Von Büderich nach Islamabad Meerbuscher backt Brot in Pakistan

Claus Euler hat seine Heimat Meerbusch vor vielen Jahren verlassen. In Pakistan hat er eine Marktlücke entdeckt: gesundes deutsches Brot. Euler backt nach alten Familienrezepten mit Zutaten aus der Gegend um Islamabad.

Irgendwo im staubigen Norden von Pakistans Hauptstadt Islamabad hängen über einer Eingangstür die Bilder von Max und Moritz, den beiden Übeltätern aus Wilhelm Buschs bekanntem Buch. Im Laden darunter wird gebacken: Gutes deutsches Brot, mitten in Pakistan. Der Bäcker heißt Claus Euler und stammt aus Meerbusch. Vor vielen Jahren hat er die alte Heimat verlassen.

„Ich habe schon quasi alles gemacht“, sagt der 62-jährige Euler. Nach seinem Abitur in Büderich studierte er Ethnologie, Soziologie und Geographie in Köln und arbeitete danach für verschiedene Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), zwei hat er sogar mitbegründet. Seine vielen Jobs führten Euler im Laufe der Jahre nach Nepal, Bangladesch und Afghanistan. Als Testfahrer für einen japanischen Autohersteller nahm er an einer Rallye von Deutschland nach Indien teil.

Schon als Junge in Meerbusch stand Euler stets mit dem asiatischen Kulturraum in Verbindung: Er hat einen Onkel in Mumbai, sein Adoptivbruder stammt aus Sri Lanka. 1996 kam Claus Euler als Angestellter der schweizerischen Botschaft schließlich nach Islamabad. Dort ließ er sich nieder, nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete er 2000 eine Pakistani, mit der er inzwischen Zwillinge hat. Auch in Pakistan hatte Euler Jobs bei verschiedenen NGOs inne, etwa arbeitete er für Birdlife oder das internationale Malteserhilfswerk.

Mit 57 Jahren entschied sich Euler dann, es müsse Schluss sein mit den ständigen Jobwechseln. Er suchte nach einer neuen Tätigkeit, etwas Handfestem und Bodenständigem, und er machte sein Hobby zum Beruf: Bereits seit 1980 buk der Meerbuscher Brot für sich und seine Familie. Dann stellt er fest: Dieses Brot lässt sich auch in Pakistan verkaufen. „Gesundes, deutsches Brot ist hier eine Marktlücke“, erklärt Euler seinen Erfolg.

Er verwendet Zutaten aus der Gegend um Islamabat, auch aus ökologischen Gründen: „Ich versuche meinen Fußabdruck auf dieser Welt so klein wie möglich zu halten.“ Die Rezepte stammen aus Deutschland, besonders am Anfang hielt er sich streng an alte Familienrezepte. Inzwischen experimentiert er auch: Mit Tomaten aus den Bergen und Walnüssen aus den Wäldern, und mit Pesto aus Kräutern, die er auf seinem Flachdach zieht.

Manchmal steigt Claus Euler selbst ins Gebirge um die Hauptstadt hinauf, um nach neuen Zutaten zu suchen. „Meine Brote sind im Laufe der Jahre einheimischer geworden“, sagt der Bäcker. Inzwischen vermische er ganz bewusst europäische Rezepte mit pakistanischen Herstellungsverfahren und Zutaten, etwa der Zubereitung im Holzofen oder auf dem Heißen Stein. „Inzwischen sind meine Brote einzigartig, sowohl für Pakistan als auch für Deutschland.“

In seiner Bäckerei in Islamabad findet man auch Honig, Wildfleisch sowie europäische Käsesorten, die von einem einheimischen Käser hergestellt werden. Seine Waren verkauft Claus Euler auch auf Wochenmärkten in der Gegend, die er zum Teil mitorganisiert.

Pakistan ist inzwischen die Heimat des 62-Jährigen. „Dennoch vermisse ich Meerbusch“, sagt er. Vor allem, wenn es im Sommer  drückend heiß ist und dann die Monsun-Regenfälle kommen, denkt Euler manchmal wehmütig zurück an die Fahrradtouren am Rhein entlang – und an das Altbier seiner Heimat. „Ich besuche einmal im Jahr meine Schwester in Büderich, dann sauge ich jedes Mal so viel Heimat in mich auf wie ich kann“, sagt Euler.

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