Leverkusen Integration mit der Langhalsgitarre

Leverkusen · Die Musikschule Leverkusen und Theodor-Wuppermann-Schule besiegelten gestern ihre langfristige Zusammenarbeit.

Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, aber eines eint die Schüler aus Albanien, Russland, Albanien oder Rumänien: Sie alle spielen die siebensaitige Langhalsgitarre Baglama, die im Volksmund kurz "Saz" genannt wird, und die sie aus ihren Heimatländern kennen.

Noch sind es einfache Melodien mit wenig Harmoniewechseln, und Lehrer Muhammad Kuzey zählt laut den Takt dazu, um alle sieben Spieler zusammenzuhalten. Die Musikschule Leverkusen hat einen ganzen Satz dieser Instrumente angeschafft, finanziert zum größten Teil durch das Land und zum kleineren Teil durch den Förderverein der Musikschule und die Theodor-Wuppermann-Schule. An der Manforter Hauptschule findet der Baglama-Unterricht nämlich wöchentlich im Rahmen einer AG statt. Die Instrumente dürfen die Schüler zum Üben mit nach Hause nehmen. Ob sie es da am AG-Tag schon mal vergessen haben? "Noch nie!", kommt die Antwort prompt.

Alle Teilnehmer sind erst in den letzten beiden Jahren nach Deutschland gekommen und gehen in eine der sechs Internationalen Klassen. Besucht werden diese von 110 Schülern, insgesamt hat die Hauptschule 430 Schüler. So ein kleines System, in dem man jeden Schüler mit Namen kennt, sei für alle von Vorteil, betont die kommissarische Schulleiterin, Mareen Lethaus. Wer in den Internationalen Klassen ausreichende Sprachkenntnisse erworben hat, kann in Regelklassen wechseln. Ziel ist der Hauptschulabschluss in Klasse neun und eine anschließende individuelle Weiterqualifikation.

Dass Musik in der Phase weitgehender Sprachlosigkeit ein probates Verständigungsmittel ist, weiß Matthias Fromageot als stellvertretender Schulleiter der Musikschule von Berufs wegen. Als er vor zwei Jahren die erste internationale Gruppe im Gitarrenunterricht übernahm, habe er allerdings erst gemerkt, welchen Stellenwert die musikalische Kommunikation hat.

Einmal kam er verspätet zum Unterricht und staunte nicht schlecht, dass alle Teilnehmer schon fleißig bei der Arbeit waren, angeleitet von Mitschüler Sowhan Abdollahi, der bereits mit guten Gitarrenkenntnissen aus Afghanistan gekommen ist. Das funktionierte so gut, dass Fromageot sich zurückzog und ihm die Leitung ganz überließ.

Nachdem sich die Zusammenarbeit in der Praxis bewährt hatte, besiegelten die Vertreter von Musikschule und Theodor-Wuppermann-Schule gestern ihre Kooperation mit Unterschriften unter einem entsprechenden Vertrag, der damit Teil des Schulprogramms ist. Der sieht außerdem Keyboardunterricht für geflüchtete Jugendliche vor. Gefördert wird die Maßnahme "Bildungspartner NRW" zu 80 Prozent vom Land. Und das nicht nur als kurzes Projekt, sondern langfristig und verlässlich, betont Fromageot.

(mkl)
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