Leverkusen So fühlen sich Babys auch bei Hitze und Sonne wohl

Leverkusen · Wenn die Sonne scheint, dann wollen alle nur noch eines: Mit Sonnenbrille am Badesee liegen und entspannen. Die Bewegung wird reduziert oder ins kühle Nass verlagert, und wem es in der Sonne zu heiß wird, sucht man sich ein schattiges Plätzchen zum Verschnaufen.

Das klappt in den meisten Fällen gut, weil ein Erwachsener weiß, dass er an solchen Tagen viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sich mit Sonnenmilch einreiben soll, und dass bei Dauerhitze luftig-leichte Kleidung hilft. Säuglinge allerdings, sagt Neonatologe Jens Mütze, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Leverkusen, haben nur eine eingeschränkte Wärmeregulierung. Das führt dazu, dass Babys schnell überhitzen. Ein wachsames Auge und die richtige Fürsorge sind daher äußerst wichtig.

"An sonnigen Tagen sollten die Kinder nicht dick angezogen werden", sagt Mütze. Leichte Kleidung aus atmungsaktiver Baumwolle sei Kunstfasern vorzuziehen. "Neugeborene sollten ohnehin in den ersten zwei Wochen komplett vor direktem Sonnenlicht geschützt werden." Spaziergänge am Morgen und Abend seien besser. "Ansonsten hält man es so wie bei den Südländern, die mittags für die Siesta (Mittagsschläfchen) im Haus bleiben."

Wer in der prallen Sonne aus dem Haus muss, sollte sein Kind gut mit UV-Schutzcreme einreiben, einer speziellen für Babys. "Die ist bei Eltern nicht so beliebt, weil sie Kind komplett weiß macht und es Flecken auf der Kleidung hinterlässt, aber das liegt an den mineralischen Bestandteilen der Creme, durch die das Sonnenlicht reflektiert wird", sagt Mütze. Statt Tragetuch sollte an warmen Tagen der Kinderwagen genutzt werden. Ein Sonnenhut, der Kopf, Ohren, Nacken schützt, ist unerlässlich.

Auch Babys spüren bei Hitze vermehrt Durst. "Das macht sich dadurch bemerkbar, dass sie schneller quengelig werden." Babys, die gestillt werden, wollen öfter, dafür kürzer an die Brust. "Die Brustmilch ist am Anfang wässriger, was das Durstgefühl löscht." Kleinkindern, die Breikost zu sich nehmen, sollte zusätzlich Wasser angeboten werden. Wichtig: kein kaltes Wasser. "Das verursacht bei Kindern Bauchschmerzen." Außerdem wirkt es kontraproduktiv. "Das kalte Wasser signalisiert dem Körper Kälte, was ihn anregt, Wärme zu produzieren." Dem Kind wird schneller warm. Ob dem Säugling warm ist, lässt sich am besten am Nacken oder zwischen den Schulterblättern feststellen, sagt Mütze. Dort sollte es warm und trocken sein. "Wenn das Kind dort schwitzt, ist es ihm definitiv zu warm." Bei einer Abkühlung ist Vorsicht geboten. "Babys finden Baden super, aber man sollte schauen, dass das Wasser nicht zu kalt ist, weil Babys wahnsinnig schnell auskühlen." Eine Wassertemperatur um die 28 Grad sei optimal. Noch besser ist allerdings, wenn der Kopf des Kindes mit einem in lauwarmes Wasser getunkten Waschlappen befeuchtet wird. "Das Wasser verdunstet auf dem Kopf und wirkt wie Schweiß, der durch die Verdunstung auf der Haut den Körper abkühlt."

In warmen Nächten empfiehlt der Facharzt, das Baby mit einem kurzen Baumwollbody ins Bett zu legen und mit einem leichten Baumwolltuch bis zur Hüfte zu bedecken. "Zugluft ist zu vermeiden, weil das zu Infektionen der Atemwege führt." Mütze: "Nasse Wäsche ins Zimmer hängen. Das feuchtet die Luft an, so entsteht eine angenehme Verdunstungskälte." Zur Durchlüftung sollte das Fenster zumindest auf Kippe stehen, "sonst erzeugen wir einen Treibhauseffekt".

Wer trotz aller Vorkehrungen auffällige Symptome an seinem Kind feststellt, sollte nicht zögern und den Kinderarzt aufsuchen, rät der Fachmann.

(RP)
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