Leverkusen Blitz-Marathon: Mit 87 km/h über Dhünnstraße gerast

Leverkusen · Beim vierten landesweiten Blitz-Marathon waren am Dienstag viele Leverkusener gewarnt und vorsichtig: Nur wenige Autofahrer sind zu schnell unterwegs - ein Schwerpunkt der Kontrollen waren auch die Radfahrer

Blitz-Marathon: Polizeipräsident Wolfgang Albers an der B8
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An der Quettinger Straße herrscht mittags Hochbetrieb: Eltern holen ihre Kinder von der Don-Bosco-Schule ab, zum regen Durchgangsverkehr kommen abreisende Trauergäste aus der Kirche St. Maria. Motorrad-Polizist Fritz Weber steht gut sichtbar mit knallgelber Jacke am Lasergerät - beim vierten Blitz-Marathon scheint er der Mann für die ungewöhnlichen Fälle zu sein. Ausgerechnet ein alter Citroen HY war einer der wenigen, die das tagsüber geltende Tempo 30 missachten. Nach dem Wellblech-Wohnmobil wird ein grüner Kia herausgewunken: Der Fahrer mit griechischen Kennzeichen war mit 52 km/h unterwegs. Besonders einsichtig war er erst nicht. "Er hat zunächst gesagt, dass wir uns beeilen sollen, er hätte es eilig", sagt Weber. "Aber das hat er relativiert, sonst wäre er nicht fahrlässig sondern vorsätzlich zu schnell gewesen." Und dann gibt es eine Anzeige.

Messpatin an dem "Wutpunkt" ist Barbara Schwab: Sie ist Busfahrerin und hatte die Straße eigentlich als nächtliche Raserstrecke gemeldet. Doch da gilt Tempo 50 und werden keine Kinder gefährdet. Auch Mario Lück fuhr zu schnell: Der Leverkusener ärgert sich, dass er nicht an das Tempolimit gedacht hatte: "Ich bin extra zum Telefonieren rechts rangefahren und hatte danach den Kopf voll. Grade an Schulen passe ich eigentlich besonders auf, weil ich selber Kinder habe."

Einige Autofahrer sind hingegen um keine Ausrede verlegen: Ein Taxifahrer wurde auf dem Weg zum Flughafen geblitzt - obwohl er am Armaturenbrett einen großen Hinweis kleben hatte: "Achtung, heute Blitz-Marathon". Ein Autofahrer hatte sein neues Auto erst am Montag abgeholt und auf der Autobahn den Tempomat eingestellt - das Abschalten in der Stadt bei erlaubten 80 km/h dann aber vergessen.

In Köln und auf den Autobahnen gab es bis 18 Uhr mehr als 1300 Geschwindigkeitsverstöße, in Leverkusen wurden "nur" 89 Temposünder erwischt - 55 Mal gab es ein Verwarngeld, 34 Ordnungswidrigkeitsanzeigen und ein Fahrverbot: Eine 55-jährige Frau wurde mit 87 km/h auf der Dhünnstraße geblitzt - von Einsicht aber keine Spur. Erlaubt ist dort nur Tempo 30. Auf der A 1 vor dem Tunnel Lövenich raste ein 70-Jähriger aus Unna mit 161 km/h in eine Kontrolle, dort gilt Tempo 100.

Am Abend wollte die Polizei in Köln an sieben Biergärten betrunkene Radfahrer ins Visier nehmen "2012 gab es 88 Unfälle von Fahrradfahrern mit der Ursache Alkohol und fast alle wurden von den ihnen selber verursacht", sagte Polizeipräsident Wolfgang Albers bei der Kontrolle an der B8/Düsseldorfer Straße an der Stadtgrenze. Die Fahrrad-Polizisten waren gestern auch in Wiesdorf unterwegs - doch in der City sind die Radwege häufig für beide Fahrtrichtungen frei gegeben.

In beiden Städten waren es im vergangenen Jahr 2400 Unfälle mit beteiligten Radfahrern - die traurige Bilanz von fünf Toten, 1578 Verletzten und 216 Schwerverletzten führten zu diesem Kontroll-Schwerpunkt. "Sicher Radfahren geht nur miteinander", sagte Albers. Denn nicht nur die Vergehen der Radler, sondern auch das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer steht auf dem Prüfstand. Der große tote Winkel von Lkw wurde gestern mit einem großen gelben Dreieck veranschaulicht - darin hatte problemlos eine Gruppe Azubis Platz. Und auch in Taxis wirbt man ums Mitdenken: Der ADFC hat eine Aktion mit dem Deutschen Taxi- und Mietwagenverband (BZP) gestartet. Aufkleber an den Türen sollen Fahrgäste sensibilisieren: "Wir können nicht immer so ideal anhalten, die Gäste sind häufig im Stress und reißen einfach die Tür auf", sagt der Verbandsdelegierte Delegierter Dirk Redmann.

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