Leverkusen Im Dickicht der deutschen Grammatik

Leverkusen · In "Eingedeutscht" erzählen die Youtube-Stars Abdul Abbasi und Allaa Faham, wie sie ihre Integration in Deutschland erleben. Mit Comedy wollen die Syrer Brücken zwischen den Kulturen bauen. Nun waren sie Gast in der Stadtbücherei.

 Abdul Abbasi und Allaa Faham (r.) haben sich übers Internet kennengelernt. Mittlerweile sind die beiden jungen Syrer im Netz selbst zu Berühmtheiten geworden.

Abdul Abbasi und Allaa Faham (r.) haben sich übers Internet kennengelernt. Mittlerweile sind die beiden jungen Syrer im Netz selbst zu Berühmtheiten geworden.

Foto: Uwe Miserius

Abdul Abbasi und Allaa Faham sind inzwischen so etwas wie Berühmtheiten. Im Internet nehmen die beiden Syrer auf dem Videoportal Youtube die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen ihrer und der deutschen Kultur aufs Korn. Tausende schauen sich ihre Videos und Sketche an. Innerhalb kurzer Zeit wurden die jungen Männer zu Social-Media-Stars.

Der damit einhergehenden Verantwortung sind sie sich bewusst. Das betonten sie auch während ihrer Lesung am Wochenende in der Stadtbibliothek Leverkusen. "Eingedeutscht - die schräge Geschichte unserer Integration" heißt ihr Buch. Es gehe in ihren Texten aber nicht nur um Spaß, sagen Abbasi und Faham. Die Texte sollten vielmehr eine Botschaft transportieren, die mehr sei als blanke Comedy: "Wir wollen die Gesellschaft zusammenbringen - die Geflüchteten und die Menschen aus Deutschland", erklärte Abbasi vor der Lesung.

Die Beiden hatten es sich auf einem Sofa in einer Ecke der Bibliothek gemütlich gemacht und legten gleich los. Sie erklärten beispielsweise, dass es mit dem Miteinander manchmal schwer sei. Und das liege besonders an einem Gefühl: "Angst - und zwar auf beiden Seiten", betonte Abbasi. Der 23-Jährige gab zu, auch er habe Vorurteile gegenüber Deutschland und den Deutschen gehabt. "Ich dachte, alle sehen aus wie Oliver Kahn. Nichts gegen Kahn, ich mag ihn ja", erzählte er lachend.

Um Vorurteile abzubauen, zeigt das Duo kulturelle Unterschiede auf. Schon die kleinsten Dinge, sagen sie, könnten zu großen Missverständnissen führen. Deshalb wollen die Studenten aufklären. Ihre Videos sind mehrsprachig und immer übersetzt. 115.000 Leuten gefällt die Seite auf Facebook, 44.000 Abonennten zählt der Kanal auf Youtube. Beides läuft unter "German LifeStyle GLS". Das komme allerdings nicht bei allen Menschen gut an. Hass sei an der Tagesordnung. "Das ist schon ein Alltagsproblem", erzählte der 21-jährige Allaa Faham: "Es gibt ganz verschiedene Arten von Hasskommentaren." Faham ist derjenige, der die Technik im Blick hat, meist schneidet er die Videos. Abbasi hingegen war es, der das erste Video postete. Es diente einzig dem Spracherwerb - und war zudem überaus langweilig. Das hatte ihm zumindest Faham mitgeteilt, das war im Jahr 2015. Die beiden jungen Syrer kamen übers Internet in Kontakt und gründeten dann das gemeinsame Projekt.

Beide lebten damals erst seit einigen Monaten in Deutschland und versuchten, sich im Dickicht aus Behördengängen, deutscher Grammatik und fremden Gepflogenheiten zurechtzufinden. Ein Videoblog, so ihre Idee damals, könnte helfen, zwischen Syrern und Deutschen zu vermitteln und die Sichtweise des jeweils anderen zu verstehen. Bekannt zu werden sei dabei niemals ihr Ziel gewesen. Überhaupt: Mit einem solchen Erfolg hatten sie nicht gerechnet. Dass Menschen sie auf der Straße ansprechen, finden beide schön. "Es ist mir nur immer dann unangenehm, wenn ich gar keine Zeit habe und eigentlich weiter muss", erzählte Abbasi.

Zeit ist bei den beiden ohnehin ein kostbares Gut. Abbasi studiert Zahnmedizin in Heidelberg, Faham regeneratives Energiemanagement in Hamburg. Trotz möglicher künftiger Jobs wollen sie weitermachen - "so lange, bis das Wort Geflüchtete nicht mehr negativ aufgenommen wird", sagte Abbasi.

(RP)
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