Mönchengladbach Für Gott nach Peru

Mönchengladbach · Als Missionarin arbeitet die Rheydterin Birgit Ufermann (44) seit dem Jahr 2000 in Peru. Sie lebt dort nah am Himmel: auf knapp 4000 Metern Höhe. Ein Glück, denn Vogelspinnen gibt es dort oben nur selten.

Als Mädchen wollte Birgit Ufermann (44) immer schwarzes Haar haben. Zu Karneval verkleidete sie sich häufig als Indianerin. Seit 2000 lebt und arbeitet die in Rheydt aufgewachsene Frau in Peru. Zwar ist sie heute immer noch blond — doch wohnt sie nun inmitten von Menschen mit zum Teil indianischer Abstammung.

"Auch Missionare haben Macken"

Birgit Ufermann ist Missionarin. Die studierte Sozialpädagogin weiß, dass sie einen exotischen Beruf in einem exotischen Land ausübt. Und obwohl dieser Beruf einen guten Draht zum Himmel erfordert, steht Ufermann doch mit beiden Beinen fest auf der Erde.

"Ich erlebe oft, dass Missionare auf eine Art Sockel gestellt oder als Helden dargestellt werden", sagt Ufermann. "Dabei gehen sie durch dieselben Kämpfe und Herausforderungen wie jeder andere auch, sie haben genauso Macken und Schwächen."

Die evangelische Johannesgemeinde in Darmstadt sendete Ufermann 2000 als Missionarin aus. Seit 2005 ist die Rheydterin bei der Globe Europe Missionsgemeinschaft e.V. (Sitz in Hamminkeln) angestellt. Sie lebt im peruanischen Andenhochland auf 3825 Metern Höhe, zwölf Kilometer außerhalb der Stadt Juliaca im südlichen Departement Puno.

Drei Dinge, erzählt Ufermann, schreckten sie, als sie einst nach Peru kam: tropische Hitze, Vogelspinnen und Terrorismus. Ihre Sorge war unbegründet. "Dem Terrorismus wurde mit der Festnahme der Schlüsselperson weitestgehend ein Riegel vorgeschoben und Hitze und Spinnen gibt es auf knapp 4000 Metern Höhe so gut wie nicht." Der Tagesablauf der Missionarin ist unterschiedlich. Meistens steht sie gegen 5.30 Uhr auf, liest in der Bibel, betet mit ihren Mitarbeitern und frühstückt.

Ab 8 Uhr beginnt die Arbeit. Manch einen Tag verbringt sie in der Stadt mit Ämtergängen, Besuchen und Besorgungen. An anderen Tagen erledigt Ufermann die Korrespondenz und die Buchhaltung, leistet Seelsorge, bereitet Predigten vor, gestaltet und leitet Veranstaltungen oder aber schult die Mitarbeiter. Auf Fernsehen oder eine Heizung muss Ufermann aufgrund der ländlichen Lage verzichten, "so dass das Bett deutlich früher ruft als in Deutschland".

Den Unterschied zwischen dem peruanischen und dem deutschen Charakter erläutert sie mit einer Anekdote: "Wenn jemand uns fragt, wie viele Leute in unser Auditorium in unserem Zentrum passen, sage ich manchmal lachend: 200 Peruaner oder 100 Deutsche." Peruaner seien sehr beziehungsorientiert, die Deutschen eher zielorientiert.

"Während wir Deutschen sehr individualistisch geprägt sind, haben in Peru die Familie, die Sippe, der Stamm oder das gesamte Volk einen viel höheren Stellenwert." Viele Peruaner seien feine Beobachter und verfügten über ein großes alltagspraktisches Wissen im Umgang mit Tieren, Pflanzen und dem Handwerk.

Das Lebenstempo sei gelassener, Terminstress und Perfektionismus fehlen. Ufermann bedrückt indes, "wie wenig oft ein gegebenes Wort gilt". Über das Warum ihrer Arbeit muss die Missionarin jedoch nicht nachdenken: "Es ist wirklich Gottes Werk, dass ich heute hier in Peru das tue, was ich tue."

(fae)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort