Männer in der Kita Erzieher: „Wir sind die Bildungsbasis“

Manfort · Mehr männliche Erzieher in Kitas, das befürwortet auch Alexander Pfaff. Er arbeitet als Erzieher in Manfort.

 Alexander Pfaff weckt mit seinen Kunstprojekten die schöpferischen Fähigkeiten der Kinder. Er sagt: „Wir sind die Bildungsbasis.“   Foto: Uwe Miserius

Alexander Pfaff weckt mit seinen Kunstprojekten die schöpferischen Fähigkeiten der Kinder. Er sagt: „Wir sind die Bildungsbasis.“ Foto: Uwe Miserius

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Nur vier von einhundert Erziehern in Leverkusen sind männlich. Die Daten der statistischen Landesämter spiegeln den allgemeinen Wunsch nach mehr männlichen Pädagogen in Tageseinrichtungen nicht wieder. Woran liegt das?

„Der Job ist irgendwie zu mir gekommen“, sagt Alexander Pfaff (41), stellvertretender Leiter der Städtischen Tageseinrichtung für Kinder in der Borkumstraße. Desillusioniert sei er nach der Schule gewesen, seiner Liebe zur Musik war es geschuldet, dass seine einzige berufliche Idee die Eröffnung eines Plattenladens war. Freunde schlugen ihm dann vor, die Ausbildung zum Erzieher am Berufskolleg Opladen zu beginnen. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut.

„Unser Auftrag sind die Kinder“ betont Pfaff immer wieder, und man merkt, dass es ihm ernst mit diesem Auftrag ist. Der Kindergarten soll ein „Schutzraum für die Kinder“ sein, jedes von ihnen soll seinen Neigungen freien Lauf lassen können. Das offene Konzept der Tageseinrichtung lässt es zu, dass die 133 Kinder sich frei nach ihren Interessen ausleben und weiterentwickeln können.

Genauso geht es dem ausgebildeten Kunstpädagogen, der sich darüber freut, seine kreative Ader in den Berufsalltag einbringen zu können. „Kunst macht glücklich. Sie weckt schöpferische Fähigkeiten und stärkt die Konzentration“, sagt er zu seiner Leidenschaft. Den Kindern zeigt er zum Beispiel Rakelbilder von Gerhard Richter, um ihnen ein Verständnis davon zu vermitteln, was Kunst eigentlich ist. Im Anschluss sind die Kleinen an der Reihe und bringen ihre eigene Vorstellung von Kunst auf die Leinwand.

„Kinder machen einfach Spaß“, erzählt Pfaff weiter. Die Dankbarkeit und die Unvoreingenommenheit seiner Schützlinge weiß er sehr zu schätzen. „Ein gemeinsames Lachen und ein gemeinsames Gespräch“ machen für ihn das tolle an seinem Job als Erzieher aus. Zwar ist er durch seine aktuelle Position als stellvertretende Leitung mit mehr administrativen Aufgaben betraut, der Kern seiner Arbeit liegt aber weiter in der Betreuung der zwei bis sechs Jahre alten Kinder.

Angesprochen auf seine Rolle als einziger Mann unter 22 Erzieherinnen sagt er: „Ich gehörte nie zum Stereotyp Sport, ich bin eher derjenige, der mit den Kindern auf dem Boden liegt und malt“. Dennoch merkt er, dass vor allen Dingen die Jungs sich freuen, nicht nur weibliche Erzieher zu haben.

Ute Schubert, die Leiterin der Einrichtung, wünscht sich auch deshalb mehr männliche Kollegen: „Männer müssen beim Großwerden der Kinder dabei sein, sie spielen die gleiche Rolle wie Frauen, wenn nicht sogar eine Größere.“ Und auch für die Eltern sei es von Vorteil, einen männlichen Ansprechpartner zu haben. Gerade Väter fühlten sich besser verstanden und schätzen es, wenn ihnen ein männlicher Erzieher zur Seite steht. Auch bemerke sie eine aktivere Elternarbeit der Väter, seit sie „einen Mann im Haus haben“.

Beide wissen aber auch um die Vorurteile, denen sich männliche Erzieher ausgesetzt sehen. Alexander Pfaff hat diese nie am eigenem Leib erfahren müssen, aber schon von Kollegen gehört, denen Eltern untersagt haben, ihre Kinder zu wickeln. Er vermutet, dieser Kelch sei aufgrund seiner offenen Art an ihm vorbei gegangen. „Nur wenn die Leute mich kennen, können sie mir vertrauen“, bemerkt er dazu.

Männern, die den Beruf ergreifen wollen, rät er daher, keine Berührungsängste mit Eltern zu haben und empathisch auf diese zuzugehen. Auch Ute Schubert sagt, dass nur eine direkte Kommunikation dazu beiträgt Vorurteile abzubauen. „Wir sind die Basis im Bildungssystem, aber wir brauchen mehr Menschen“, konstatiert sie, hoffnungsvoll, dass sich unter diesen mehr Männer vom Schlage Alexander Pfaff befinden. Zum Glück hat er die Idee des Plattenladens verworfen.

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