Leverkusen Polizei kontra Pensionierungswelle

Leverkusen · Bei der Behörde auch im Rheinisch-Bergischen Kreis scheiden in den kommenden Jahren zahlreiche Beamte aus. Die Polizei hat ein Konzept entwickelt, dass die Auswirkung der Pensionierungswelle mindern soll. Polizeidirektor Manfred Frorath erläutert Einzelheiten.

 Polizeidirektor Manfred Frorath über die Pensionierungswelle: "Wichtig ist, wie wir mit dieser Entwicklung umgehen."

Polizeidirektor Manfred Frorath über die Pensionierungswelle: "Wichtig ist, wie wir mit dieser Entwicklung umgehen."

Foto: Uwe Miserius

Die Zahlen sprechen für sich: In den Jahren 2012 bis 2015 werden im Bereich der Polizei Rhein-Berg, zu der auch Leichlingen zählt, insgesamt 14 Beamte in den Ruhestand gehen.

Das entspricht 3,5 pro Jahr. Ab 2016 wird dieser Schnitt jedoch auf 13,9 pro Jahr steigen, ja geradezu explodieren. 125 Polizisten kehren der Kreisbehörde bis 2024 den Rücken und belegen damit: Der demografische Wandel macht auch um die Polizei keinen Bogen. "Daran können wir nichts ändern", sagt Polizeidirektor Manfred Frorath: "Wichtig ist, wie wir mit dieser Entwicklung umgehen."

Der Abteilungsleiter Gefahrenabwehr/Strafverfolgung hat im Auftrag von Landrat Rolf Menzel ein Konzept entwickelt, das die Pensionierungswelle zwar nicht verhindern kann, aber ihre Auswirkungen deutlich abmildert.

Von März 2010 bis Juli dieses Jahres gab es diverse Tagungen und Teilprojekte, gesteuert von einem Leitungsgremium aus Polizei-Führungskräften, das in zehn Treffen die Entwicklung sowohl reflektierte als auch vorantrieb. Einige wichtige Ergebnisse erläuterte Frorath jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung:

r Wissenstransfer Gerade diesem Bereich kommt bei der Polizei wichtige Bedeutung zu, wie Frorath betont: "Es sollte auf keinen Fall so sein, dass mit dem Ausscheiden der erfahrenen Kollegen, auch deren großer Erfahrungsschatz verschwindet."

Mit Hilfe eines Fragebogens wurden deshalb so genannte "Schlüsselpersonen" ermittelt, die ein besonderes Maß an Erfahrung und Fachwissen besitzen. Mit ihrer Hilfe wurde ein Leitfaden erarbeitet, der genau regelt, wie dieses Wissen an die weniger erfahrenen Kollegen weitergegeben werden kann. Teams könnten in dieser Hinsicht auch ausgewogener besetzt werden.

r Personaleinsatz Da gerade ältere Polizisten im Schichtdienst oft große Belastungen empfinden, sollen nach und nach Rotationsstellen eingeführt werden. "Bestimmte Stellen werden nicht mehr dauerhaft besetzt", sagt Frorath.

Stattdessen gibt es die Chance für Beamte ab 45, sich für ein Jahr darauf zu bewerben. "Charakteristisch für so eine Stelle ist unter anderem die kurze Einarbeitungszeit von maximal vier Wochen", erläutert der Polizeidirektor. "Die Kollegen können ohne regelmäßigen Schichtdienst dort körperlich auftanken, ohne sich allzu weit von ihrer alten Berufsumgebung zu entfernen." Nach anfänglicher Skepsis hier und da scheint die Akzeptanz für diese Stellen inzwischen zu wachsen.

r Betriebssport "Hier konnten wir einiges verbessern", sagt Frorath. So können Polizisten im Kreisgebiet entsprechend den Ergebnissen einer Umfrage Sport mit Übungsleitern treiben, aber auch in Fitnessstudios oder Vereine gehen oder in direktionsübergreifenden kleinen Teams Fußball oder anderen Sport ausüben. "Gerade bei den Fitnessstudios haben wir auch dafür gesorgt, dass unsere Beamten unfallversichert sind", betont Frorath. Das neue Angebot werde bereits sehr gut angenommen.

r Belastungsmanagement Eines der wichtigsten Elemente des neuen Konzepts ist die Verringerung von Belastungen im Arbeitsalltag. Auch hier wurden mit Hilfe von Workshops und Umfragen wichtige Erkenntnisse gewonnen.

"Es gab viele Kleinigkeiten, die wir relativ schnell verändern konnten", berichtet der Polizeidirektor — etwa die bis dato sperrige und störende Befestigung der Pistolenhalterung. Anderes habe mehr Zeit benötigt, "und natürlich konnten wir nicht alles umsetzen".

All diese Bausteine, bei der Erarbeitung sich die Kreispolizei an einem Pilotprojekt im westfälischen Borken orientierte, sollen dazu beitragen, Zufriedenheit zu erhöhen und die Polizei fit für den Alters-Umbruch zu machen. "Wir sind auf einem guten Weg", fasst Frorath zusammen.

Einen weiteren Baustein können die Behördenchefs aber nicht allein liefern. Dafür braucht's die Hilfe des Landes NRW: regelmäßige Neueinstellungen, die garantieren, dass die Pensionierungswelle keine größeren Lücken bei der Stellenbesetzung reißt.

(RP)
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