Mönchengladbach Des Profis List gegen Stress

Mönchengladbach · In einem Kurz-Workshop der Volkshochschule bekommen die Teilnehmer Tipps zum besseren Umgang mit dem alltäglichen Chaos. Trainerin Janina Pernsot hat eine Lösung: Listen-Schreiben.

Trainerin Janina Pernsot kennt das Problem aus eigener Erfahrung. "Ich bin nachts schweißgebadet aufgewacht, weil ich vergessen hatte, etwas zu tun. Es war nur eine Kleinigkeit, aber sie musste erledigt werden und war in der Vielzahl der alltäglichen Aufgaben einfach untergegangen." Janina Pernsot hat daraus Konsequenzen für ihr Zeitmanagement gezogen und bringt heute anderen bei, wie sie sich selbst am besten organisieren. Häufig tut sie das in Firmen, aber auch in Kursen wie dem Workshop "Vom Chaos zum System" in der Volkshochschule Mönchengladbach. Die Diplom-Kauffrau ist selbstständige Trainerin, Beraterin und Business Coach und hat sich auf die Bereiche Selbstmarketing und Organisation spezialisiert.

Die Workshop-Teilnehmer sind nicht von ihrem Chef hinbeordert worden, sondern suchen ganz persönlich Auswege aus dem Teufelskreis von Zeitdruck, schlechtem Gewissen und dem Gefühl der Überforderung oder des Zeitmangels. Die eine kämpft privat gegen Papierstapel und im Büro gegen ständig wachsende Aufgaben, der andere hat das Gefühl, sich zu verzetteln und in der zur Verfügung stehenden Zeit zu überfordern. Die Dritte schafft es nicht zufriedenstellend, neben der Berufstätigkeit den Haushalt zu organisieren. Alle wollen ihre Zeit besser nutzen, strukturierter vorgehen, mehr Ruhe finden. Und dafür hat Kursleiterin Janina Pernsot eine Allzweckwaffe parat: To-do-Listen ("to do" heißt auf Deutsch: tun, machen).

Bevor man mit dem Listenschreiben loslegt, ist es aber gut, sich klar zu machen, wie viel Zeit man wirklich hat und was die eigene Zeit auffrisst. 8760 Stunden hat ein Jahr. Wie viel Stunden davon arbeitet man eigentlich? Wie viel Zeit verbringt man mit Schlafen, Essen, Körperpflege? Und wie viel Freizeit bleibt dann? Wenn man das durchrechnet, kommt eine erstaunlich große Zahl von Stunden heraus, die Freizeit sind. Theoretisch zumindest, denn in der Praxis ist in dieser Zeit Hausarbeit zu leisten, aufzuräumen oder gar die Steuererklärung zu machen.

Ein Tipp der Trainerin: Wenn etwas davon besonders stresst oder nervt, sollte man versuchen, es auszulagern. Die Fenster von einem Profi putzen lassen etwa. Aber das allein reicht natürlich nicht. Um sich zu entlasten und den Kopf frei zu bekommen, empfiehlt die Trainerin das Schreiben von Listen. Und das Priorisieren. Was einem in den Kopf kommt, sollte schnell aufgeschrieben werden, um nicht mehr ständig durchs Hirn zu spuken. Was man notiert hat wiederum, muss nach Wichtigkeit geordnet werden. "Alles, was am gleichen Tag erledigt werden muss, bekommt die Priorität Eins", erklärt Janina Pernsot. "Was innerhalb einer Woche getan werden muss, bekommt die Priorität Zwei." Alles andere ist drei. So lässt sich der Kopf frei bekommen, und es besteht nicht die Gefahr, sich zu verzetteln. "Morgens sieht man die Liste durch und passt die Prioritäten an", sagt die Trainerin. "Abends sieht man sie wieder durch und kann sie beruhigt zuklappen." Jedenfalls, wenn man sich an seine eigenen Regeln gehalten hat.

Oft reicht es nicht, einfach nur einen Punkt zu notieren. Einen komplexen Vorgang kann man gut in mehrere Schritte einteilen. Die Steuererklärung zum Beispiel. Hier kann man als ersten Schritt mit dem Sortieren der Unterlagen beginnen. Ist das geschafft, wird ein Häkchen an den Schritt gemacht und man hat immerhin ein vorzeigbares Zwischenergebnis.

Die Trainerin rät, private und berufliche To-do-Listen zu trennen, sie aber am gleichen Ort aufzubewahren. "Wer so etwas gern handschriftlich auf einem Blatt Papier macht, sollte die Papiere dann in einer gemeinsamen Mappe aufbewahren", erklärt Pernsot. Es gibt aber auch Apps, also kleine Programme für das Smartphone, die bei der Führung der Listen helfen.

All diese Maßnahmen strukturieren die Aufgaben, entlasten und mindern den Stress im Alltag. Eine Enttäuschung aber bleibt weder den Teilnehmern noch anderen Anwendern erspart: Das optimale Zeitmanagement und die besten To-do-Listen helfen nichts, wenn man einfach zu viel Arbeit in zu wenig Zeit pressen möchte. Passiert das beruflich, kann man nur im Gespräch mit dem Vorgesetzten nach einer Lösung suchen. Und bei privatem Stress sollte man sich fragen, ob ein aufgeräumter Keller oder eine blitzblank geputzte Treppe wirklich so wichtig sind.

(RP)
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