Am besten sind die drei in den Balladen. Wenn Gerd Dudek, der große, feinsinnige, unprätentiöse Nestor des Saxophonspiels, so cool und innig zugleich auf den Spuren John Coltranes die Skalen wechselt wie es ihm beliebt; wenn Martin Sasse, Jazzpianist der mittleren Generation, nicht mit seinen locker-luftigen Grooves der linken Hand den Puls intensivieren muss, sondern aus den Vollen tremoliert oder einfach nur versonnen mit der Rechten herumspinnt; wenn Überraschungsgast Max Dommers am Bass sein rhythmisch-harmonisches Talent in kecke Zwischenimpulse, kleine Melodieschnipsel überführt. Da fangen sogar die Amseln an zu zwitschern, zu Bernsteins „Somewhere“ flattern die ersten Fledermäuse durch den Himmel über dem Villengarten, in dem das BIS-Zentrum es gewagt hat, wieder Live-Musik zu veranstalten.

Rund 100 Jazzfans, erstaunlich viele, sind zum jüngsten Konzert der Vierer-Reihe gekommen, sitzen auf Holzbänken und herbeigetragenen Stühlen, trinken Wein, Bier, Wasser auf Corona-Abstand. Und freuen sich zusammen mit den Musikern, dass wieder möglich ist, was alle so lange entbehren mussten. Rund zwei Stunden währt das virtuose, kreative, routinierte Geplänkel der drei Musiker, die John Coltrane Tribut zollen. „Blues to you”, „Soul eyes”, „Softly”, „Africa”, „Everytime we say goodbye” und mehr flattert durch den sommerlichen Äther, gerade Dudek spannt auf Tenor- und Alt-Sax die Klangflächen aufs Weiteste, juchzt und röhrt, hell und frech. Die alten Buchen rauschen, irgendwo jault ein Krankenwagen. Im BIS-Garten sind alle selig.