Leichlingen Wupperflut: Retter wehren sich

Leichlingen · Die Feuerwehr, die gemeinsam mit der DLRG am Wochenende einen Rettungseinsatz für einen Kanuten auf der Wupper gefahren hatte, weist den Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit zurück – und sie erhält Experten-Beistand.

Die Feuerwehr, die gemeinsam mit der DLRG am Wochenende einen Rettungseinsatz für einen Kanuten auf der Wupper gefahren hatte, weist den Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit zurück — und sie erhält Experten-Beistand.

Für die aufwändige Rettungsaktion, die Feuerwehr und DLRG am Wochenende für einen vermissten Kanuten auf der Wupper in Gang gesetzt hatten, gibt es jetzt Unterstützung von Expertenseite. Einige private Beobachter der Aktion hatten zuvor eine falsche Beurteilung der Lage bemängelt und gemeint, der Kanute sei trotz der starken Strömung in der Hochwasser führenden Wupper nicht wirklich gefährdet gewesen. Insofern sei die Aktion überzogen gewesen. Jochen Maaß, Freier Sachverständiger für Feuerwehr- und Rettungswesen, meldete sich daraufhin gestern zu Wort.

"Wahre Kompetenz"

In einem Schreiben an unsere Zeitung verwies er auf die DLRG in Leichlingen, die als einer der ersten Standorte in NRW über speziell ausgebildete Strömungsretter verfüge, die zusammen mit Bundespolizei, Bundeswehr und der Arbeitsgemeinschaft Berufsfeuerwehren geschult wurden. Sie übten solche Einsätze mindestens einmal pro Jahr unter so realistischen Bedingungen, dass für sechs Übende insgesamt 30 bis 40 Übungshelfer benötigt würden. "So entsteht wahre Kompetenz", betont Maaß, der findet, die Beobachter sollten sich bei eigener Unkenntnis entweder mit Kommentaren zurückhalten oder — falls sie doch Fachkenntnisse besitzen — diese als ehrenamtliche Einsatzkräfte zur Verfügung stellen.

Wenn es nach Solingens Feuerwehrchef Frank-Michael Fischer ginge, wäre das Fahren auf der Wupper bei Hochwasser und bei starker Strömung ohnehin verboten. Er meldete sich gestern ebenfalls bei unserer Zeitung, um den Vorwurf zurückzuweisen, dass Feuerwehr und DLRG nicht genügend für Rettungseinsätze in stark strömenden Gewässern geschult seien.

Er, so Fischer, teile die Ansicht des Solinger Dezernenten Robert Krumbeins, dass der Einsatz absolut notwendig gewesen sei. Allerdings bringt er nun eine weitere Variante des Ablaufs ins Spiel: Das Kentern sei vom Pressesprecher der Feuerwehr mit angesehen worden, Mann und Kajak seien getrennt worden. Der Sportler sei nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen gewesen, womit auch keine Kontaktaufnahme mehr möglich gewesen sei. Krumbein hatte gegenüber unserer Zeitung gesagt, dass der gekenterte Kanute um Hilfe gebeten haben.

Aber in einem besteht Einigkeit. Retter und Behörde stellen gleichermaßen die Frage: Was wäre passiert, wenn kein Einsatz gefahren worden wäre und der Mann sich nicht hätte retten können?

"Wer bei Hochwasser Kanu fährt oder im Lawinengebiet snowboarded, sollte großes Glück niemals mit Können verwechseln", meint auch Experte Jochen Maaß. Er sagt: "Die Friedhöfe und Intensivstationen sind voll mit Leuten, denen genau das passierte."

(RP)
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