Leverkusen Die wilde Wupper als Fernsehstar
Leverkusen · Morgen zeigt der WDR die Fortsetzung der Fluss-Dokumentation. Gedreht hat sie der Naturfilmer Sigurd Tesche.
Vor etwa acht Jahren erschien Sigurd Tesches erste Dokumentation über die Wupper, die er darin als "Amazonas des Bergischen Lands" betitelte. Nun strahlt der WDR morgen, am Dienstagabend, die Fortsetzung der Natur-Doku aus. "Wir haben dieses Mal sogar Tiefflüge übers Wasser mit einem Helikopter gemacht", erzählt der preisgekrönte Filmemacher aus Witzhelden. Zwei Jahre lang hat Tesche an dem Film "Die Wilde Wupper" gearbeitet.
Ohne weitere Helfer wäre das gar nicht möglich gewesen. Mehrere Teams haben mehr als zwei Jahre auf der Lauer gelegen, um die schönsten Motive einzufangen. Und das ist teils harte Arbeit: "Wir hatten vier Tarnzelte, in denen wir schon mal bis zu zwölf Stunden ausharren mussten", erzählt Tesche. Doch nicht nur die Filmteams, auch Förster und Privatpersonen seien enorm an dem Projekt beteiligt gewesen. Dadurch, dass sie etwa bei Dachs- oder Fuchsnachwuchs Alarm geschlagen hätten, habe man zusätzliche Augen und Ohren gehabt.
Die braucht man auch bei einem Fluss, der von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein 116 Kilometer lang und laut dem Naturfilmer einem "Bergfluss ähnlich" ist. Da habe es bei den Dreharbeiten schon die eine oder andere gefährliche Situation gegeben. Besonders im Frühjahr, wenn die Wupper mehr Wasser führt, kann die Strömung sehr stark werden. "Einige aus dem Team sind im Wasser gelandet, die mussten wir erst mal wieder rausbekommen." Es sei aber niemandem etwas passiert. "Nur ein paar Unterwasserkameras haben etwas abbekommen", fügt der Witzheldener hinzu.
Der Dokumentarfilmer ist besonders für seine Unterwasserszenen bekannt. Die werden auch dieses Mal eine große Rolle spielen, verrät er. Denn die Wupper birgt eine große Artenvielfalt, die man so vielleicht gar nicht vor seiner Haustür erwartet. Eisvögel, Lachse und Welse sind im und am Fluss zu Hause. Und von Letzteren gebe es ganz besondere Aufnahmen. "Wir haben die Fische beim Ablaichen gefilmt", sagt Tesche. Das wäre vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen. "In den 1950er Jahren galt die Wupper quasi als biologisch tot." Mittlerweile hat sie sich weitestgehend erholt, gerade deshalb ärgert sich der 78-Jährige umso mehr, wenn Leute ihren Unrat im Fluss entsorgen. "Teils liegen da alte Kühlschränke oder Fernseher rum", moniert Sigurd Tesche.
Ein Naturfilmer braucht viel Geduld, aber manchmal kann er auch nachhelfen. "Ich plaudere jetzt mal ein bisschen aus dem Nähkästchen", kündigt der 78-Jährige an. Um etwa den scheuen Eisvogel einzufangen, habe das Team an einer seichten Stelle einen Plexiglas-Rahmen ins Wasser gebaut, der gleich mit mehreren Kameras ausgestattet war. "Da wurden dann Fische reingesetzt", erläutert Tesche. Hier konnte sich der hungrige Vogel nach Lust und Laune bedienen. "Dadurch sind besonders tolle Zeitlupenaufnahmen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven entstanden", schwärmt er sichtlich stolz.
Auf der fertigen Dokumentation ausruhen wird sich Sigurd Tesche allerdings nicht. Im Gegenteil: Er hat schon wieder neue Pläne: "Viel darf ich nicht verraten", sagt er. "Aber es wird ums Bergische Land gehen."