Selbstversuch am Steuer Wupsi wirbt: Quereinstieg als Busfahrer

Leverkusen · Im Zuge der Mobilitätswende bemüht sich die Wupsi um Busfahrer. Unser Autor hat sich probeweise ans Steuer gesetzt.

 „Immer auf die Spiegel achten“  –  vor allen Dingen beim Einparken.  Fahrlehrer Martin Mainczyk instruiert unseren Mitarbeiter Oliver Meier  (re.)

„Immer auf die Spiegel achten“  –  vor allen Dingen beim Einparken. Fahrlehrer Martin Mainczyk instruiert unseren Mitarbeiter Oliver Meier  (re.)

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Sitz einstellen, Feststellbremse lösen, Gang einlegen. Bisher kein großer Unterschied zum normalen Auto. Dann aber das Kommando von Fahrlehrer Martin Mainczyk „den Fuß von der Bremse nehmen und leicht Gas geben“. Mehr als 250 PS beginnen, den tonnenschweren Bus der Fahrschule Westermann nach vorne zu schieben, die erste Kurve kommt immer näher, und Mainczyk sagt einfach „immer weiter auf das Schild zu fahren“. Das kann ja was werden.

„Es ist schon etwas anderes als Autofahren, die Sitzposition verleiht einem ein erhabenes Gefühl“ sagt Marc Kretkowski, Geschäftsführer der Wupsi, mit einem Lachen, angesprochen auf das Fahrgefühl im Bus. Davon abgesehen hat er im Moment allerdings nicht viel Grund zur Freude. Der Fachkräftemangel am deutschen Arbeitsmarkt hat auch das Busfahrergewerbe erreicht. „Die Situation ist dramatisch“ erklärt Kretkowski. „Im letzten Jahr haben wir gerade noch die benötigten 80 Fahrer einstellen können“, für dieses Jahr braucht er noch mindestens 20 weitere. Und eine Besserung der Situation sei nicht abzusehen. „Der Stellenwert des öffentlichen Personennahverkehrs ist gestiegen, und auch wenn die Leistungsausweitung der verkehrs- und klimapolitisch richtige Weg“ sei, so ist der Arbeitsmarkt auf Grund der starken Nachfrage und des hohen Konkurrenzdrucks wie leer gefegt.

Und darum geht die Wupsi in die Offensive. So wurden die Arbeitsbedingungen der Busfahrer verbessert, die Löhne der beschäftigten Subunternehmen um 15 Prozent auf das Niveau des öffentlichen Dienstes angehoben. Ein Busfahrer bei der Wupsi verdient nun bei einer 39-Stundenwoche, inklusive Zuschläge ca. 2800 Euro brutto.

Andreas Backes, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenter Arbeit und Grundsicherung Leverkusen (AGL), lobt das Vorgehen und freut sich darüber, dass er im vergangenen Jahr sechs Menschen in die Arbeit bei der Wupsi vermitteln konnte. Hierbei wurden die Qualifizierungskosten für den nötigen Busführerschein von der AGL übernommen. Der Führerschein wird bei der Fahrschule Westermann in einem sechsmonatigen, schulischen Teil, mit einer anschließenden Prüfung bei der IHK erworben. Für einige Fahrschüler sei es dabei durchaus schwierig, „mit 50 noch einmal die Schulbank zu drücken“, sagt Lehrgangsleiter Mainczyk. Es handele sich auch sicher um keine vertane Zeit, ergänzt AGL-Geschäftsführer Backes weiter, denn der Beruf sei „eine Chance für arbeitslose Menschen in Leverkusen, einen Job mit langfristiger Perspektive zu ergreifen, der in der Lage ist, eine Familie zu ernähren“.

Fahrlehrer Mainczyk bleibt indes gelassen. Im vergangenen Jahr bildete er 133 Busfahrer aus, ein weiterer Neuling am Steuer ist kein Problem für ihn. In ruhigem Ton gibt er Anweisungen, verweist immer wieder auf die so wichtigen Spiegel und leitet uns so sicher über den Betriebshof der Wupsi. Leider ist eine zweite Runde nicht mehr drin, aber für ein paar Minuten Busfahrer spielen zu dürfen – das hat schon Spaß gemacht. Auf dem Weg vom Hof herunter grüßt sogar ein einfahrender Kollege. Man kann sich einfach nicht dagegen wehren, Busfahrer scheint ein toller Job zu sein.

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