Reihe „ME open Art“ Schau verbindet Kunst und Demenz

Mettmann · „Sich verlieren“ ist eine ganz besondere Ausstellung, die sich in besonderer Weise mit der Volkskrankheit befasst. Eröffnung ist am 10. Juni im Kunsthaus an der Mühlenstraße.

 Sylvia Knust-Schubert bei der Vorbereitung der Ausstellung.

Sylvia Knust-Schubert bei der Vorbereitung der Ausstellung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Auf Initiative der Alzheimer-Gesellschaft Mettmann haben sich etwa 40 Künstlerinnen und Künstler mit dem Thema Demenz auseinandergesetzt. Eine Jury hat 24 von ihnen ausgewählt, die nun mit 40 Arbeiten die Ausstellung „Sich verlieren – künstlerische Positionen zur Demenz“ bestücken. Wie in den ersten Ausstellungen der Reihe „ME open Art“ im Kunsthaus wird die Jury drei Preise vergeben, die am Tag der Eröffnung bekannt gegeben werden. Darüber hinaus kann auch das Publikum wieder seine drei Lieblingswerke benennen, die dann die Publikumspreise erhalten.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Lothar Weuthen, zum sechsten Mal Initiator und Organisator von „ME open ART“, mit Vertretern der Alzheimer-Gesellschaft beraten, wie dieses gesellschaftlich brisante Thema wohl künstlerisch umgesetzt werden könnte. Dabei wurden sie begleitet und unterstützt von der Künstlerin Susann Bürger, die sich bei der Alzheimer-Gesellschaft ehrenamtlich engagiert.

Es ist eine Herzensangelegenheit, so Gabriele von Mauschwitz vom Kontaktbüro Selbsthilfe der Alzheimer-Gesellschaft, das Thema Demenz, das für die meisten von uns das Ende des Lebens bedeutet, in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Und durch Aufklärung die vielen positiven Aspekte, die auch mit dieser Krankheit verbunden sind, zu beleuchten. Beim Rundgang durch das Kunsthaus können die Betrachter dann auch die völlig unterschiedlichen Sichtweisen erkennen, mit denen sich die Künstlerinnen und Künstler diesem Thema genähert haben.

Ganz berührend war eine kleine Skulptur: In den Händen, die zur Halbkugel geformt waren, lag ein rotes Wollknäuel aus dem ein schier endlos langer Faden floss, an dem Dutzende kleiner Zettel befestigt waren – mit Namen, Begebenheiten, Orten und Titeln von Filmen oder Büchern, an die sich der/die Erkrankte noch erinnern wollte. Überhaupt wird das „Sich erinnern wollen“ bei mehreren Arbeiten deutlich. Etwa bei 30 Büchlein, exakt in Reih und Glied geordnet, die Erinnerungshilfen als Titel tragen. Auch der Wollfaden, zum Teil mit Knoten versehen, sollte wohl unterstützen, etwas nicht zu vergessen: Der berühmte Knoten im Taschentuch diente ja seit Generationen dazu.

Andere Künstler haben sich der Vorstellung der Leere im Kopf genähert. Da geht der Blick eines Mannes ins Nirgendwo und die junge Frau, die auf einer Bank sitzt, schaut verloren ins Nichts. Herzergreifend sind auch zwei Bilder eines Malers, der selbst an Alzheimer erkrankte. Eines ist vor seiner Erkrankung entstanden, ein zauberhaftes Bild, ein zartes, junges Mädchen, voller innerer Schönheit und Anmut. Dann ein Bild nach der Erkrankung, in dem lodernde Farben nur noch wirr durcheinander zu geistern scheinen. Man meint, einem inneren Kampf beizuwohnen. Oder die Zerrissenheit, die Außenstehende meinen, bei an Demenz Erkrankten zu erkennen: Eine Collage, Papier und Pappe, zu Fetzen zerrissen.

Im Gewölbe des Kunsthauses werden von der Alzheimer-Gesellschaft künstlerische Arbeiten gezeigt, die bei therapeutischen Gruppenarbeiten entstanden. Vertreter der Gesellschaft halten zudem Informationsmaterial für Interessierte bereit und stehen für Gespräche zur Verfügung. Alles in allem eine besonders sehenswerte Ausstellung, die ganz viele Besucher verdient.

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