Mönchengladbach Als Azubi an der Hochschule

Mönchengladbach · Dass man an der Hochschule Niederrhein Studenten trifft, ist normal. Aber es gibt dort auch Auszubildende. Wir stellen vier junge Menschen vor, die sich ganz bewusst für einen solchen Start in den Beruf entscheiden haben.

 Ella Averdunk (links) und Silke Wohnsdorf prüfen die Qualität von Textilien. Florian Morbach kümmert sich um die Elektronik an der Hochschule Niederrhein.

Ella Averdunk (links) und Silke Wohnsdorf prüfen die Qualität von Textilien. Florian Morbach kümmert sich um die Elektronik an der Hochschule Niederrhein.

Foto: Isabella Raupold/Carina Hendricks

Wer nach einem Studienplatz am Niederrhein sucht, kommt an der Hochschule Niederrhein (fast) nicht vorbei. Junge Menschen, die eine Ausbildung dem Studium vorziehen, würden dort wahrscheinlich erst mal nicht auf die Suche gehen. Doch die Hochschule ist ein von der Industrie- und Handelskammer anerkannter Ausbildungsbetrieb. Ab September gibt es 19 Auszubildende in sieben Ausbildungsberufen und verschiedenen Lehrjahren.

 Ella Averdunk (links) und Silke Wohnsdorf prüfen die Qualität von Textilien. Florian Morbach kümmert sich um die Elektronik an der Hochschule Niederrhein.

Ella Averdunk (links) und Silke Wohnsdorf prüfen die Qualität von Textilien. Florian Morbach kümmert sich um die Elektronik an der Hochschule Niederrhein.

Foto: Isabella Raupold/Carina Hendricks

"Mit Beginn dieses Ausbildungsjahres bieten wir erstmals die Berufe des Fachinformatikers der Fachrichtung Anwendungsentwicklung und des Zerspannungsmechanikers an", sagt Carmen Kalinowski, die an der Hochschule für Fort- und Weiterbildung zuständig ist. Außerdem werden junge Leute zu Elektronikern für Betriebstechnik, zu Kaufleuten für Bürokommunikation, zu Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, zu Chemie- und Textillaboranten ausgebildet.

 Im Studierendenservice ist zurzeit viel los: Dominik Di-Gregorio hilft den neuen Studierenden in diesen Tagen bei der Einschreibung.

Im Studierendenservice ist zurzeit viel los: Dominik Di-Gregorio hilft den neuen Studierenden in diesen Tagen bei der Einschreibung.

Foto: Carina Hendrick

Für Letzteres haben Silke Wohnsdorf und Ella Averdunk sich entschieden. In der Öffentlichen Prüfstelle für das Textilwesen (ÖP) am Hochschulstandort Mönchengladbach testen sie die Qualität und Zusammensetzung verschiedener Textilien.

"Fasern, Garne, Gewebe, Stricke — wir prüfen unterschiedlichste Materialien", erklärt die 21-jährige Ella Averdunk. Silke Wohnsdorf, auch 21 Jahre alt, ergänzt: "Ein Beispiel, das wahrscheinlich jeder kennt, ist die Pill-Bildung bei Pullovern." Die kleinen Krümelchen, die sich vorzugsweise unter den Armen bilden. "Kunden kommen mit Stoffen zu uns, und wir testen, ob Pillings entstehen. Das passiert im physikalischen Labor. Im chemischen Labor testen wir zum Beispiel, wie Chlor und Salzwasser sich auf Bikinis auswirken."

Zwei Jahre dauert ihre Ausbildung. Zeitgleich sind sie im Studiengang Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule eingeschrieben. Dort lernen sie das Gleiche, was auch die Vollzeitstudenten lernen. Allerdings werden die Kurse des Grundstudiums (erstes Studienjahr) auf die zwei Jahre der Ausbildung verteilt. "Danach macht man als Vollzeitstudent weiter und arbeitet als studentische Hilfskraft in der ÖP", erklärt Averdunk.

