Mönchengladbach Ein Dichter und seine Liebe zu Italien

Mönchengladbach · Als letzter Vortragsgast des Literarischen Sommers 2017 stellte der holländische Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer seinen Roman "Das schönste Mädchen von Genua" vor. Der Autor lebt seit neun Jahren in seiner Wahlheimat Genua.

 Nur einen kurzen Abschnitt aus seinem Buch las der niederländische Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer (Mitte) selbst in der Stadtteilbibliothek in Rheydt. Auf Niederländisch. Die folgenden Passagen in deutscher Übersetzung trug Dolmetscher Gregor Seferens (rechts) vor. Die Abschlusslesung des Literarischen Sommers in Mönchengladbach moderierte wieder Maren Jungclaus, Leiterin des Literaturbüros NRW in Düsseldorf.

Nur einen kurzen Abschnitt aus seinem Buch las der niederländische Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer (Mitte) selbst in der Stadtteilbibliothek in Rheydt. Auf Niederländisch. Die folgenden Passagen in deutscher Übersetzung trug Dolmetscher Gregor Seferens (rechts) vor. Die Abschlusslesung des Literarischen Sommers in Mönchengladbach moderierte wieder Maren Jungclaus, Leiterin des Literaturbüros NRW in Düsseldorf.

Foto: Hans Peter Reichartz

Es geht humoristisch, mitunter richtig derb, manchmal auch romantisch zu in diesem Roman. "La Superba", 2013 in den Niederlanden erschienen, ist das bisher einzige ins Deutsche übertragene Prosawerk des 49-jährigen Philologen und Dichters Ilja Leonard Pfeijffer. Maren Jungclaus, Leiterin des Literaturbüros NRW, hatte Pfeijffers Roman "Das schönste Mädchen von Genua" gelesen und dafür gesorgt, dass der Autor sich in die Phalanx der 25 namhaften Schriftsteller einreihen durfte, welche in elf Städten beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze bei 39 Lesungen aus ihren Werken lasen.

In Mönchengladbach ging der Veranstaltungsreigen des Literarischen Sommers mit dem Auftritt des Schriftstellers aus dem südholländischen Rijswijk in der Rheydter Stadtteilbibliothek zu Ende. Bibliotheksleiter Arno van Rijn begrüßte den Autor und stellte ihn vor. Seine Dozentenstelle für klassisches Griechisch an der Universität Leiden gab Pfeijffer 2008 auf, nachdem er beschlossen hatte, sich in der alten Hafenmetropole Genua an der ligurischen Mittelmeerküste niederzulassen.

Wie es dazu kam, erläuterte der Autor, höchst sprachkundig übersetzt von Gregor Seferens, so: 2008 habe er zu einem literarischen Projekt nach Rom reisen wollen - und sei auf die für einen Niederländer nicht so ungewöhnliche Idee gekommen, die gesamte Strecke von Leiden bis Mittelitalien "met de Fiets", also radelnd, zurückzulegen. "Da ich, um mich zu schonen, die Alpen umgehen wollte, wählte ich eine Route nach Südfrankreich und kam so nach Genua", erinnert sich Pfeijffer. Damals habe er beschlossen, zwei Monate zu bleiben. "Daraus sind bisher neun Jahre geworden", gestand der hochgewachsene Mann mit der Figur eines Schwerathleten und dem wilden, langen, blondgewellten Haar. Pfeijffers körperliche Erscheinung erinnert an einen holländischen Seefahrer des 17. Jahrhunderts, wie ihn Rembrandt hätte porträtieren können.

"Mich hat nichts aus den Niederlanden vertrieben, ich hatte dort ein komfortables und ruhiges Leben", erzählte der Autor. In Genua jedoch habe er sich in die ehemalige Hauptstadt der gleichnamigen Republik sofort verliebt. "Hier habe ich die Fähigkeit gelernt, mich zu wundern", ergänzte er. Italien sei "eine einzige Improvisation - und dies gefällt mir", bekannte Pfeijffer.

Moderatorin Maren Jungclaus sollte nicht zu viel verraten, als sie feststellte, dass "der Protagonist im Roman dem Autor ziemlich nahe kommt".

Die gewählten Passagen aus dem Buch, das im Aufbau Verlag Berlin erschienen ist (Preis: 22,95 Euro), bestätigten den ernsthaften Willen des Dichters, sich voll in die Gesellschaft der Hafenmetropole zu integrieren. Ihre Geschichte ebenso wie den Entdeckergeist ihres berühmten Sohnes Christoph Kolumbus in sich aufzunehmen und auch ihre dunkle Seite (Rotlichtmilieu, Drogenszene, Mafia- und Bandenkriminalität) kennenzulernen.

Jahre bevor Flüchtlinge sich in Massen nach Deutschland aufmachten, konnte Ilja Leonard Pfeijffer in Genua mit Marokkanern und anderen Flüchtlingen aus Afrika über ihre Schicksale, Hoffnungen und Enttäuschungen reden. Davon finden sich im Buch viele authentisch erlebte, teils hochpoetisch geschilderte Szenen. So beschreibt er drastisch "die Senkgruben für den Abschaum der Nacht". Nachdem er Opfer eines Raubüberfalls geworden ist, stellt der Protagonist fest: "Jetzt war ich in Genua angekommen, hatte die Aufnahmeprüfung bestanden."

(ri-)
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