Azubis dringend gesucht Noch viele Ausbildungsplätze frei

Etliche Unternehmen in Leichlingen möchten ausbilden, finden aber oftmals nicht den passenden Nachwuchs.

 353 Lehrstellen sind im Kreis aktuell noch unbesetzt.

353 Lehrstellen sind im Kreis aktuell noch unbesetzt.

Foto: dpa/Martin Schutt

Das neue Ausbildungsjahr hat nun auch in den Betrieben begonnen, die zum 1. September ihre Auszubildende eingestellt haben. Im Rheinisch-Bergischen Kreis scheint die Situation für die Unternehmen laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit auf den ersten Blick komfortabel: Auf 1196 Ausbildungsstellen kamen 1528 Bewerber. Doch tatsächlich spiegeln die reinen Zahlen nicht die reale Lage: Die Stellenangebote decken sich zum einen nicht immer mit den Wünschen der Jugendlichen. Mancher Ausbildungsbetrieb ist zudem nicht glücklich mit den jungen Menschen, die bei ihm ins Berufsleben starten wollen.

Laut Statistik hatten im August 314 Bewerber im Kreis noch keinen Vertrag zum neuen Ausbildungsjahr unterschrieben, gleichzeitig waren 353 Stellen offen. Zu den am meisten nachgefragten Ausbildungsberufen zählten die Kaufleute für Büromanagement und im Einzelhandel, dicht gefolgt von Verkäufern und mit etwas mehr Abstand die Kfz-Mechatroniker. Am häufigsten angeboten aber wurden Ausbildungsplätze als Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, zahnmedizinische Fachangestellte und Friseure. „Die Aussichten auf einen Ausbildungsplatz stehen nach wie vor gut. Bis in den Oktober hinein besteht in der Regel die Möglichkeit, noch in eine Ausbildung einzusteigen“, betonte vor wenigen Tagen Marcus Weichert, Leiter der Agentur für Arbeit im Bezirk Bergisch Gladbach.

Doch nicht alle Unternehmen, die schon einmal ausgebildet haben, möchten das unbedingt wiederholen. „Die Einstellung mancher Jugendlicher zur Arbeit ist schwierig“, sagt beispielsweise Hans-Ulrich Bonus, der in den Edeka-Märkten in Witzhelden und Leichlingen ausbildet. „Dieses Jahr haben wir niemanden gefunden“, bestätigt Andrea John, Edeka Bonus-Marktleiterin in Witzhelden. Die Erfahrungen der letzten Jahre seien schlecht gewesen, das Interesse der jungen Menschen oftmals eher auf Freizeit denn aufs Arbeitsleben gerichtet.

„Warten auf den Richtigen“ lautet auch das Motto beim Heizungs- und Sanitär-Meisterbetrieb Peter Heimes. „Wir hätten einen neuen Auszubildenden genommen“, betont Andrea Heimes. Doch dringend gesucht habe der Betrieb nicht. „Die Auszubildenden müssen wirklich Lust haben, diesen Beruf zu erlernen. Wenn jemand sich nur bewirbt, weil er von den Eltern gedrängt wird, lassen wir es lieber“, sagt die Leichlingerin. Einen Grund für das fehlende Interesse am Handwerk sieht sie unter anderem in der Bezahlung: „Im Vergleich zur Industrie ist der Lohn oft geringer. Darüber tauschen sich die Jugendlichen natürlich aus und machen dann lieber etwas anderes“, weiß sie aus Erfahrung.

Einen Informationselektroniker Fachrichtung Geräte- und Systemtechnik bildet seit 1. August Stefan Clemen aus. Er bestätigt, dass es ausgesprochen schwierig gewesen sei, geeignete Bewerber zu finden. „Heute gehört schon eine ganze Menge Idealismus dazu, eine Ausbildung anzubieten. Da wünschen wir uns natürlich Flexibilität und Engagement bei den jungen Leuten“, sagt Clemen und berichtet, dass er erschreckend wenige Bewerbungen erhalten habe. „Letztlich waren es Zufall und ein Tagespraktikum, die uns den neuen Azubi gebracht haben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort