Verwirrung im Erkrather Impfzentrum Astrazeneca-Freigabe sorgt für Unmut bei Impflingen und Ärzten

Erkrath/Kreis Mettmann · Wer will, soll sich mit Astrazeneca impfen lassen. Die Abstände zwischen Erst- und Zweitimpfung werden flexibler. Die schnell wechselnden Strategien aus der Politik sorgen für Wirrwarr bei Impfwilligen, ausbaden müssen es die Ärzte.

 Thomas Nasse ist im Impfzentrum Erkrath einer der ärztlichen Leiter. Den Unmut der Impflinge über das Wirrwarr politischer Anordnungen und Vorgaben bekommen er und seine Kollegen täglich zu spüren.

Thomas Nasse ist im Impfzentrum Erkrath einer der ärztlichen Leiter. Den Unmut der Impflinge über das Wirrwarr politischer Anordnungen und Vorgaben bekommen er und seine Kollegen täglich zu spüren.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das momentane Gezerre ums Impfen geht in die nächste Runde. Letzter Stand der Dinge ist: Jeder, der will, soll sich impfen lassen können. Denn Gesundheitsminister Jens Spahn will für die Coronaschutzimpfungen mit dem Vakzin Astrazeneca die Priorisierung sofort aufheben.

„Ich weiß gar nicht mehr, wie ich mich impfen lassen soll“, ist Karla Schmitt total verunsichert. Die Mettmannerin ist impfwillig, „das Wichtigste ist doch: Hauptsache geimpft“. Aber erst geriet Astrazeneca in Verruf, jetzt ist es „plötzlich toll, ich weiß nicht, was ich glauben soll.“ Ganz pragmatisch geht Frank Winja die Sache an: „Ich würde jeden Impfstoff nehmen, Hauptsache ist: ich werde geimpft.“ Über das Wirrwarr, das die Politik auslöst, kann er nur lachen. „Da scheint die eine Hand nicht zu wissen, was die andere tut“, sagt der 60-Jährige. „In anderen Ländern scheint das Thema besser umgesetzt zu werden.“

Auch der Abstand zwischen erstem und zweitem Impftermin soll neuerdings flexibler gestaltet werden. „Was denn nun?“, fragt Dietmar Schwarz. „Dann waren die Bestimmungen, die vorher galten, bloß Quatsch?“

Die Verunsicherung ihrer Patienten bekommen die Ärzte im Impfzentrum Erkrath tagtäglich zu spüren, wie Thomas Nasse, einer der ärztlichen Leiter des Impfzentrums, berichtet. „Wir sind der Prellbock und bekommen den Unmut der Impflinge ab“, beschreibt er die Reaktion der Leute auf die sich ständig ändernden Bestimmungen aus der Politik. Im Bemühen, ihre Patienten „bestens zu versorgen“ werden die Ärzte ebenso wie Helfer und Personal vom Sicherheitsmann bis Rot-Kreuzler inzwischen auch hemmungslos beschimpft. „Wir sind die Bösen und baden an vorderster Front aus, was die Politik einfädelt“, sagt der Arzt. „Ich habe großes Verständnis für die Verunsicherung und den Unmut“, die sich so oft von der Politik ändernden Vorgaben „lassen sich schwer bis gar nicht erklären“. Denn ausgearbeitete Konzepte sowohl zur Impfstoffbestellung wie auch zur Impfung selbst werden damit auf den Kopf gestellt. Einbestellte Impflinge würden nachfragen, „warum bekomme ich ‚nur’ Astrazeneca und nicht das gute Biontec“, berichtet er aus dem Alltag. Heftige Debatten bis zu Anfeindungen sind nicht selten.

Monheimerin Gabriele Glücks, kürzlich noch empört über das Chaos rund ums Impfzentrum, hingegen findet „nichts als lobende Worte“. Der erste Termin zur Impfung platze, „aus dem Impfzentrum kam ein Anruf zur Neuverabredung“, berichtet sie begeistert. „Bei der Telefonnummer der KV sieht es anders aus. Denen scheint alles egal zu sein“, erinnert sie sich an ein Terminangebot, das ihr nach dem Motto „Friss oder stirb“ zu funktionieren schien.

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