutzend Bilder hat er für die Präsentation aus seinem Bestand von tausenden von Bildern ausgewählt. Die älteste Arbeit datiert aus dem Jahr 1969. „Fast noch in der Schule“ habe er dieses Bild gemalt, sagt er. Es ist ein Selbstporträt mit einem gläsernen Schädel. Direkt ins offene Gehirn kann man dem jungen Wegerl schauen, Blutbahnen ziehen sich über Kopf und Oberkörper. „1978“, erzählt Wegerl, „habe ich meine Arbeit als medizinisch-wissenschaftlicher Illustrator aufgenommen, aber damals wusste ich das noch nicht.“ Und dennoch: In diesem kleinen Porträt des 16-Jährigen schwingt eine Vorahnung davon mit.

Der „Torso1“ stammt aus dem Jahr 1989 und ist damit eines der jüngsten Bilder der Ausstellung. Es zeigt nicht nur, dass sich das Thema Mensch konsequent durch die Jahrzehnte von Wegerls Schaffen zieht, es zeigt auch, wie vielfältig und experimentell sein künstlerisches Arbeiten ist. In „Torso1“ reiht er die Menschen nebeneinander auf. Der „Trommler“ von 1984 basiert auf den Bildern des phantastischen Realismus, erläutert Wegerl, aber auch auf seinen erwähnten medizinischen Kenntnissen. Skelettmenschen laufen mit einer Trommel durch einen unwirklich erscheinenden Wald. Die Farben, wenn man denn überhaupt davon sprechen kann, sind wie ausgeblichen, grau, braun, ocker wirkt die Oberfläche. Der Totentanz des späten Mittelalters kommt dem Betrachter in den Sinn – Wegerl selbst spricht vom „Schützenfest“. Die Ausstellung macht neugierig auf mehr.
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Der Projektraum EA 71 auf der Eickener-straße 71 ist bis zum 16. August, samstags und sonntags jeweils von 12 bis 16 Uhr, geöffnet.

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