Mönchengladbach Der Seele die Tür öffnen

Mönchengladbach · Im Museum Abteiberg werden zwei Filme gezeigt, die sich mit inszenierten Räumen beschäftigen. Ein Beitrag zur "Woche der seelischen Gesundheit".

 Diese Holztür wurde in der leerstehenden LVR-Klinik in Süchteln aufgenommen. Sie stammt aus einer Sequenz des Films "Echos".

Diese Holztür wurde in der leerstehenden LVR-Klinik in Süchteln aufgenommen. Sie stammt aus einer Sequenz des Films "Echos".

Foto: Beatrix Wolters

Was haben die Räume von Gregor Schneider mit den verlassenen Gebäuden der LVR-Klinik in Süchteln gemeinsam? Viel! Beide sind inszeniert: die einen vom Künstler, die anderen von Kräften der Natur, die Besitz ergriffen haben von dem, was übrig geblieben ist. In beiden Fällen geht es um Schutz und Isolation, Vergangenheit und Vergänglichkeit, Erinnern und Spüren, Sehnsucht und Verlust. Nun treffen der Film "Echos" - entstanden in einem Workshop der Kulturküche - , der die Poesie der leeren, oft kaputten Gebäude der Klinik zeigt, und der filmische Blick auf das Werk des Rheydter Künstlers Gregor Schneider aufeinander. Das Thema am Freitag, 13. Oktober, heißt "Die Bedeutung des Raums". Eingebettet in die Woche der seelischen Gesundheit beginnt die Veranstaltung um 17 Uhr im Museum Abteiberg. Museumsdirektorin Susanne Titz gibt eine kurze Einführung in das Werk Schneiders. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung, die ihren Ausklang im Museums-Café findet, ist frei.

"Ein Besuch im Museum, überhaupt die Begegnung mit Kunst und Kultur, erzeugen Wohlbefinden, tun der kranken Seele gut und fördern den Gesundungsprozess", sagt Norbert von Dahlen, Geschäftsführer der Intres GmbH, die die Kulturküche betreibt. Und Lara Valsamidis vom Team der Kulturküche versteht die gemeinsame Veranstaltung als "Suche nach Normalität". Sie fragt: "Wie nehmen wir die Welt wahr? Wie erfahren wir die Welt durch die Begegnung mit Kultur?" Bereits zweimal ist der Film Echos, der aus Clips der Workshop-Teilnehmer - Menschen mit Berührung zur Psychiatrie und Menschen ohne - zusammengesetzt wurde, gezeigt worden. "Das Publikum im Museum wird sich am 13. Oktober möglicherweise etwas anders zusammensetzen als üblich", sagt sie. "Bei den bisherigen Vorführungen waren viele Menschen mit Psychiatrieerfahrung - sowohl Patienten als auch Mitarbeiter - dabei."

Zwei weitere Angebote kommen in der Woche der seelischen Gesundheit von der Kulturküche: Am Donnerstag, 12. Oktober, wird von 18 bis 19 Uhr unter dem Titel "Komm und sing" und unter der Leitung der Psychiaterin Andrea Jäger in der Kulturküche gemeinsam gesungen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, es geht allein um den gemeinsamen und heilsamen Spaß am Singen. Eintritt frei.

Einer, der sich mit Sucht und ihren Folgen auskennt, ist der Journalist und Autor Jörg Böckem. In einem Dorf nahe Erkelenz geboren, rebellierte er früh gegen die gutbürgerlichen Werte seines Elternhauses. Er experimentierte mit Drogen wie Haschisch und LSD, und mit 18 hatte er seine Königsdroge entdeckt, das Heroin. Er verbarg seine Sucht, arbeitete journalistisch und schaffte es, seine Sucht zu besiegen. 2004 erschien sein autobiografisches Buch "Lass mich die Nacht überleben". Nach vielen Gesprächen mit Suchtkranken schrieb er "Danach war alles anders". Jörg Böckem spricht am 11. Oktober, ab 19.30 Uhr, in der Kulturküche. Auch zu dieser Lesung ist der Eintritt frei, am Ende geht der Hut rum.

Die "1. Woche der seelischen Gesundheit" findet vom 10. bis 14. Oktober statt. Organisiert wird sie vom Gemeindepsychiatrischen Verbund (GVP), einem Zusammenschluss von 20 Organisationen, die Hilfen zur Behandlung und Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen anbieten. Informationen über den Verbund und das Programm der Woche gibt es auf der Seite www.gvp-mg.de.

(isch)
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