Erkrath Schüler bauen für Lehrer
Erkrath · Die Peter-Hesse-Stiftung aus Erkrath hat beim Wiederaufbau ihres Schulungszentrums in Haiti Unterstützung vom Berufskolleg in Kempen bekommen. Im Herbst soll der Unterricht wieder aufgenommen werden.
Es ist ruhig geworden um Haiti, seit so viele andere Katastrophen wie der Tsunami im März 2011 in Japan, die damit verbundene Atomkatastrophe in Fokushima sowie die großen Überschwemmungen im Thailand in den Blickpunkt der Welt geraten sind. Hinzu kommt die Finanzkrise in Europa, die bei den Menschen große Sorgen um ihre privaten Ersparnisse weckt und so die Bereitschaft zum Spenden für Hilfsprojekte ein wenig in den Hintergrund gedrängt hat.
Beim Erdbeben völlig zerstört
Dennoch tut gerade in Haiti, einem der ärmsten Länder der Welt, immer noch Hilfe Not, weiß Peter Hesse, Initiator der nach ihm benannten Stiftung, die sich seit Jahrzehnten in dem Karibikstaat in der Montessori-Vorschulausbildung engagiert und somit Hilfe an den Wurzeln des Systems leistet, nämlich etwas für eine bessere Bildung ärmsten Schicht in Haiti tut. Wie viele andere Gebäude war beim Erdbeben im Januar 2010 das Ausbildungszentrum der Stiftung in Port-au-Prince völlig zerstört worden. Inzwischen wurde mit dem Aufbau eines neuen Ausbildungszentrums in Liancourt begonnen, einem Ort, der etwa 120 km von der haitianischen Hauptstadt entfernt liegt.
Auf einem Gelände der Familie von Naomi Joseph, der früheren Leiterin des Ausbildungszentrums, wird nun die neue Schulungsstätte errichtet. Der Komplex soll Raum für die Ausbildung von bis zu 60 Teilnehmerinnen zu Montessori-Vorschullehrerinnen bieten: vier Schlafhäuser für die Studentinnen, zwei Ausbildungshäuser, kleinere Gebäude für die Trainerinnen und ein Verwaltungstrakt. Alles soll ökologisch nachhaltig errichtet werden und somit auch Vorbild für neue Vorschulprojekte in Haiti sein.
So wird der Strom für Beleuchtung und elektronische Kommunikation durch Solarenergie erzeugt, das Wasser aus dem Brunnen auf dem Gelände soll mit Hilfe von Windenergie gefördert werden.
Bei der Erstellung der Rohbauten hat die Peter-Hesse-Stiftung bisher nicht allein Unterstützung durch Spenden erhalten, bereits zweimal waren Schüler des Berufskollegs Kempen 2011 für einige Tage vor Ort, um praktische Hilfe durch Muskelkraft zu leisten. Schon kurz nach dem Erdbeben war in dem Berufskolleg im Religionsunterricht über die Zerstörungen in Haiti gesprochen und nach Wegen gesucht worden, wie man helfen könnte. Damals fiel der Satz: "Ihr seid doch bald Maurer, also könnt ihr Häuser bauen". Es sollte aber noch einige Zeit dauern, bis Berufsschulpfarrer Roland Kühne und Peter Hesse konkret planen konnten.
Inzwischen sind zweimal kleine Gruppen angehender Handwerkern aus dem Berufskolleg in ihren Ferien nach Haiti gereist, um im relativ erdbebensicheren Liancourt unter dem Motto "Schüler bauen für Lehrer" ein neues Schulungszentrum zu errichten. Für die Schüler brachte dieser Einsatz nicht nur Praxisübung für ihr späteres Berufsleben, durch die Zusammenarbeit beim Bau mit Einheimischen sammelten sie dort auch wichtige gesellschaftliche Erfahrung. Ostern 2012 ist ein weiterer Arbeitseinsatz geplant. Dann geht es an die Ausstattung der Gebäude, und schon im Herbst soll in dem neuen Zentrum mit der Ausbildung der Lehrerinnen begonnen werden.