Silke Wohnsdorf ist froh, dass sie sich für das duale Studium entschieden hat: "Das Grundstudium ist sehr allgemein und hat noch wenig mit Textil zu tun. Dank der Arbeit in der ÖP weiß ich aber, wofür ich dieses Wissen brauche." An drei Tagen arbeiten sie, an zwei Tagen wird studiert. Das hat einige Vorteile. "Wir absolvieren Studium und Ausbildung in viereinhalb Jahren. Außerdem arbeiten wir nach dem Abschluss wahrscheinlich in einem Unternehmen, das jetzt Kunde der ÖP sein könnte. Wenn uns dann Prüfergebnisse vorgelegt werden, wissen wir ganz genau, was die Werte und Einheiten bedeuten. Das schätzen die Unternehmen", weiß Averdunk.

Einen Nachteil haben sie aber doch gegenüber den Vollzeitstudenten: Die beiden haben keine Semesterferien. "Wir haben 30 Urlaubstage. Bei der Urlaubsplanung orientieren wir uns vor allem an den Zwischen- und Abschlussprüfungen", sagt Averdunk.

Auch die Chemielaboranten und Zerspannungsmechaniker absolvieren diese sogenannte kooperative Ingenieursausbildung nach dem Krefelder Modell. Anders sieht es bei Florian Morbach aus. Er macht eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Was er für diesen Beruf wissen muss, lernt er in der Elektronikwerkstatt der Hochschule am Campus Krefeld Süd: "Wir sind für die elektronische Instandhaltung der Hochschule zuständig."

Er macht alles, was mit Elektronik zu tun hat — vom Installieren neuer Steckdosen bis hin zur Betreuung des Netzwerks. "Zurzeit gibt es einige Umbauten an der Hochschule, da haben wir besonders viel zu tun", erklärt Morbach. Zu seiner Ausbildung gehört auch, dass der 19-Jährige ein paar Monate im Ausbildungswerk der Voith Paper GmbH & Co. KG verbringt; außerdem besucht er jeden Freitag und alle zwei Wochen donnerstags die Berufsschule.

Die Möglichkeit eine Ausbildung zu absolvieren, gibt es schon seit Jahrzehnten an der Hochschule. Von Anfang an dabei: die Ausbildung zu Kaufleuten für Bürokommunikation. Für diese Möglichkeit hat sich auch Dominik Di-Gregorio (22) entschieden. Er wird seine Ausbildung im Januar nächsten Jahres beenden. Als er die Annonce im Jahr 2011 entdeckte, hat er sich erst mal schlau gemacht. Eine Ausbildung an der Hochschule? "Überzeugt hat mich, dass es eine Jugendauszubildenden-Vertretung gibt." Für ihn ein Zeichen dafür, dass Auszubildende an der Hochschule ernst genommen werden.

In einer dreijährigen Ausbildung lernt er die Bereiche Verwaltung, Finanzen, Personal, die Fachbereichssekretariate sowie den Studierendenservice kennen — insgesamt 14 Abteilungen. "Thematisch haben mir die Personalabteilung und das Dezernat Organisation besonders gut gefallen." Aufgrund seiner guten Leistungen kann Di-Gregorio die Ausbildungszeit auf zweieinhalb Jahre verkürzen.

"Wir bilden junge Menschen aus, weil wir den Bedarf sehen. So wirken wir den Auswirkungen des demografischen Wandels entgegen", erklärt Kalinowski. "Gerade der Fachinformatiker ist für die Hochschule wichtig. Er wird die Mitarbeiter in der KIS (Anmerkung der Redaktion: Kommunikations- und Informationssysteme, Service) unterstützen."

Neue Stellenausschreibungen für Ausbildungsberufe an der Hochschule Niederrhein gibt es wieder in circa sechs Monaten auf der Hochschul-Webseite: www.hs-niederrhein.de

(RP)
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