Leverkusen Pinocchio ist in jeder Sprache schön

Leverkusen · Der mehrsprachige Wettbewerb der Bezirksregierung Köln fördert den Bilingualismus und die Begegnung mit Literatur.

Die Aufregung war den 29 Kindern und Jugendlichen vor ihren Auftritten anzusehen, die Anspannung groß: Gestern fand im Naturgut Ophoven der diesjährige Regionalentscheid im mehrsprachigen Vorlesewettbewerb statt. Zum vierten Mal hat ihn die Bezirksregierung initiiert, diesmal wurde außer auf Deutsch auch auf Türkisch, Albanisch, Serbisch und Kroatisch gelesen.

Einen Text mussten die Schüler, allesamt Schüler der dritten bis achten Klasse, in ihrer Muttersprache vorlesen. Dazu durften sie sich eine Passage aus ihrem Lieblingsbuch aussuchen, vorlesen und anschließend kurz auf Deutsch erzählen, um was es darin ging. "Die Auswahl war ganz unterschiedlich, die Bücher reichten von Pinocchio bis zu einer Geschichte über Schiffbrüchige", berichtete Claudia Wrase vom Leverkusener Schulamt.

Anderthalb Minuten ging es beim Vorlesen nicht nur darum, dass Lesetechnik mit Lesetempo und Aussprache klappte. Auch die Textgestaltung musste stimmen: Die Vorleser sollten den Zuhörern gleichermaßen die Stimmung und Atmosphäre ihrer Geschichte vermitteln. Das war insbesondere für die Jury wichtig: Denn die war jeweils mit einem Muttersprachler der Fremdsprache und zwei Deutschsprachigen besetzt, in der serbischen Runde beispielsweise mit Schulrat Thomas Wieners, Natasa Derkovic, Lehrerin der serbischen Sprache, und Karin Wolff, Schulleiterin der Grundschule Dönhoffstraße.

Wie aber sollten Wieners und Wolff beurteilen, ob ein serbischer Vortrag gut war? "Wir konnten die Texte zwar nicht verstehen. Aber bei einer guten Artikulation wird trotzdem deutlich, worum es dabei geht", sagte Wieners. Der Blick eines Fremdsprachlers sei daher sogar hilfreich.

Bei den deutschen Lesetexten stand schon vorher fest, was alle vorlesen sollten: Die Dritt- und Viertklässler rezitierten aus "Doktor Proktor im Goldrausch", die Fünft- und Sechstklässler aus "Herr der Diebe" und die Siebt- und Achtklässler aus "Die Wellenläufer" - alle jeweils eine Minute lang. Für die Kinder war der Lesewettbewerb unabhängig vom individuellen Abschneiden zugleich eine Anerkennung ihres persönlichen Engagements: Sie besuchen an ihren Schulen in ihrer Freizeit den herkunftssprachlichen Unterricht und investieren viel Zeit in ihr Hobby. "Bei dem Wettbewerb geht es uns auch darum, die Lesefreude der zweisprachigen Kinder zu fördern", betonte Claudia Wrase. Lesen stärke gerade heutzutage Ideenreichtum und Fantasie. "Man merkt richtig, wie wichtig den Kindern hier das Lesen ist, obwohl es in unserer heutigen Zeit oft keinen großen Stellenwert mehr hat", sagte Wrase.

(RP)
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